Seßlacher Stadtpfarrer wird Priesterausbilder

5 Min
Zum Abschied gönnte sich Pfarrer Stefan Fleischmann (links) beim Seßlacher Altstadtfest noch einen Probeschluck im Kommunbrauhaus mit Stefan Pachsteffl. Mit den Seßlacher "Mönchen" verbrachte Fleischmann einmal ein Wochenende auf dem Kreuzberg: "Wenn Sie die Kutte tragen, müssen Sie auch einmal mit mir ins Kloster." Foto: Bettina Knauth
Zum Abschied gönnte sich Pfarrer Stefan Fleischmann (links) beim Seßlacher Altstadtfest noch einen Probeschluck im Kommunbrauhaus mit Stefan Pachsteffl. Mit den Seßlacher "Mönchen" verbrachte Fleischmann einmal ein Wochenende auf dem Kreuzberg: "Wenn Sie die Kutte tragen, müssen Sie auch einmal mit mir ins Kloster." Foto: Bettina Knauth

Pfarrer Stefan Fleischmann sieht sich als Brückenbauer und setzt sich für eine Ökumene ein, die über gemeinsame Gottesdienste hinausgeht.

"Eine Gemeinde ist uns nur auf Zeit anvertraut", sagt Stefan Fleischmann. Zum 1. September verlässt der Seßlacher Stadtpfarrer das Coburger Land. Seine neue Wirkungsstätte wird das Bischöfliche Priesterseminar in Würzburg sein. Im Interview zieht der gebürtige Kronacher Bilanz seiner Seßlacher Zeit. Freimütig gesteht der 43-Jährige ein, wie schwer ihm der Abschied fällt.

Was haben Sie an den Menschen in der Umgebung besonders zu schätzen gelernt?
Stefan Fleischmann: In den sieben Jahren, die ich hier tätig sein durfte, habe ich bei vielen Menschen, mit denen ich zu tun hatte, eine wohltuende Gelassenheit verspürt. Gemeinsam haben wir versucht an einem Strang zu ziehen, Dinge anzupacken und Kirche zu gestalten. Dabei habe ich eine wertschätzende Offenheit erlebt, die es ermöglichte, Neues auszuprobieren, Ideen anzunehmen.
Nie habe ich gehört: "Das machen wir hier nicht."

An welche Momente werden Sie besonders gern zurückdenken?
Die Gottesdienste zählen für mich zu den schönsten Erlebnissen. Dabei habe ich immer wieder die spirituelle Dimension gespürt, die tiefer geht, über das gesprochene Wort, das gesungene Lied oder "nur" Brot und Wein hinaus. Als Priester stehe ich am Altar und bin ich dabei nur ein Werkzeug, das Gott zu Hilfe nimmt, um an seinen Geschöpfen zu handeln. Das zu spüren ist für mich ein großartiges Geschenk. Als zweites waren mir die Begegnungen mit den Menschen sehr kostbar.

Bei einem Bier oder Kaffee ergaben sich oft tiefe Gespräche über Gott und die Welt. Gedanken aus diesen Gesprächen habe ich oft abends oder im Kloster in das persönliche Gebet aufgenommen. Drittens werde ich viele Ereignisse in guter Erinnerung behalten: ökumenische Gottesdienste, Wallfahrten, Bischofsbesuche, die Dialogpredigt mit dem damaligen Bürgermeister Hendrik Dressel, Klosterwochenenden mit Seßlacher Männer und Frauen, die Sternsinger-Aktionen, dazu Ministranten-Wochenenden, Mitarbeiterausflüge und Sitzungen mit anschließendem geselligen Beisammensein, die Gemeinschaft im Pfarrhaus - die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Der Gottesdienst zu meiner Verabschiedung am 3. August stand unter dem Motto "Ich hüte das Empfangene wie einen großen Schatz. Vertrauensvoll blicke ich nun Neuem entgegen."

Welche Ecken des Coburger Landes haben Ihnen besonders gefallen?
Da zur Pfarreiengemeinschaft Seßlach vier Pfarreien zählen, bin ich im Coburger Land zwischen Seßlach (mit Dietersdorf, Dürrenried, Oberelldorf, Wasmuthhausen und Rothenberg), Autenhausen (mit Gleismuthhausen), Neundorf (mit Altenhof, Tambach, Weidach und Witzmannsberg) sowie Kaltenbrunn gependelt. In besonderer Weise sind mir die Menschen mit den 15 Kirchen ans Herz gewachsen. Ich habe jede gerade nochmals besucht, leer, an einem Werktag, um Abschied zu nehmen. Auch die schöne Landschaft habe ich genossen: Beim Nordic Walking, das war hier praktisch, musste ich nur vor die Tür treten, um mittendrin zu sein.

Seßlach ist die katholische Hochburg des Landkreises. Ist die Arbeit des Stadtpfarrers hier einfacher als in den überwiegend protestantischen Kommunen?
Das kann ich nicht beurteilen. Mir war es als Pfarrer immer ein großes Anliegen in der Pfarreiengemeinschaft Sesslach Einheit zu stiften und Brücken zu bauen. Ich habe versucht einen Konsens herbeizuführen, damit wir Projekte gemeinsam auf den Weg bringen können.

Hierbei hatte ich viele "Mitstreiter" und Weggefährten. Mit dem ehemaligen Heilgersdorfer Pfarrer Matthias Hain oder dem Pfarrerehepaar Neeb in Gemünda habe ich auf Augenhöhe zusammengearbeitet. Auch ihnen verdanke ich manch neue Perspektive, einen geweiteten Blick. Regelmäßig pflegten wir auf breiter Basis ökumenische Kontakte von Gemünda bis Kaltenbrunn, in der sogenannten "Nord- und Südkonferenz". Wir tauschten uns aus und planten gemeinsame Aktionen, wie die Sternsinger-Aktion.

Ökumene in der Liturgie reicht nicht aus, sie muss sich auch auf die Verkündigung und den Dienst am Nächsten erstrecken. Wichtig ist der Dialog über das, was uns verbindet und was uns - noch - trennt. Das darf nicht allein auf Amtsebene stattfinden und muss zu gemeinsamen Projekten führen, die beiden Konfessionen zugutekommen. Ökumene muss gegebenenfalls auch eingefordert werden.

Wie geht es bei der Nachfolge des Seßlacher Stadtpfarrers weiter?
Mein Nachfolger wird Norbert Lang, der zuletzt 16 Jahre in der Altenkunstädter Pfarrei "Mariä Geburt" tätig war. Er wird am 14. September um 17 Uhr mit einer Eucharistiefeier in der Stadtpfarrkirche offiziell in sein Amt eingeführt werden. Ich bin dem Erzbischof dankbar, dass er sich persönlich um die Nachfolge gekümmert hat, und danke auch Pfarrer Lang, dass er sich nochmals auf einen neuen Seelsorgebereich einlässt. Von der Gemeinde wünsche ich mir, dass sie ihn offen empfängt. In den vier Pfarrgemeinderäten und 13 Kirchenverwaltungen engagieren sich viele Ehrenamtliche, die für Kontinuität in der Pastorale sorgen.

Welche Aufgaben in der katholischen Kirche warten nun auf Sie?
Erzbischof Dr. Ludwig Schick fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte als Subregens der Priesterseminare in Würzburg und Bamberg tätig zu werden. Ich habe dieses Stellenangebot angenommen, wie damals vor sieben Jahren, als er mir die Stelle in Seßlach anbot. Als stellvertretender Hausleiter wird es meine Hauptaufgabe im Würzburger Priesterseminar präsent zu sein und die Kapläne auf ihrem Weg zum Pfarrer zu begleiten. Seit rund acht Jahren studieren die Bamberger Alumnen, die Priesteranwärter, an der Theologischen Fakultät in Würzburg. Vor dieser neuen Aufgabe habe ich großen Respekt, ja ein bisschen Angst. Gleichzeitig empfinde aber auch eine spannende Vorfreude auf das Neue.

Was können die Kirchen tun, damit sich junge Menschen noch für sie interessieren?
Die Jugendarbeit wird in den Gemeinden immer als großes Herzensanliegen genannt. Tatsächlich ist sie in der Pfarreiengemeinschaft sehr vielfältig: Erstkommunions- und Firmvorbereitungen, Religionsunterricht, Ministrantengemeinschaft, Katechesen im Kindergarten, und vieles mehr. Nur, vom Pfarrer allein hängt die Jugendarbeit nicht ab. Sarah Pachsteffl zum Beispiel leitet eine Kindergruppe. Auch die klassischen Jugendgruppen funktionieren in Zeiten der Ganztagsschulen nicht mehr. Man muss die größere Plattform sehen: Ein positives Beispiel bieten unsere Blaskapellen, die eine hervorragende Jugendarbeit machen. So wachsen junge Leute in unsere kirchlichen Traditionen hinein und erfahren Gemeinschaft. Um dies zu würdigen hatte ich mich dafür eingesetzt, dass die Stadtkapelle Seßlach den Ehrenamtspreis des Erzbischofs bekommt.

Gottesdienste für besondere Zielgruppen, zum Beispiel für Familien oder die Feuerwehren, schaffen weitere Möglichkeiten zur Begegnung. Wir müssen berücksichtigen, dass sich das Freizeitverhalten der Menschen geändert hat. Analysen können zu gezielten Angeboten führen, doch dürfen wir die Messlatte nicht zu hoch legen. Junge Leute erreichen wir heute nur noch punktuell, zum Beispiel bei Hochzeiten, Taufen oder Gottesdiensten zum Valentinstag.

Sie erwähnten Gespräche beim Bier. Die Seßlacher sind stolz auf ihr Kommunbräu. Haben Sie auch Genuss daran gefunden?
Ja, das Bier aus dem Seßlacher Kommunbrauhaus habe ich gern getrunken. Vielleicht habe ich manchmal zu viel Genuss daran gefunden (schmunzelt). Aber ich erinnere mich sehr gerne an viele gesellige Runden mit guten Gesprächen über Gott und die Welt, und werde noch sehr lange daran zurückdenken.

Trotz Ihres Urlaubs sind Sie sind zum Altstadtfest nochmals zurückgekehrt. Fällt Ihnen der Abschied schwer?
Es wäre unnatürlich, wenn ein Pfarrer das Buch zuschlägt und sagt: "Das war's!" Ich habe nochmals Kranke besucht, um mich von ihnen zu verabschieden. Man ist den Menschen mehr verbunden, als es die Leute auf den ersten Blick wahrnehmen. Momentan befinde ich mich in einer Art Trauerphase. Es fällt mir schwer wegzugehen, weil mir die Menschen zur Heimat geworden sind.

Ich bin allen Gemeindemitgliedern, Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen dankbar für die letzten sieben Jahre. Gleichzeitig bin ich froh darüber, wie meine Zeit hier gelaufen ist. Hoffentlich finde ich in Zukunft die Gelegenheit einmal im Jahr herzukommen. Vielleicht zum Altstadtfest. Mein Ziel war es immer, die Menschen zum Glauben an Jesus Christus zu führen, der von sich sagt: "Ich bin der gute Hirte." Dieses Bild spielte schon bei meiner Einführung eine Rolle. Ich habe versucht die Menschen als guter Hirte zu begleiten.