Mit einem Sinfoniekonzert unter dem Motto "Schumann-Szenen" bescheren das Landestheater und die "Gesellschaft der Musikfreunde" dem Coburger Publikum einen romantischen Abend und eine Erstaufführung unter besonderen Vorzeichen.
Schumann-Enthusiasten brauchen keine Jubiläumsjahre, um dem aus Zwickau stammenden Komponisten zu huldigen. "Schumann-Szenen" hat Roland Kluttig das Programm des 5. Sinfoniekonzertes überschrieben. Der Abend - eine Gemeinschaftsveranstaltung des Landestheaters und der "Gesellschaft der Musikfreunde" - demonstriert ganz beiläufig, dass sich auch mit scheinbar bestens bekannten Werken Entdeckungen machen lassen.
"Leichte Stücke für Klavier" Schumanns "Kinderszenen" zum Beispiel. "Leichte Stücke für Klavier" hat der Komponist sein Opus 15 im Untertitel genannt. Der aus Coburg stammende, in Würzburg lebende Komponist Marcus Maria Reißenberger hat aus diesen "leichten" Klavierstücken Charakterstücke für Orchester gemacht, die reizvolle, da und dort durchaus heikle Aufgaben parat halten. Ursprünglich hatte Reißenberger den Klavierzyklus im Auftrag des Nürnberger Ensembles Kontraste für ein Kammerorchester bearbeitet, das sich an der Besetzung der Kammersymphonie op. 9 von Arnold Schönberg orientiert.
Marcus Reißenberger Schumann-Paraphrasen Das Coburger Publikum erlebt diese Schumann-Adaptionen in voller Orchesterbesetzung. Ganz bewusst hat Reißenberger seine Schumann-Huldigung mit dem Untertitel "Paraphrasen" versehen. "Sie glauben oft, das zu hören, was Sie kennen, und dann wird es doch ein klein wenig anders" - so beschreibt Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig diese Fassung der "Kinderszenen."
Vielfalt an Klangfarben Ganz bewusst hat Marcus Reißenberger darauf verzichtet, Schumanns Orchesterklang imitieren zu wollen. Vielmehr fächert er das Klangbild der "Kinderszenen" nuancenreich auf, verbindet Vielfalt der Klangfarben mit klar konturierter Stimmführung.
Der Dichter spricht Konzentriert folgt das Philharmonische Orchester Roland Kluttigs gestalterischen Impulsen. Schumanns Finale der Kinderszenen "Der Dichter spricht" hat Reißenberger mit Versen von Eichendorff liedhaft ergänzt: "Schläft ein Lied in allen Dingen / Die da träumen fort und fort, / Und die Welt hebt an zu singen, / Triffst du nur das Zauberwort" - mit warmem Mezzosopran gesungen von Kora Pavelic. Den ausdauernden Applaus für die Coburger Erstaufführung dieser "Kinderszenen" verpasst Reißenberger an diesem Abend wegen einer Grippe, wie Roland Kluttig eingangs erläutert.
Lyrische Intensität In seinem Klavierkonzert a-Moll verbindet Robert Schumann kraftvolle Virtuosität mit lyrischer Intensität. Die in Berlin lebende japanische Pianistin Tomoko Takahashi beweist, dass sie beiden Aspekten gleichermaßen gerecht werden kann. Schumanns Virtuosität wird bei ihr nie zum bloßen Tastendonner, steht vielmehr stets im Dienst des Ausdrucks. Auch dafür gibt es am Ende ausgiebig Applaus.
Ausdrucksvolles Adagio Nach der Pause dann die 2. Sinfonie C-Dur - von Kluttig als die "gelungenste seiner vier Sinfonien" bezeichnet. Hier beweist Coburgs Generalmusikdirektor sein Gespür für Schumanns Idiom besonders nachdrücklich. Mit Eichendorff zu reden: "Und die Welt hebt an zu singen", besonders im wunderbar aufblühenden Adagio espressivo.Von der Tempowahl bis zur Balance der Instrumentalstimmen - unter Kluttigs Leitung klingt Schumanns C-Dur-Sinfonie mühelos in Balance gehalten zwischen Form und Ausdruck. Begeisterter Beifall im bestens besuchten Kongresshaus.
Zu Gast in Coburg Tomoko Takahaski Die mehrfach ausgezeichnete Pianistin lebt in Berlin, trat als Solistin in der ganzen Welt auf, mehrfach auch in der Berliner Philharmonie. Sie ist auch eine gefragte Kammermusikpartnerin und machte als Klavierpartnerin von zahlreichen renommierten Solisten auf sich aufmerksam. An der Universität der Künste (UdK) und der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin wirkt sie als Dozentin.
Die nächsten Konzerte im Landestheater Ausblick "Concertino" - Samstag, 11. April, 11 Uhr; 6. Sinfoniekonzert, Montag, 13. April - Werke von Johannes Brahms und Max Bruch, Annelien von Wauwe (Klarinette), Amihai Grosz (Viola), Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg, Leitung: Roland Kluttig
Wer hat denn nun diesen Bericht geschrieben, Herr Deutschmann oder Herr Berger (wie´s in der Zeitung steht)?
Egal.
Das Orchester des Landestheaters kommt nur am Rande vor, obwohl es - neben dem Dirigenten - der Hauptakteur des Abends ist. Selbiges seit über 30 Jahren erlebend und beobachtend, möchte ich festhalten: so souverän, so homogen im Zusammenspiel, so klangschön im Ganzen und in den Soli - so hat es, bis vor einigen Jahren, noch nie gespielt! Ein Bravo dieser schönen Entwicklung! Und bitte weiter so. Es macht Freude, diesem Klangkörper zuzuhören.