Mit den Augen des Künstlers
Reiter, der viele Jahrzehnte als Kunstpädagoge an Coburger Gymnasien gearbeitet hat, war als Künstler immer ein Wanderer. Reiter war viel unterwegs - im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Mit den Augen des Künstlers hat er Landschaften erkundet, hat sie künstlerisch verwandelt und gestaltet - auf Papier und Leinwand oder gerne auch auf aufgeschnittenen Säcken, die er oft als Malgrund verwendet. In seinem Lagerraum stapeln sich diese Säcke zu Tausenden - Säcke, die ihre eigenen Geschichten erzählen, noch bevor der Künstler sie in Rahmen als Malgrund aufgezogen hat.
Nach Santiago de Compostela
Auf Pilgerspuren zog es Reiter in die Ferne - nach Santiago de Compostela und nach Olevano, nach Asciano und nach Velez Blanco. Aber auch die nähere Umgebung hat es Reiter angetan. Reiter, der in Preßburg, dem heutigen Bratislava geboren wurde, aber längst im Coburger Land heimisch geworden ist.
Fotografisches Skizzenbuch
In einem Regal mit kleinen Holzkisten in seiner Werkstatt stapelt Reiter Fotos - fotografische Momentaufnahmen seiner Wanderungen, die ihn seit vielen Jahren bevorzugt in den Süden Europas, immer wieder aber auch quer durch Franken geführt haben. Chronologisch fein säuberlich sortiert, bewahrt Reiter diese Fotos auf. "Ich zeichne beim Wandern und ich fotografiere", sagt er: "Warum schließlich sollte ich dieses Medium nicht als modernes Skizzenbuch verwenden?"
ICE-Brücke im Bau
In Zeiten, in denen ein Künstler im raschen Wechsel der Moden und Trends durchaus die Orientierung verlieren kann, hat Reiter eine ganz und gar unverwechselbare künstlerische Handschrift gefunden und bewahrt. Das gilt für seine Gemälde, von denen er in seiner Werkstattgalerie rund 150 zeigt. Das gilt aber auch für seine Radierungen mit ihren energischen Linien, von denen in Untersiemau rund 40 zu sehen sein werden. Sie zeigen vor allem die Umgebung Untersiemaus, wo Reiter längst heimisch geworden ist. Auch die ICE-Brücke bei Weißenbrunn hat Reiter im Bau künstlerisch festgehalten.
Vermeintliches Paradies
Das Thema Landschaft fasziniert Reiter bis heute - Landschaft nicht als vermeintliches Paradies, sondern als durch Menschen veränderter Ort. "Landschaft erzählt von der Kulturgeschichte des Menschen", sagt Reiter - einschließlich der technischen Bauwerke, die sie markant verändert haben.
Die südliche Landschaft hat es Reiter ganz besonders angetan. Denn in ihr ist die geologische Beschaffenheit oft viel besser sichtbar als in nördlicheren Breiten, wo die Landschaft meist übergrünt ist.
Kunst in Ruhe betrachten
Wer Kunst betrachtet, braucht Zeit und Muße - und Platz, um Gemälde nicht mit der Nase an der Leinwand, sondern mit gebührendem Abstand zu betrachten. Und wer will, kann sich beim Betrachten ausruhen und Platz nehmen auf Rattansesseln.
Aus dem Leben eines Künstlers
Eröffnung Werkstattgalerie Untersiemau, Querstraße 7, Eröffnung Samstag, 15. September, 14 Uhr, geöffnet zunächst bis 14. Oktober, samstags und sonntags 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung (Tel. 09565/562). Eintritt frei Robert Reiter, 1932 geboren, studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und wirkte bis zu seiner Pensionierung viele Jahrzehnte als Kunsterzieher an Coburger Gymnasien. Als freischaffender Künstler ist er mit einer Vielzahl von Ausstellungen hervorgetreten. Als Kunstpädagoge war er bis 1995 an Coburger Gymnasien tätig (Alexandrinum, Ernestinum). Initiator Reiter initiierte 1970 die Gründung des Gerätemuseums des Coburger Landes in der Alten Schäferei in Ahorn. Werke Reiters befinden sich beispielsweise in den Kunstsammlungen der Veste Coburg, in den Staatssammlungen Stuttgart in in den Kunstbeständen der Stadt Oudenaarde.