Sascha Heuschkel ist neuer Sportlicher Leiter des Fußball-Bezirksligisten FC Coburg. Der bisherige Torwart leitet seit 1. Oktober die Geschicke in der Fußballabteilung. Wir unterhielten uns mit dem ehrgeizigen 33-jährigen Architekten.
Hallo Herr Heuschkel, beschreiben Sie uns doch einmal, welche Aufgaben Sie beim FC Coburg genau übernommen haben?Sascha Heuschkel: Es geht darum, als Sportlicher Leiter dafür zu sorgen, dass der Verein die notwendige Stabilität erreicht, um ambitioniert und vor allem dauerhaft Fußball in und für Coburg zeigen zu können. In erster Linie soll das durch eigens ausgebildete Jugendspieler in Kombination mit gezielten Verstärkungen geschehen.
Meine Aufgaben umfassen neben den Kaderzusammenstellungen unter anderem auch die Organisation und Bindung der Senioren- und Juniorenteams. Zudem geht es um die Entwicklung einer Philosophie, wie mit der Sportart Fußball auf und neben dem Platz beim FC Coburg umgegangen wird.
Was macht Sie so optimistisch, dass der neue Verein aus dem langen Schatten seiner Vorgängerklubs DJK/Viktoria, VfB und letztlich auch DVV Coburg heraustritt?Zunächst mal findet hier etwas Neues statt, und frühzeitige Vorurteile wären demnach unangebracht. Beim FC Coburg haben alle Verantwortlichen das Bestreben, nicht nur in die 1. Mannschaft zu investieren, sondern sie sind bemüht, den ganzen Verein inklusive Unterbau qualitativ aufzustellen.
Wenn das so umgesetzt wird, liegt der Vorteil darin, dass bei einer guten Ausbildung eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber kostspieligen Transfers stattfindet und man mit einer eigenen Philosophie dafür sorgt, dass eigens ausgebildete Spieler sowohl sportlich als auch menschlich die Anforderungen des Klubs erfüllen.
Coburg ist eine Handballstadt. Auch die Volleyballer und Basketballer sorgen inzwischen in attraktiven Ligen für Furore. Ist da überhaupt noch Platz für besseren Amateurfußball, als er derzeit in der Vestestadt gespielt wird?Dass Coburg in diesen Hallensportarten eine solche Begeisterung auslöst, zeigt, wie hungrig die Menschen auf ambitionierten Sport in dieser Stadt sind. Neben den tollen Leistungen der Handballer, Basketballer und Volleyballer muss man aber auch ehrlich sein, dass mit der neuen Sporthalle eine ganz andere Basis für diese Vereine gelegt ist. Dies ist für unsere Sportart nicht gegeben, weswegen der Vergleich etwas hinkt.
Generell glaube ich aber, dass Fußball in der Bevölkerung immer die Sportart Nummer eins mit der größten Anziehungskraft bleiben wird. Dass diese in Coburg etwas abgenommen hat, liegt an den Negativschlagzeilen der letzten Jahre. Auch hier wird es für den FC Coburg darum gehen, dies zu verbessern.
Warum sollte der FC Coburg für neue Sponsoren interessant sein?Durch die Philosophie des Klubs, junge Menschen nicht nur fußballerisch, sondern auch hinsichtlich ihrer Persönlichkeit zu begleiten und weiterzuentwickeln, entsteht im übertragenen Sinn der Effekt, dass Sponsoren quasi in den eigenen Nachwuchs investieren. Bei den verschiedenen Ausbildungsstufen, die von der G-Jugend bis hin zu den Senioren durchlaufen werden, geht es neben dem Sport auch um das Vermitteln von Werten, die nicht nur im Sport, sondern auch im alltäglichen Leben und somit auch im Beruf von Bedeutung sind. Eigenschaften wie Disziplin, Ehrgeiz, Respekt und Umgang mit Kritik helfen nicht nur im Sport, sondern auch im Job erfolgreich werden zu können. Dafür kann ein Spieler des FC Coburg stehen.
NLZ hin und her - was nutzt das zweifelsohne lobenswerte Engagement in der Jugendabteilung, wenn regelmäßig die besten Talente den Verein verlassen, weil sie keine Möglichkeit sehen, in der A-Jugend oder später im Herrenbereich höherklassig zu spielen? Dieser Zustand ist bekannt und muss dadurch behoben werden, dass sowohl die Herrenmannschaften als auch die A-Jugend in naher Zukunft auf vernünftige Art und Weise die nächsthöheren Ligen erreichen.
Allerdings ist dies kein Selbstläufer, weswegen es genauso wichtig ist, frühzeitig mit den Spielern über ihre Zukunft beim Verein zu sprechen.
Gleichzeitig wird im Hintergrund daran gearbeitet, dass genau diese Perspektiven den Talenten schnellstmöglich aufgezeigt werden können und eine Fluktuation nicht stattfindet.
Die 1. Mannschaft zeigte in der letzten Saison gute Ansätze, musste aber trotzdem absteigen. Jetzt geht es in der Bezirksliga erneut gegen den Abstieg. Was ist los? Droht möglicherweise sogar der Sturz in die Kreisliga? Der Heimsieg am vergangenen Samstag war nach drei Niederlagen ein absolutes Muss und nicht mehr. Wir müssen deswegen unbedingt nachlegen und bis zur Pause verloren gegangene Punkte zurückholen. Unter Beachtung der momentanen Tabellenkonstellation kann man natürlich nicht anmaßend behaupten, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, dass wir nach oben klettern. Genauso wenig ist aber ein weiterer Absturz hinnehmbar, der vor dem letzten Spieltag aus den unterschiedlichsten Gründen eingetreten war. Momentan arbeitet die Mannschaft gerade daran, dies zu korrigieren und muss dabei noch robuster, gewissenhafter, konzentrierter und zielstrebiger werden.
Und wenn es dennoch eng wird, greift dann der neue Sportliche Leiter wieder selbst in das Geschehen ein. Was macht Ihre Torwartkarriere, hängen die Handschuhe mit 33 Jahren schon am Nagel?Wir haben mit Lucca Volk einen jungen Torwart, der gut hält. Dass wir ins Hintertreffen geraten sind, liegt nicht an ihm. Solange dieser Zustand auch so bleibt und unsere Vereinsziele nicht gefährdet sind, ist mein Einsatz nicht erforderlich. Ganz habe ich die Handschuhe aber dennoch nicht an den Nagel gebracht. Dafür macht mir dieser Sport noch zu viel Spaß, und zudem ertappe ich mich jedes Mal beim Training, immer noch einen gewissen Ehrgeiz zu haben.