Im Landkreis Lichtenfels gibt es sie schon, im Frankenwald lebt sogar die bayernweit größte Gesamtpopulation: die Schwarzstörche. Damit die scheuen Vögel bald auch im Coburger Land heimisch werden, arbeiten die Bayerischen Staatsforsten und der Landesbund für Vogelschutz erfolgreich zusammen.
Bald wird es so weit sein. Davon ist Frank Reißenweber von der Unteren Naturschutzbehörde felsenfest überzeugt. "Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Schwarzstorch auch im Coburger Land heimisch wird", sagt der Diplom-Biologe. Um den imposanten Vögeln mit einer Spannweite von bis zu zwei Metern die Ansiedlung zu erleichtern, ist jetzt im FFH-Gebiet "Östlicher Mönchrödener Forst" eine Nistplattform in luftiger Höhe einer Buche angebracht worden. Zwei weitere im Landkreis Coburg werden folgen.
Die wetterfesten Lärchenholz-Plattformen sind das Ergebnis einer Kooperation zwischen dem Forstbetrieb Coburg der Bayerischen Staatsforsten als Eigentümer des Waldes und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV). "Zwei, die früher nicht unbedingt gut miteinander verheiratet waren", sagt Albert Schrenker, Leiter des Forstbetriebes Coburg, und lächelt dabei entspannt. Finanziell gelten die Nisthilfen als "besondere Gemeinwohlleistung" - deshalb werden sie von den Staatsforsten hoch bezuschusst. Genauso wie der Erhalt alter Höhlenbäume, das Anlegen von Feuchtbiotopen oder die Entbuschung wertvoller Flächen.
Ein Angebot, keine Garantie
Ob und wann die Plattformen angenommen werden, entscheidet die Natur - deshalb hält sich Frank Reißenweber mit Prognosen zurück: "Das kann schon nächstes Jahr der Fall sein. Oder auch gar nicht." Grundsätzlich ist der Schwarzstorch nämlich ein scheuer Geselle, der gerne ungestört ist. Der Wald ist sein Lebensraum, auf seinem abwechslungsreichen Speisezettel stehen Regenwürmer, Insektenlarven und gerne (deutlich öfter als etwa beim Weißstorch) auch mal ein kleiner Fisch. Deshalb sucht er sich Standorte aus, die nicht weit entfernt von Bachläufen, Tümpeln und Teichen liegen. Eine Gefahr für die Fischbestände ist der Schwarzstorch damit aber nicht, versichert Reißenweber, der auch Vorsitzender der Coburger Kreisgruppe im LBV ist: "Im Vergleich zu Reiher und Kormoran ist der Appetit des Schwarzstorchs zu vernachlässigen."
Sie werden immer mehr
Was den Optimismus, dass Schwarzstörche das Coburger Land schätzen lernen, nährt, ist die rasante Entwicklung der Population der Tiere. "Sie geht genauso steil nach oben wie beim Weißstorch", weiß Frank Reießenweber. Dabei ist es gerade einmal 40 Jahre her, da galten Schwarzstörche mit höchstens 50 in ganz Deutschland versprengten Brutpaaren nahezu als ausgestorben. Heute ist das anders: Alleine in Bayern wurden im vergangenen Jahr 160 Paare gezählt, die meisten davon übrigens im Frankenwald. Und von dort aus ist es - zumindest für einen Vogel, dessen Revier zehn Kilometer im Radius groß ist - nicht weit ins Coburger Land...
Die Lebensbedingungen für Schwarzstörche sind halt auch deutlich besser geworden. Förster Horst Remler, in dessen Revier sich eine der Nisthilfen befindet, blickt zurück in die Vergangenheit: "Bis zur Grenzöffnung hatten die Röden, die Itz oder die Steinach absolut katastrophale Wasserwerte." Heute, den mordernen Kläranlagen sei Dank, ist dies anders - was dem Schwarzstorch wiederum jede Menge Kleinlebewesen als Nahrung beschert.
Da nehmen Förster Rücksicht
Wenn der Storch dann erst einmal da ist, heißt es: Rücksicht nehmen! Forstbetriebsleiter Albert Schrenker hat seine Mannschaft schon einmal darauf vorbereit: In 300 Meter Umkreis um einen belegten Horst keine forstliche Tätigkeit! "Da können wir nur Not auch einmal auf ein paar Tausend Euro Holzerlös verzichten", versichert Schrenker. Aber die Einschränkungen sind ohnehin nur zeitlich begrenzt. "Bei der Horstsuche, der Brut und der Aufzucht" sollte man die Vögel möglichst nicht groß stören, sagt Frank Reißenweber.
Begeistert von der Nisthilfe irgendwo im rund 1000 Hektar großen Mönchrödener Forst ist auch Hans-Peter Schönecker, der Storchenbeauftragte des LBV Coburg. Nur ein, zwei Bäume neben der Plattform würde er gerne noch entfernt wissen, denn: "Der Schwarzstorch ist zwar ein geschickter Flieger, aber er braucht mit seiner Spannweite auch ein bisschen Platz zum Anflug." Horst Remler muss, man ist ja Partner, da gar nicht auf die Zustimmung seines Chefs warten, bis er versprechen kann: "Das wird sich machen lassen!"