Aufstieg mit zwei Siegen im Blick

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Natürlich hofft der HSC 2000 Coburg am Sonntag auch wieder auf seine Fans, die die Mannschaft von Jan Gorr zu Höchstleistungen antreiben sollen. Fotos: Iris Bilek
Natürlich hofft der HSC 2000 Coburg am Sonntag auch wieder auf seine Fans, die die Mannschaft von Jan Gorr zu Höchstleistungen antreiben sollen. Fotos: Iris Bilek

HSC 2000 Coburg tritt am Freitag bei der SG BBM Bietigheim an, am Sonntag kommt TuS Ferndorf. Jan Gorr hofft auf den Einsatz von Matthias Gerlich.

Zehn aus acht - das ist die Lotterie des HSC 2000 Coburg. Denn aus den verbleibenden acht Spielen braucht Coburg zehn Punkte, um aus eigener Kraft den Aufstieg zu schaffen.
Doch zur Lotterie macht das Coburgs Trainer Jan Gorr nicht. Vor dem Doppelspieltag überlässt er nichts dem Zufall, bereitet sich akribisch wie eh und je auf die Partie am heutigen Abend bei der SG BBM Bietigheim um 20 Uhr und dem anschließenden Heimspiel am Sonntag um 17 Uhr gegen TuS Ferndorf vor.
Dass beide Teams ausgerechnet erst am letzten Spieltag im direkten Vergleich aufeinandertrafen (32:21-Heimsieg der SG) half ihm nicht wirklich weiter: "Da denkt man, man kann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, aber es ist schwierig, sich auf beide Teams zu konzentrieren, das wird zum Spagat."
Doch Gorr belässt es ja sowieso nicht bei einer Partie, sondern "vier bis fünf schaue ich mir schon an." Für Bietigheim ging es nach der Hinspielniederlage in Coburg nur aufwärts, haben sie sich nach einem Umbruch nach dem Erstliga-Abstieg im vergangenen Jahr erst finden müssen, vor allem in der Abwehr. Der torhungrigste Angriff der Liga könnte heute Abend sogar als erstes Team die 1000er Marke knacken, 30 Tore fehlen noch.


30 Tore auf 1000

Neben zahlreichen erfahrenen Spielern ist Max Emanuel im rechten Rückraum zu beachten. Er war Kapitän der U21-Auswahl, die im vergangenen Jahr WM-Bronze nach zweimaliger Verlängerung gewann. Das Knacken der 1000er-Marke beim Gastgeber will Gorr natürlich verhindern, "indem wir ihr Tempospiel in den Griff bekommen, ihr sehr präzises Aufbauspiel unterbinden und die kompakte 6:0-Abwehr aushebeln."
Ob Matthias Gerlich bereits heute wieder aufs Parkett zurückkehrt, oder erst am Sonntag, muss der HSC-Trainer abwarten. Für Jan Kulhanek und Romas Kirveliavicius wird es ein Wiedersehen mit ihren alten Teamkollegen. An den Kreis wird Gorr "Kiwi" aber nicht stellen: "Wir haben da anderes gutes Personal, das ist eine spezielle Sache in der österreichischen Nationalmannschaft." Dort spielte er bei den letzten Länderspielen auch auf der Kreisposition.


Rot-Sünder unter sich

Am Sonntag treffen dann die Rotsünder-Teams aufeinander, TuS Ferndorf mit zehn, der HSC 2000 Coburg mit sieben roten Karten. Ferndorf ist auch "Tabellenführer" bei den Zeitstrafen. Im Hinspiel gab es allein im ersten Durchgang elf Hinausstellungen. Daraus ist schon ersichtlich, welch intensives Spiel die HSCler erwartet, auch wenn die Partie in Ferndorf klar gewonnen wurde.
"Das ist von der Gesamtkonstellation eine anspruchsvolle Aufgabe, weil die Ferndorfer neben der 6:0-Deckung gerne mit einer 3:2:1-Deckung operieren. Dies müssen wir taktisch lösen", wird Gorr sein Team am Samstag darauf einstellen. Im Hinspiel gelang dies mit vielen einfachen Toren per Gegenstoß. Auch das wird wieder ein Rezept sein.
Der Gegner hat sich aber verstärkt. "Mit Dragos Oprea, einem gerissenen, abgezockten Linksaußen", so Gorr. Der 21fache Nationalspieler wurde vom THW Kiel geholt, hat 431 Erstliga-Einsätze. Hinzu kommt Marijan Basic im linken Rückraum. "Und diesmal haben sie Alexander Koke dabei, der Kopf der Mannschaft, von dem die Spielsteuerung ausgeht." Koke, der die Arena in Coburg aus seiner Zeit bei der TSG Münster kennt, fehlte in der Hinrunde mit einem Kieferbruch.
In jedem Fall sind es zwei anspruchsvolle Aufgaben für die Coburger. Übersteht der HSC diese unbeschadet, rollen die Lotteriekugeln endgültig ganz klar Richtung 1. Liga.

Die Aufgebote für die zwei Coburger Spiele
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel - Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm, Matthias Gerlich, Sebastian Kirchner, Jiri Vitek, Steffen Coßbau, Florian Billek, Till Riehn, Adnan Harmandic, Girts Lilienfelds, Romas Kirveliavicius. - Trainer: Jan Gorr.

SG BBM Bietigheim: Gorobtschuk, Edvardson - Haller, Rentschler, Salzer, Dahlhaus, Schäfer, Gerdas, Barthe, Scholz, Döll, Emrich, Emanuel, Lohrbach. - Trainer: Hartmut Mayerhoffer.
SR: Sascha Wild (Elgersweier) / Fabian Baumgart (Altenheim).

TuS Ferndorf: Rottschaefer, Puhl - Trivic, Oprea, Koke, Paladin, Basic, Schneider, Bettig, Ronge, Volentics, Mestrum, Sartisson, Baumgärtner. - Trainer: Michael Lersch.
SR: Julian Köppl / Dennis Regner (Bingen).

So sehen es die beiden HSC-Gegner
Der große Respekt vor dem HSC 2000 Coburg ist unüberhörbar
Ein Auswärts- und ein Heimspiel erwartet den HSC 2000 Coburg. Die Trainer der Gäste sehen natürlich die Coburger als Favoriten an.


Die Arena genießen

Michael Lerscht, Trainer des TuS Ferndorf, mag den Blick auf die Tabelle nicht. Meist stand sein Team zwar "über dem Strich", jedoch auf Grund der engen Konstellation in Sachen Abstieg kann seine Mannschaft noch lange nicht sicher sein: "Man kann sich zwar davon nie freisprechen, aber nach vielen verrückten Ergebnissen bringt es nichts, darauf zu achten. Ich will mich selbst nötigen, nicht mehr auf die Tabelle zu schauen, aber immer gelingt das nicht." Vor dem Spiel in Coburg hat Ferndorf den Mitabsteiger Wilhelmshavener HV zu Gast:
"Darauf liegt ganz klar unser Fokus. Mit Coburg habe ich mich im Augenblick noch gar nicht auseinandergesetzt. Das werde ich am Samstag machen. Ich kann mich nur noch erinnern, dass der HSC bei uns sehr gut gespielt hat, gut stand in der Abwehr mit einem starken Torhüter dahinter und viele Gegenstöße gelaufen ist."
Viel rechnet sich der Ferndorfer Trainer in Coburg nicht aus: "Es wäre vermessen zu sagen, dass wir in Coburg punkten. Die Coburger haben Erlangen geschlagen, Minden geschlagen, gegen Friesenheim unentschieden gespielt. Wir wollen einfach die Atmosphäre in dieser tollen Arena aufsaugen und unser bestmögliches Spiel bieten, egal was am Ende dann auf der Anzeigetafel steht. Coburg und uns trennen Welten, aber für Jan Gorr freut es mich, dass er bald in der 1. Liga trainieren kann."


Bietigheim zusammen gewachsen

Der Trainer der SG BBM Bietigheim, Hartmut Mayerhoffer, ist froh, dass sich seine Mannschaft gefangen hat: "Es ist nie schön, so eine Niederlagen-Serie zu haben, wie wir zu Beginn. Aber unser Team ist zusammengewachsen. Es war natürlich nach dem Abstieg ein schwieriges Jahr für uns, aber wir wollten auch nie um die Aufstiegsplätze mitspielen, weil wir uns ja doch in einem Umbruch befinden."
Einen Aspekt hat der SG-Trainer für das Klettern vom Tabellen-Ende ins Mittelfeld ausgemacht: "Das war die Rückkehr in unsere Heimathalle am Viadukt in Bietigheim. Wir haben dort die gleiche Zuschauerzahl wie in Ludwigsburg, aber in der Viadukthalle ist es ein Hexenkessel und die Stimmung besser. Außerdem ist es unsere Halle, weil wir dort trainieren und letztendlich haben wir nur gegen Friesenheim einen Punkt abgeben müssen."
Was erwartet Mayerhoffer von der Partie gegen Coburg?: "Wir müssen unsere Leistung der letzten Wochen bestätigen. Das Niveau, das wir da hatten, spiegelt unseren Leistungsstand wieder. Aber Coburg hat in der Runde seine Klasse bewiesen und ausgespielt, die Top-Teams geschlagen bzw. gegen Friesenheim Remis gespielt. Es wäre vermessen zu sagen: Wir schlagen Coburg." rbi