Im Frühjahr beginnen die Bauarbeiten am Oberen Bürglaß. Auch wenn es naheliegend erscheint, weder die Allee, noch der Steinweg sind als Ausweichstrecke für den Fahrzeugverkehr geeignet. Einige Verfechter der Steinweg-Öffnung würden dennoch gern einen Versuch wagen.
Wenn im kommenden Jahr der Obere Bürglaß saniert wird und mehrere Monate lang gesperrt werden muss, scheiden der Steinweg und die Allee als Umleitung schon jetzt komplett aus; selbst wenn die beiden Straßen auf den ersten Blick noch so naheliegend erscheinen mögen und so mancher Coburger gern die Gunst der Stunde nutzen würde, den Steinweg dann gleich probeweise wieder für den Durchgangsverkehr zu öffnen.
Einer von ihnen ist IHK-Präsident Friedrich Herdan, seit Jahren Verfechter der Öffnung des Steinwegs: "Die temporäre Umwidmung des Steinwegs zur Fahrstraße bietet Gelegenheit auszuloten, ob diese schon häufig diskutierte Maßnahme tatsächlich eine Frequenzsteigerung mit positiven Effekten auf die ansässigen Handels- und Dienstleistungsunternehmen nach sich zieht.
"Der Steinweg ist Fußgängerzone", sagt Susanne Wittmann vom Ordnungsamt der Stadt Coburg.
"Das müsste dann ja alles völlig umgestaltet werden." Außerdem stünden die Sondernutzungsrechte, die Geschäften und Gastronomen das Aufstellen von Warenständern, Stühlen und Tischen erlauben, der Öffnung für den Verkehr entgegen.
Ähnlich schlecht sieht es in der Allee aus. Hier befindet sich auf halber Höhe zwischen Kino und Theater die Bürglaßbrücke, die vom Bürglaß Richtung St. Augustin führt. Höhere Autos könnten durch den Torbogen in der Allee nicht durchfahren. Außerdem, so Wittmann, sei die Allee als Geh- und Radweg ausgewiesen und fällt damit als Alternative auch aus. Es wird also voraussichtlich dabei bleiben, dass Autofahrer die "große Umleitung" über Goethe-, Löwen- und Hindenburgstraße in Kauf nehmen müssen.
Gespräch nächsten Donnerstag
Wenn am 28.
November das nächste Koordinierungsgespräch von SÜC, CEB, Polizei, Ordnungsamt und Stadtplanung stattfindet, muss auch darüber nachgedacht werden, wie man findige Autofahrer davon abhalten kann, die Allee und den Steinweg trotzdem als Schlupfloch zu nutzen. Wittmann: "Da müssen wir uns noch etwas einfallen lassen."
Bei dem Gespräch werde es auch um die Bauabschnitte gehen, sagt Wittmann. "Wir haben uns darüber schon Gedanken gemacht." Beschlossen sei aber noch nichts. Möglich wäre, den Gustav-Dietrich-Weg, wo Leitungen für Fernwärme, Wasser und Abwasser verlegt beziehungsweise erneuert werden sollen, zum Bauabschnitt eins zu machen.
Bauabschnitt zwei wäre dann die Strecke zwischen dem Landestheater und der Einmündung zum Unteren Bürglaß. Der Abschnitt von dort bis hinunter zur Einmündung in den Steinweg könnte als letztes an die Reihe kommen.
Viele der Befürworter glauben an Umsatzsteigerung
Und wie stehen die Einzelhändler dazu, einfach mal eine Öffnung des Steinwegs zu wagen? "Ich bin nicht dafür", sagt Uwe Rückert vom Welt-Basar. Mit seiner Meinung gehöre er aber zu einer Minderheit. Viele der Befürworter glaubten, der Umsatz werde sich verbessern, wenn die Kunden bis vor das Geschäft fahren könnten. Er sei da anderer Meinung. Er bevorzuge die Fußgängerzone für ein angenehmeres Einkaufserlebnis.
"Aber vielleicht ist es den Versuch wert, damit auch die anderen merken, dass Autoverkehr im Steinweg nicht zwingend den Umsatz erhöht."
Hans-Peter Wiesner vom gleichnamigen Foto-Fachgeschäft wünscht sich, wie viele andere Händler, die Freigabe des Steinwegs für den Verkehr. "Natürlich nicht zweispurig und mit Tempo 50." Aber das Fahren im Schritttempo und die Einrichtung von Parkbuchten vor den Läden halte er für eine sinnvolle Lösung. "Wir sind für unsere Kunden schlecht erreichbar. Bevor sie sich ins Parkhaus stellen und bis zu uns laufen, wenn sie mal schnell eine Kleinigkeit kaufen wollen, fahren sie lieber zu den großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese." Dass Dauerparker die für Kunden vorgesehenen Stellflächen blockieren, hält Hans-Peter Wiesner für unwahrscheinlich. "Dafür funktioniert die Verkehrsüberwachung einfach zu gut."
Im Übrigen wäre die Öffnung während der Bauarbeiten ein Entgegenkommen. "Denn durch die Sperrung werden wir noch mehr leiden."