Weil weitere Stromleitungen geplant sind, die durch das Coburger Land führen könnten, meldet der Stadtrat in Rödental schon jetzt Bedenken an. In einer Stellungnahme lehnt das Gremium jede weitere Belastung des Stadtgebiets kategorisch ab.
Gerade ist die 380-kV-Leitung von der Landesgrenze bis Redwitz an der Rodach im Bau, da drohen nach dem Netzentwicklungsplan Strom 2024 schon weitere Trassen durch die Region. Nach einem Besuch bei Informationstagen der Bundesnetzagentur in Erfurt, sparte Rödentals Bürgermeister Marco Steiner (FW) nicht mit Kritik an den neuen Plänen und der damit verbundenen Informationspolitik. In einer Stellungnahme lehnt der Stadtrat alle weiteren Trassen ab, die das Gebiet der Stadt berühren.
"Jede weitere, auch nur teilweise, zusätzliche Beeinträchtigung der Schutzgüter Mensch und Natur in Rödental durch neue Leitungsbauvorhaben ist keinesfalls zulässig und hinnehmbar", heißt es dazu in der Stellungnahme.
Steiner betonte, wie wichtig seiner Meinung nach eine frühe und gründliche Information der Betroffenen über die geplanten Projekte wäre. Die Planungskorridore für die P44 (Schalkau -Grafenrheinfeld) und D18 (Wolmirstedt-Gundremmingen) könnten Rödental betreffen. Doch die Bürger wurden nicht aktiv über Informationsveranstaltungen wie die in Erfurt in der vergangenen Woche informiert - obwohl diese für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen wären. Steiner war mit seinen Amtskollegen, Sebastian Straubel (CSU) aus Lautertal, Bernd Höfer (CSU) aus Meeder und Tobias Ehrlicher (SPD) aus Bad Rodach nach Erfurt gefahren. Alle diese Kommunen befinden sich im Suchkorridor für die Wechselstromleitung P44 und die Gleichstromleitung D18.
In seiner Stellungnahme beruft sich der Rödentaler Stadtrat auch auf die Beurteilung der Planer selbst: "Auch die Bewertung der Bundesnetzagentur kommt zu dem Schluss, dass bei Umsetzung der beiden Maßnahmen erhebliche Umweltauswirkungen zu erwarten sind. Eine Rechtfertigung der geplanten Leitungen mit dem Bündelungsgebot muss deshalb ausgeschlossen werden." Das gelte auch für die vom Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow angesprochene Verlegung des in Schalkau geplanten Umspannwerkes in Richtung Rödental.
Die wirtschaftliche Notwendigkeit erkennt der Stadtrat schon für die im Bau befindliche 380-kV-Leitung nicht an. Sie wurde mit der Versorgungssicherheit begründet, die nicht mehr gewährleistet sei, wenn das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld vom Netz genommen wird. Nun wird das AKW aber abgeschaltet, ehe die Leitung fertig ist. Offenbar bestehe also Versorgungssicherheit auch ohne die neue Leitung. Daher kommt der Stadtrat zu dem Schluss: "Es erschließt sich uns nicht, dass nun eine zusätzliche Leitung P44 Schalkau-Grafenrheinfeld wiederum mit der Versorgungssicherheit begründet werden kann."