Die SPD im Unterbezirk Coburg-Kronach hat nach dem Rückzug von Carl-Christian Dressel einen neuen Vorsitzenden: Beim Unterbezirksparteitag in Gemünda (Landkreis Coburg) stimmte die große Mehrheit der Delegierten für den Coburger Stadtrat Thomas Rausch. Seine Stellvertreter sind Carsten Höllein (Coburg-Land) und Ralf Pohl (Kronach).
Thomas Rausch ist kein Mann, der auf Halten spielt. Deshalb hat der neu gewählte Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Coburg/Kronach beim Unterbezirksparteitag im TSV-Sportheim die Zeichen auf Offensive gesetzt. Bei der Kommunalwahl am 16. März die Zahl der Landräte, Bürgermeister und Kreisräte im Unterbezirk zu halten, das reicht dem 54-Jährigen nicht: "Wir wollen weitere Mandatsträger dazu gewinnen."
Dabei, das räumte Rausch in seiner Vorstellungsrede offen ein, hat die SPD im Herbst bei den Wahlen zum Landtag und Bundestag alles andere als überzeugt. "Es waren keine Anlässe, an die man sich gerne erinnert", sagte Rausch vor den Delegierten aus den beiden Landkreisen Coburg und Kronach.
Die Macht der Stimmen Und dennoch: Der neue Unterbezirksvorsitzende zog auch aus den enttäuschenden Ergebnissen positive Erkenntnisse.
Immerhin habe der Unterbezirk für die SPD mit Norbert Tessmer das beste bayerische Erststimmenergebnis und gänzlich ohne Listenkandidat auch ein tolles Zweitstimmenergebnis erreicht. Deshalb stellte Rausch, mit Blick vier Jahre in die Zukunft, auch eine klare Forderung auf: Die SPD im Wahlkreis Coburg-Kronach braucht für ihren Kandidaten erfolgversprechenden Platz auf der bayerischen Landesliste. "Es kann nicht sein, dass wir die Stimmen holen und keinen sicheren Platz auf der Landesliste haben", drängte Thomas Rausch.
Jetzt geht der Blick des neuen Unterbezirksvorsitzenden in Richtung der beiden nächsten Wahlen - der Kommunalwahl (16. März) und der wenige Wochen später folgenden Wahl zum Europäischen Parlament. Habe die SPD diese hinter sich gebracht, sei es - angesichts von drei Jahren ohne Urnengang - Zeit, strukturelle Themen in Angriff zu nehmen.
Hier stellte Rausch die Entwicklung der Schul-Landschaft sowie den Ausbau der Kinderbetreuung voran. "Gute Arbeit, gute Zukunftsaussichten, guten Zusammenhalt" - das müsse man den Menschen in der Region bieten.
Die vom Ergebnis her überzeugende Wahl von Rausch beendet eine Zeit des Übergangs im SPD-Unterbezirk. Nach dem Rückzieher des bisherigen Vorsitzenden und Bundestagskandidaten, Carl-Christian Dressel, führten die beiden Kreisvorsitzenden Carsten Höllein (Coburg) und Ralf Pohl (Kronach) den Unterbezirk. Höllein, der nach eigenen Worten quasi "über Nacht" die Leitung mit übernehmen musste, sprach in seinem Tätigkeitsbericht von einer "Ausnahmesituation", die die Partei ausgerechnet vor zwei entscheidenden Wahl getroffen habe.
Aber er zeigte auch Verständnis für den Rückzug von Carl-Christian Dressel: "Er hat einen Fehler gemacht und die Konsequenzen gezogen."
Dass die SPD im Unterbezirk aber ohne Abgeordneten in Berlin dastehe, sei natürlich ein Problem. Schließlich tragen die Mandatsträger mit ihren Abgaben entscheidend zur Finanzierung der Arbeit und der Wahlkämpfe der SPD auf lokaler Ebene bei. Apropos Wahlkämpfe: Hier habe, sagte Höllein, man bei den beiden zurückliegenden Wahlen erkennen müssen, dass die traditionelle Form mit vielen öffentlichen Kundgebungen nicht mehr die großen Erfolge bringe. Aber der (zum Zeitpunkt seiner Rede noch) kommissarische Unterbezirksvorsitzende sah auch die vielen erfolgreichen Kommunalpolitiker in der Pflicht, sich bei Wahlen auf Landes- und Bundesebene mehr zu engagieren: "Sie sind unser großes Kapital.
Ich erwarte, dass sie sich künftig mehr einbringen."
Schwarz "betreut" Coburg Nachdem die Landkreise Coburg und Kronach auch in den nächsten vier Jahren keinen SPD-Bundestagsabgeordneten haben, stellte sich beim Unterbezirksparteitag der für Coburg zuständige "Betreuungs-Abgeordnete" vor: Andreas Schwarz aus dem Wahlkreis Bamberg/Forchheim. Der ehemaligen Strullendorfer Bürgermeister räumte ein, dass die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl "nicht das Ergebnis erreichten, das wir uns vorgestellt hatten". Aber nun gehe der Blick Richtung Kommunalwahl - "und damit zur Stärke der SPD". Der Landkreis Kronach wird, das teilte Schwarz abschließend mit, künftig von der Hofer Bundestagsabgeordneten Petra Ernstberger mit betreut.