Auf den Straßen sieht man sehr wenige Menschen und sehr, sehr wenige Autos. Kein Gasthaus, kein Cafe, kein Hotel hat geöffnet. Es ist also sehr, sehr ruhig. Ich empfinde es aber nicht als beklemmend. Ich schaue, dass ich ab und zu in den Garten komme, auch meine Frau geistert da mit herum. Wir leben ein sehr zurückgenommenes, heruntergefahrenes Leben. Es ist wirklich ruhig.
Wie gehen die Menschen mit den Beschränkungen um?
Ich war gestern bei einem Arzt. Vor mir standen zwei Personen, wir haben schön Abstand gehalten und aufgepasst. Jeder hofft halt, dass die Krise bald vorbei ist. Dramatische Ereignisse hat es noch nicht gegeben. Wir haben im Ort einige Corona-Erkrankte; aber auch einige, die schon wieder gesund sind. Die Lage ist ruhig und es gibt keinerlei Hysterie. Ich bin zwar kein Fachmann, aber ich habe das Gefühl, dass wir in Österreich gut unterwegs sind und es nicht so dramatisch wie in Italien werden wird.
Wie groß ist die Sorge bei den Tourismusbetrieben in Irdning, dass die Einschränkungen noch sehr lange dauern?
Die Situation ist sicher problematisch. Wobei die Ausgangsbeschränkungen derzeit noch kein großes Problem darstellen. Jetzt, im April, sind wir in einer eher ruhigen Phase für den Tourismus. Freilich wäre es jetzt, zumindest am Vormittag, noch wunderbar zum Skifahren. Aber davon haben die Leute Anfang, Mitte April dann eh genug. Ich höre von Betrieben momentan keine großen Beschwerden.
In vier Wochen hätte eine große Delegation aus Ahorn nach Irdning kommen wollen. Was hätte sie da erwartet?
Bei uns in Irdning ist am 1. Mai großer ein Kirtag mit vielen Ständen, Bierzelt und einem riesigen Menschenauflauf. Die Einnahmen aus diesem Tag sind besonders für unseren Sportverein sehr wichtig. So eine Veranstaltung kann nicht verschoben werden, sie wurde jetzt offiziell abgesagt. Da wollten uns die Ahorner auch besuchen, aber jetzt ist die Partnerschaft gezwungener Maßen ruhend gestellt.
Wie gut und eng ist die Partnerschaft aus ihrer Sicht?
Mich freut, dass die Jugend inzwischen intensiver an unserer Partnerschaft arbeitet als dies noch vor ein paar Jahren der Fall war. Es war eine Zeit lang relativ ruhig. Aber jetzt sind zum Beispiel unsere jungen Musiker mit den Witzmannsbergern in gut kameradschaftlicher Verbindung. Deshalb wollte die Jugendblaskapelle ja am 1. Mai zu uns kommen und sich früh um 6 Uhr am musikalischen Weckruf der Musikvereine mit beteiligen. Für die Musiker ist das immer eine anstrengende Angelegenheit (lacht), aber für die Partnerschaft wäre das eine gute Sache gewesen. Aber leider ist das alles jetzt abgesagt.
Hat es Probleme gegeben, weil alles abgeblasen werden musste?
Wir haben mit den Ahornern ein paar Mails hin und her geschrieben und ich habe mich mit unseren Beherbergungsbetrieben in Verbindung gesetzt. Es waren immerhin 50 Personen aus Ahorn für drei Nächte angemeldet. Unsere Gastronomen hatten aber vollstes Verständnis für die Situation, das war überhaupt kein Problem. Sie haben eh ja alle schon zugesperrt. Und sie werden auch nicht so schnell aufmachen. Man sagt, dass bei uns der Höhepunkt der Erkrankungen Mitte April/Anfang Mai kommen soll.
Wie oft waren sie schon im Coburger Land?
12 bis 15 mal sicher. Anfang der 80-er war ich zum ersten Mal in Coburg. Ihr habt eine schöne Gegend, das Essen ist gut und vor allem das Bier ist süffig (lacht). Und: Ihr seid so gastfreundlich! Was die Ahorner jeden Mal veranstalten, wenn wir kommen, ist der Wahnsinn!
Fällt Ihnen auf Anhieb eine Ersatzveranstaltung für den 1. Mai ein, zu der die Ahorner mal nach Irdning kommen sollten?
Für den 1. Mai haben wir überhaupt keinen Ersatz geplant. Ich habe deshalb schon mit Frank Haug gesprochen und gesagt, dass es im Herbst bei uns immer wunderschön, aber auch ein bisschen schlecht ist. Im September beginnt wieder die Schule, dann werden auch die Tage kürzer. Und wenn die Tage kürzer werden, ist es bei uns nachts schnell kalt. Deshalb werden wir uns heuer auf private und kurze Besuche beschränken müssen. Die Idee mit dem großen Treffen am 1. Mai werden wir einfach aufs nächste Jahr verschieben. Ich muss Ihnen aber noch eine ganz liebe Geschichte erzählen.
Aber gerne doch - nur raus damit!
Bürgermeister Martin Finzel hat uns als begeisterter Musiker musikalische Grüße geschickt. Er ist ja Trompeter und hat für uns das Grimminglied gespielt. Der Grimming ist unser markanter Hausberg. Deshalb hat der Bürgermeister das Grimminglied gespielt und uns viele Grüße sowie beste Wünsche geschickt. Da war eine echt gute Idee!