"Sonneberger Blick": Es gibt wieder etwas zu sehen

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Rainer Göbel, der Vorsitzende der Bergfreunde, ist zufrieden. Ohne den THW-Einsatz hätte der Verein, der sich um den Muppberg kümmert, den Blick nach Sonneberg nicht wieder frei bekommen können. Fotos: Rainer Lutz
Rainer Göbel, der Vorsitzende der Bergfreunde, ist zufrieden. Ohne den THW-Einsatz hätte der Verein, der sich um den Muppberg kümmert, den Blick nach Sonneberg nicht wieder frei bekommen können. Fotos: Rainer Lutz
Rainer Göbel markiert einen Baum, der entfernt werden soll, damit der Sonneberger Blick wieder seinem Namen gerecht wird.
Rainer Göbel markiert einen Baum, der entfernt werden soll, damit der Sonneberger Blick wieder seinem Namen gerecht wird.
 
Ein THW-Mann zieht das Seil nach unten, um Stämme zu bergen.
Ein THW-Mann zieht das Seil nach unten, um Stämme zu bergen.
 

Das THW Coburg sorgte im Auftrag der Bergfreunde dafür, dass der "Sonneberger Blick" auf dem Muppberg wieder seinem Namen gerecht wird.

Es zischt, als Rainer Göbel einer Fichte am Nordost-Hang des Muppbergs aus einer Spraydose einen roten Fleck verpasst. Der Vorsitzende der Bergfreunde '70 ist nicht unter die Graffitti-Sprüher gegangen. Er markiert Bäume, die weichen sollen, damit Wanderer auf dem Muppberg vom "Sonneberger-Blick" aus die Nachbarstadt in Thüringen auch wieder sehen können.

Freie Sicht war hier garantiert, solange die unmenschliche Grenze Deutschland teilte. Während des kalten Krieges standen an der Stelle regelmäßig Beobachter der US-Streitkräfte, um die Grenze und das nahe Sonneberg im Blick zu haben. Daher wurde stets dafür gesorgt, dass die Aussicht nicht durch Bewuchs gestört wurde. Doch das ist fast 25 Jahre her.

"Wir haben die Büsche vor der Ruhebank mit unseren Leuten von den Bergfreunden weggemacht", sagt Göbel.
Doch die großen Fichten und Lärchen, die weiter unten am steilen Berghang hochgewachsen sind, die lassen sich nicht so leicht "wegmachen". Hier sind Sachkunde und schwere Ausrüstung gefragt, die die Bergfreunde nicht verfügbar haben.

Nun hat sich mit dem Technischen Hilfswerk (THW) ein Partner gefunden, der beides hat. Am Samstag rückten 25 Einsatzkräfte an und den von Rainer Göbel markierten Bäumen zu Leibe. Es ist keine leichte Arbeit, die Bäume in dem steil abfallenden Gelände zu fällen, aufzuarbeiten und das Holz zu bergen.

Übung für THWler

Mit der Ausrüstung des THW ist es aber zu schaffen. Gleichzeitig ist es eine wichtige und willkommene Möglichkeit für die THW-Leute, den Umgang mit Kettensäge und Winde zu üben, damit im Bedarfsfall, alle wissen, wo sie anpacken müssen.

Auch wenn mit starker Mannschaft und schwerem Gerät gearbeitet wird - Rainer Göbel möchte es nicht übertreiben: "Ich will die freie Sicht. Aber ich will auch, dass wir die Natur so weit wie möglich schonen", betont er. Deshalb hat er sich beim Ansprühen sehr zurückgehalten. "Wenn die Bäume so weit weg sind, wie wir sie markiert haben, dann schauen wir erstmal, ob wirklich noch mehr weg muss", erklärt er. Das Ziel der Bergfreunde bei der Fällaktion mit dem THW ist ja, dass der Blick in Richtung Sonneberg für etliche Jahre wieder frei bleibt. "Wenn kleinere Bäume oder Büsche aufwachsen, dann können wir die selbst beseitigen", sagt Göbel.

Dass der Sonneberger Blick wieder frei wird, lag Göbel und den Bergfreunden sehr am Herzen. Besonders, seit im vergangenen Jahr der Neustadt-Blick im hoch gelegenen Sonneberger Stadtteil Wehd eingeweiht wurde. Schließlich sollen die Blicke in beide Richtungen möglich sein und nicht nur einseitig.

Eigentümer des Waldes am Muppberg ist der Forstbetrieb Coburg der Bayerischen Staatsforsten. "Wir sind dem Forst sehr dankbar, dass es so problemlos geregelt werden konnte, die Genehmigung für das Freischneiden zu bekommen", betont Rainer Göbel die gute Zusammenarbeit.

Jede Menge Werkzeug

Inzwischen ist das THW da. Mit schweren Lkw, Radladern und jeder Menge Werkzeug gehen die Männer an die Arbeit. Was für die Bergfreunde mit ihren Möglichkeiten gar nicht zu leisten gewesen wäre, ist in Stunden getan. Bäume fallen, werden entastet. Die Stämme mit Winden nach oben zur Linder Ruh gezogen und dort aufgelegt, damit sie vom Forstbetrieb abgeholt werden können.

"Wir schneiden auf fünf Meter Länge", erklärt der Einsatzleiter. Dass er Göbel heißt, ist kein Zufall. René Göbel ist der Sohn des Bergfreunde-Vorsitzenden. Dass er dem Verein und dem eignen Vater einen Gefallen tut mit dieser Aktion, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für die Einsatzkräfte hier noch um etwas anderes geht: Übung.

"Die Leute müssen den Umgang mit dem scheren Gerät immer wieder üben, wenn sie im Einsatzfall fit sein sollen", erklärt Göbel Junior. "Außerdem können wir hier unsere digitalen Handfunkgeräte gut testen", sagt er. Es ist wichtig, im Ernstfall zu wissen, was die Geräte leisten, wie weit man sich auf sie verlassen kann. Das gilt auch für das Großgerät. Wie sich zeigt, macht eine Winde an einem Lkw Probleme. So etwas zeigt sich besser bei einem Übungseinsatz, als wenn es darauf ankommt, dass alles funktioniert.

Am Samstagnachmittag jedenfalls verließen zufriedene THW-Leute und noch zufriedenere Bergfreunde den Muppberg. Der Übungszweck war erfüllt und der Blick in Richtung Sonneberg ist für Jahre wieder frei. Rainer Göbel war einer der ersten, der ihn genoss.