Der Coburger Forstbetrieb hat im ehemaligen Steinbruch "Dietzenloch" einen interessanten Lebensraum für seltene Tierarten geschaffen.
Die Tongrube, eines der herausragenden Naturschutzgebiete des Coburger Landes, hat Verstärkung bekommen. Nur ein paar Steinwürfe entfernt von der streng unter Schutz gestellten Tongrube hat der Forstbetrieb Coburg der bayerischen Staatsforsten als Eigentümer in einem alten Sandsteinbruch einen weiteren Rückzugsraum für seltene Tier- und Pflanzenarten geschaffen. Frank Reißenweber von der Unteren Naturschutzbehörde im Coburger Landratsamt ist beeindruckt von dem, was auf dem Gelände kurz vor Muggenbach entstanden ist: "Das ist ein toller Beitrag der Staatsforsten zum Grünen Band."
Rein vom Schutzstatus her gehört das Grundstück des "Dietzenlochs" mit seinem alten Steinbruch nicht zum Naturschutzgebiet der Muggenbacher Tongruben.
Aber Reißenweber ist überzeugt davon, dass der Lebensraum aus Sandsteinblöcken, sandigen Böden und einigen ganzjährig nassen Wasserbereichen wie geschaffen für die Tiere aus der nahegelegenen Tongrube ist. Und, fast wie bestellt, schwirren beim Ortstermin gemeinsam mit dem Coburger Forstbetriebsleiter Albert Schrenker sowie Alexander Ulmer und Sebastian Weigand (die beiden hauptamtlichen Kräfte der Coburger Kreisgruppe im Landesbund für Vogelschutz, LBV) schon nach kurzer Zeit die ersten Insekten heran.
Lebensraum für Bienen "Das sind Wildbienen", erklärt Frank Reißenweber, nachdem er sich die kleinen Tiere in der Vorfrühlingssonne angeschaut hat.
Die Mauer- und Mörtelbienen, die jetzt schon im Steinbruch herumfliegen, sind zwar keine Sensation, aber ein klares Zeichen: "Das sind Arten, die auch in den Tongruben vorkommen."
Dass seltene Tiere im Steinbruch einen offenen Lebensraum finden, ist dem "Naturschutzkonze pt Forstbetrieb Coburg" zu verdanken. Dort wurde festgelegt, dass das im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zugewachsene Gelände freigelegt wird. Etliche Kiefern, Fichten und Birken, die Schatten auf den Steinbruch warfen und damit den Lebensraum für Bienen untauglich machten, ließ Albert Schrenker entfernen, um das "Dietzenloch" ähnlich wie die Tongruben zu gestalten. Der finanzielle Aufwand für diese Aktion war für den Leiter des Coburger Forstbetriebs dabei kein großes Hindernis.
Wenn, dann schon eher die langfristige wirtschaftliche Nutzbarkeit des Geländes, erläutert Schrenker: "Es gibt immer Interessenten aus der Baubranche, die in einem Steinbruch wie diesem weiter abbauen wollen." Zumal der bei Muggenbach vorkommende Bausandstein gerade bei der Renovierung alter Gebäude sehr begehrt ist.
Entscheidung für die Natur Aber Schrenker und seine Kollegen des Forstbetriebes haben sich anders entschieden. Gegen das Verpachten und für die Natur. Das Engagement wurde dabei sogar durch das Amt für Landwirtschaft und Forsten unterstützt. Das stellte aus dem Fördertopf für "besondere Gemeinwohlleistungen" finanzielle Mittel für die Entbuschung des Geländes zur Verfügung.
Der Forstbetriebsleiter freut sich über diesen Zuschuss, bezeichnet ihn aber als nicht entscheidend: "Wir haben uns hier bewusst für den Naturschutz entschieden." Die Idee, das "Dietzenloch" den Muggenbacher Tongruben anzugleichen, stammt aus den Plänen für das Naturschutz-Großprojekt "Grünes Band".
Wer sich schon jetzt im Ende der 90-er Jahre aufgelassenen Sandsteinbruch pudelwohl fühlt, sind die Gelbbauchunken. Bei Untersuchungen im Vorfeld der Naturschutz-Maßnahme durch den Coburger Forstbetrieb stellt sich heraus, dass Tiere der Populationen in den Tongruben und dem "Dietzenloch" hin- und herwandern und damit den wichtigen genetischen Austausch garantieren.
Deshalb ist es wenig überraschend, dass da ein Mann wie der Diplom-Biologe Frank Reißenweber jetzt schon einen Schritt weiter denkt: "Es wäre ideal, wenn wir einen geschützten Korridor zwischen den Tongruben und dem Dietzenloch schaffen könnten." Besonders wichtig sind für die Gelbbauchunken übrigens nicht die - vermutlich sogar von einer Quelle gespeisten - tiefen Wasserlöcher. Es sind die flachen Lachen, die für die Unken eine große Bedeutung haben. Dort legen die Amphibien ihren Laich ab, für den dann das Rennen gegen die Uhr (oder besser: die Sonne) beginnt. Die kleinen Unken müssen sich nämlich so weit entwickeln, dass sie im Sommer,, wenn die Lachen austrocknen, schon lebensfähig sind. "Es ist ihre Strategie, Wasserflächen zu nutzen, die von anderen Fröschen, Molchen und Kröten gemieden werden", erläutert Frank Reißenweber.