Rödentaler Ehepaar wehrt sich gegen Baumfällung

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Elke und Manfred Welsch kämpfen seit gut vier Jahren für den Erhalt einer Eiche in der Mecklenburger Straße - weil es in Rödental aber keine Baumschutzverordnung gibt, wird der Baum höchstwahrscheinlich bald gefällt. Foto: Berthold Köhler
Elke und Manfred Welsch kämpfen seit gut vier Jahren für den Erhalt einer Eiche in der Mecklenburger Straße - weil es in Rödental aber keine Baumschutzverordnung gibt, wird der Baum höchstwahrscheinlich bald gefällt. Foto: Berthold Köhler
 

Das Ehepaar Welsch wehrt sich dagegen, dass ein Baum vor seiner Wohnung gefällt wird. Doch wenn eine Stadt keine Baumschutzverordnung hat, dann fallen Bäume eben schnell.

Es ist einer dieser Fälle, bei dem viele der Beteiligten mit den Schultern zucken. Aber Elke und Manfred Welsch tun es nicht. Sie stampfen, symbolisch gesprochen, mit dem Fuß auf den Boden au,f kämpfen um die Existenz einer stattlichen Eiche im Wohngebiet an der Mecklenburger Straße. Doch die Chancen, dass der Baum auch im nächsten Jahr noch steht, sind nicht besonders groß.

Im vergangenen Jahr entschied die Eigentümergemeinschaft, dass der Baum gefällt werden muss. "Der Beschluss ist rechtskräftig und es ist nur noch eine Frage Zeit, bis der Baum gefällt wird", sagt Franz Christ (Vorsitzender im Verwaltungsbeirat der Eigentümergemeinschaft), während er mit den Schultern zuckt. Bei einer Eigentümergemeinschaft entscheide nun einmal die Mehrheit - und die habe, nur gegen die Stimme der Familie Welsch, klar gesprochen.
Wobei, das räumt auch Christ ein: "Es handelt sich um den schönsten und größten Baum in unserer Anlage."

Alter: unbekannt

Wer aber objektiv auf die Situation blickt, muss einräumen: Gut platziert ist er nicht, der Baum, der schon vor rund 25 Jahren, als Elke und Manfred Welsch von Sonneberg nach Rödental zogen, groß und prägend in der Wohnlage stand. Inzwischen ist die Eiche noch weiter gewachsen und ragt, obwohl sie schon mehrfach kräftigst beschnitten wurde, in die Garageneinfahrt eines Hauses im Kornblumenweg.

Ob der Baum dort wirklich, wie bei der Eigentümerversammlung erzählt wurde, die Bausubstanz der Garage massiv gefährdet und sogar mit ihren Eicheln gefährliche Stolperfallen legt - das vermag niemand so recht zu sagen. Manfred Welsch, dessen Schlafzimmer geschützt hinter der Eiche liegt, bezweifelt dies entschieden: "Das sind falsche Informationen." Wenn der Baum wirklich Schäden verursache, versichert Welsch, dann würde auch er in den sauren Apfel beißen und der Fällung zustimmen. Aber so? Nein!

Natürlich ist das Ringen um die Eiche inzwischen auch bei Michael Leib, dem Verwalter der Immobilienanlage angekommen. Doch auch der zuckt mit den Schultern und sagt: "Ich habe den Auftrag der Eigentümergemeinschaft. Den muss ich umsetzen" Da zähle auch seine persönliche Meinung nichts, ergänzt der Hausverwalter, der sich "als Freund der Bäume" bezeichnet. Aber es spreche rechtlich nichts dagegen, den Baum zu fällen. Auch, weil es in Rödental keine Baumschutzverordnung gibt. Deshalb hat sich Leib bereits daran gemacht, den Auftrag umzusetzen und Angebote zur Fällung der Eiche eingeholt. "Wir prüfen wir derzeit, dann sehen wir weiter", sagt Leib, der keinen Zeitrahmen für die Aktion nennen kann.

Stichwort: Baumschutzverordnung. In Coburg war Horst Schunk einst als Vorsitzender des Vereins "Baumschutz Coburg" die treibende Kraft, dass es dort eine solche Verordnung gibt. Würde diese auch in Rödental gelten, könnte der Baum in der Mecklenburger Straße nicht so einfach gefällt werden. Zum konkreten Fall konnte sich Schunk auf Tageblatt-Nachfrage nicht äußern. Aber klar sei, sagte Schunk schulterzuckend: "Ohne Baumschutzverordnung darf der Baum wohl gefällt werden." Deshalb bedauere er zutiefst, dass so wenige Städte und Kommunen dem Vorbild der Stadt Coburg folgen.

Eine Frage des Geldes?

"Vielleicht sind es die Kosten, die die Eigentümergemeinschaft noch einmal ins Grübeln bringen", hofft derweil Elke Welsch. Sie und ihr Mann haben recherchiert: Bis zu 5000 Euro könnte die Fällung kosten - das ist schon eine Stange Geld.

Deshalb hat Manfred Welsch, zum zweiten Mal nach 2009, vergangene Woche alle anderen Mitglieder der Eigentümergemeinschaft angeschrieben und darum gebeten, ihre Entscheidung zu überdenken. Franz Christ bezweifelt, dass sich die Eigentümer noch einmal treffen und über den Baum reden werden: "Da ist der organisatorische und letztlich auch finanzielle Aufwand zu groß." Immerhin stehe doch auch der Entschluss, die Fällung der Eiche mit einer Neupflanzung zu verbinden. "Aber auf keinen Fall an dieser Stelle", stellt Franz Christ klar. Man werde eine Ecke mit weniger Konfliktpotenzial suchen - was nicht allzu schwer sein dürfte.