So funktioniert Integration in Coburg

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Die gesamte Schülerschaft der Rückertschule bildete Anfang Mai die Kulisse für die beiden Hauptdarsteller Fatima Aaghazada (Mitte) und Gurgen Barseghyan (rot-kariertes Hemd) bei den Dreharbeiten auf dem Coburger Marktplatz. Elisabeth Niestroj
Die gesamte Schülerschaft der Rückertschule bildete Anfang Mai die Kulisse  für die beiden Hauptdarsteller Fatima Aaghazada (Mitte) und Gurgen Barseghyan  (rot-kariertes Hemd) bei den Dreharbeiten auf dem Coburger Marktplatz. Elisabeth Niestroj
Thomas Nowak (rechts) steckte Robert Wollborn die Ehrennadel an, die zur Dank-Medaille gehört.Ulrike Nauer
Thomas Nowak (rechts) steckte Robert Wollborn die Ehrennadel an, die zur Dank-Medaille gehört.Ulrike Nauer
 

"Träum, Alex!", der Video-Clip der Übergangsklasse der Rückertschule, kam bei den Senatsmitgliedern bestens an.

Mit einem bekannten Fernseh-Schauspieler arbeiten zu dürfen, ist ein besonders Privileg, das im aktuellen Schuljahr die Ganztags-Übergangsklasse 8üG der Rückertschule genießen konnte. Gemeinsam mit "Tatort"-Kommissar Andreas Leopold Schadt hatten sie den Video-Clip "Träum, Alex!" gedreht. Er erzählt von einem geflüchteten Jugendlichen, der in Coburg eine neue Heimat findet. Durch seine Leidenschaft, das Tanzen, findet der junge Mann schließlich Anschluss.
Hauptdarsteller Gurgen Barseghyhan musste trotz seines enormen Talents erst einmal überredet werden, vor der Kamera als "Alex" zu tanzen. Das berichtete Film-Profi Andreas Leopold Schadt dem Jugendhilfesenat, nachdem in der Sitzung am Donnerstag der Clip gezeigt worden war. Dabei habe die Kommunikation nicht immer verbal funktioniert, wie Schadt schildert. "Da kann man eben nicht einfach auf Fränkisch sagen: ,Jetzt musst a mal traurig gucken!‘"
Doch auch ohne Worte sei es dem Profi-Schauspieler gelungen, dass die Jugendlichen ihren Gefühlen Ausdruck geben konnten, sagte Sozialpädagogin Elisabeth Niestroj, die ebenfalls dem Team angehörte. "Das hilft ihnen im Alltag enorm, gerade angesichts des Weges, den diese Jugendlichen hinter sich haben."
Zwölf Tage zu je neun Unterrichtsstunden arbeiteten die Schüler mit dem Team, zu dem neben Schadt und Niestroj auch Ulricht Schmerbeck von der Kommunalen Jugendarbeit und der Lehrer der 8üG, Gregor Malinowski, gehörten.
Eine große Herausforderung sei es gewesen, aber mit dem Ergebnis sind nicht nur die "Macher" zufrieden. Auch bei den Senatsmitgliedern kam der gut zehnminütige Clip sehr gut an. Wie denn der Film nun unter die Leute gebracht werden solle, fragte etwa Jürgen Heeb (WPC). Gerne bei einer Premiere im Kino, sagte Andreas Leopold Schadt. Dazu bestehe aber noch Klärungsbedarf mit der Gema.
Eigentlich sollte es weitere Clips zur Reihe "My Coburg" geben, doch obwohl die Initiative dazu seinerzeit auch vom Stadtmarketing ausging, sei man dort wohl nicht an einer Fortführung des Projektes interessiert, so Schmerbeck. Deshalb werden nun dringend Sponsoren gesucht, um weiter arbeiten zu können.


Hilfe für schwierige Schüler

An sechs Schulen in Coburg wird bereits seit Jahren die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) angeboten, die Einzelfallhilfe für schwierige Schüler leistet. Zum Beginn des neuen Schuljahres sollen nach jeweils einstimmigen Beschlüssen des Jugendhilfesenats im Herbst die Grundschule Neuses und die Luther-Grundschule neu dazukommen.
Christian Müller (CSB), der einst den Antrag gestellt hatte, dieses Angebot an allen Schulen der Stadt einzuführen, konnte es selbst kaum glauben: Der Antrag ist bereits zehn Jahre alt - hat aber an Aktualität nichts eingebüßt. "Und das sind auch keine verlorenen Jahre", betonte Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD).
Förderfähig sind ausschließlich Schulen, an denen der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund bei mindestens 20 Prozent liegt. Die Grundschule Neuses und die Luther-Grundschule erfüllen beide diese Voraussetzung. Die Heimatringschule, die auch ganz oben auf der Prioritätenliste steht, schaffte es 2018 nicht ganz, ist aber im Stufenplan, den der Senat am Donnerstag beschlossen hat, schon für nächstes Jahr vorgemerkt, ebenso wie die Grundschule Ketschendorf.
Die Leiterinnen der beiden Grundschulen, Barbara Hannweber (Lutherschule) und Jasmin Müller-Alefeld (Neuses) hatten bei der Stadt entsprechende Anträge gestellt. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund liege in Neuses, nicht zuletzt wegen der dortigen Asyl-Unterkunft, bei fast 28 Prozent. In der Lutherschule seien es gar über 40 Prozent, wie Hannweber mitteilte.
Dazu kämen Kinder, die im Frauenhaus lebten, Kinder aus "bildungsfernen" Familien und eine große Zahl von Trennungs- oder Scheidungskindern, schreibt Hannweber.
Als die JaS seinerzeit eingeführt wurde, wurde sie zunächst nur an Hauptschulen angeboten, ab 2011 dann auch an Grundschulen. "Wir wollen möglichst früh mit der Prävention anfangen", erklärte Jugendamtsleiter Reinhold Ehl. Wegen der noch unklaren Förderung über 2019 hinaus, wäre es klug, so Ehl, so viele Coburger Grundschulen wie möglich mit dem Jas auszustatten. "Dann wären wir ab 2020 sicher!"


Dank-Medaille in Bronze für Robert Wollborn

Als "streitbarer Verfechter für Kinderschutz, Beteiligung und Familienbildung" sei er der breiten Öffentlichkeit bekannt. So beschrieb Dritter Bürgermeister Thomas Nowak den früheren Vorsitzenden des Deutschen Kinderschutzbundes in Coburg, Robert Wollborn, als er ihm am Donnerstag in der Sitzung des Jugendhilfesenats die Medaille "Die Stadt Coburg dankt" in Bronze verlieh.
Nowak erinnerte an die vielen Stationen in Wollborns ehrenamtlichem Engagement: vom Kinderstadtrat, über "Die Kiste" bis hin zum Familienzentrum in der Judengasse, um nur einige Eckdaten zu nennen.
"Das klingt alles so, als sei ich Einzelkämpfer", kommentierte Wollborn. Das sei aber nicht der Fall, sondern funktioniere nur gemeinsam mit der Stadt, den Kollegen und Unterstützern.