Schock in Weidhausen: FM Munzer ist nicht zu retten

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"Made in Germany" war fast 70 Jahre lang das Qualitätssiegel und auch die Firmenphilosophie von FM Munzer. Produziert wurde ausschließlich am Standort in Weidhausen. Foto: CT-Archiv/Christian Dressel
"Made in Germany" war fast 70 Jahre lang das Qualitätssiegel und auch die Firmenphilosophie von FM Munzer. Produziert wurde ausschließlich am Standort in Weidhausen. Foto: CT-Archiv/Christian Dressel

Allen voran der Bürgermeister reagiert betroffen: Im Januar hatte der Möbelhersteller noch 130 Mitarbeiter - jetzt gehen alle Lichter aus.

Ende einer Ära in Weidhausen: Die 1949 gegründete und zuletzt in finanzielle Schieflage geratene Möbelfirma FM Munzer muss schließen. Das teilte am Mittwoch Jochen Zaremba mit, der im Februar zum Insolvenzverwalter bestellt worden war. Bis zuletzt hatte Zaremba nach einem potenziellen Investor gesucht - doch letztlich ohne Erfolg. "Die traditionsreiche Möbelfirma ist nicht mehr zu retten", heißt es in Zarembas Erklärung. Und: "Leider war Munzer am Ende trotz aller Sanierungsmaßnahmen nicht attraktiv genug für die Investoren - aus eigener Kraft kann das Unternehmen nicht überleben. Nun können wir nicht mehr anders, das Insolvenzrecht lässt uns keinen weiteren Spielraum mehr."


48 bleiben zur "Ausproduktion"

Noch im Februar waren bei FM Munzer 130 Mitarbeiter beschäftigt. Nachdem Inhaberin Iris Munzer-Bukhari Insolvenz amgemeldet hatte, wurden in einem ersten Sanierungsschritt 45 Leute entlassen. Nun verlieren auch die übrigen 85 ihren Arbeitsplatz: Etwa 40 Mitarbeitern werde sofort gekündigt, wie Geschäftsführer Uwe Scharunge erklärt, 45 Mitarbeiter würden noch "zur Ausproduktion für kurze Zeit an Bord bleiben".

In einer Betriebsversammlung am Mittwoch wurde die Belegschaft über diese düstere Zukunft informiert.
Weidhausens Bürgermeister Markus Mönch zeigte sich in einer ersten Stellungnahme geschockt vom "Aus" für FM Munzer. Bis zuletzt hätte er "ein Fünkchen Hoffnung" gehabt, dass sich doch noch ein Investor findet. Dass dies nun nicht geklappt habe, sei "sehr sehr bitter" und ein weiterer Tiefschlag für die ganze Gemeinde.


Hoffnung auf Übernahme

Weidhausen ist neben Ebersdorf der große Polstermöbel-Standort im Landkreis Coburg. Einen ersten "Tiefschlag", wie Markus Mönch es nennt, gab es bereits Mitte der 1990er Jahre. Damals musste die Firma Wilca schließen, und rund 500 Mitarbeiter verloren ihren Job. Der Umstand, dass es heute mit Ponsel, Arco und F+S gleich noch drei weitere Möbelfirmen in Weidhausen gibt, lässt Markus Mönch zumindest ein bisschen hoffen: "Vielleicht kommen einige der Munzer-Mitarbeiter, die jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren, in einer der drei Firmen unter. Ich würde es mir sehr wünschen."

Doch so gut es den besagten drei anderen Firmen auch gehe, so sehr zeige ihm das Schicksal von FM Munzer, welch "schwieriges Geschäft" die Möbelbranche inzwischen sei. Zum erheblichen "Druck aus dem Osten", wo zu Billigpreisen Möbel produziert werden, komme hierzulande auch noch das "knallharte Geschäft" mit den Möbelverbänden.


Die Macht der Verbände

Diese Möbelverbände sind unter anderem dafür verantwortlich, von welchem Hersteller welche Produkte zu welchen Konditionen in den Möbelhäusern angeboten werden.

Auch Iris Munzer-Bukhari hatte im Februar die strukturellen Schwierigkeiten in der Branche als einen Grund genannt, warum sie Insolvenz anmelden musste. Gleichzeitig hatte sie sich im Tageblatt-Gespräch zuversichtlich gezeigt: "Die Insolvenz ist eine Chance für uns. Die Aussichten, die Firma fortführen zu können, sind sehr gut." Als vorrangiges Ziel nannte sie damals, bestimmte Prozesse effektiver zu gestalten. Doch recht schnell war klar, dass die Rettung des Unternehmens nur mit einem neuen Investor gelingen kann. Und der wurde nicht gefunden.

Am Mittwoch war Iris Munzer-Bukhari nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.