Wie die Streaming-Premiere mit Marion & Sobo-Band samt Gaststar Joscho Stephan an der Gitarre die Markthalle in eine Konzerthalle verwandelt.
Es gibt einen interessanten neuen Konzertraum in Coburg - die Markthalle. Der seit geraumer Zeit auf neue Mieter wartende Leerstand zwischen Bäckerei und Schokoladenladen jedenfalls hat beim Live-Streaming auf Youtube am Samstag seine Eignung zumindest als temporäre (Online-)Bühne bestens unter Beweis gestellt.
Der Abend mit einem renommierten internationalen Quintett wurde auf diese Weise auch in bisschen zum Casting-Angebot für alternative Veranstaltungsräume in Zeiten, in denen es weniger um akustische Gegebenheiten, als darum geht, Hygienekonzepte umzusetzen und Abstandsregeln einzuhalten.
Wandlungsfähige Gesangsstimme
Marion und Sobo-Band featuring Joscho Stephan - unter diesem Etikett erlebte das virtuelle Publikum bei der Streaming-Premiere aus der Markthalle Marion Lenfant-Preus als bemerkenswert wandlungsfähig Vokalsolistin. Prominent besetzt das Instrumental-Quartett. Denn der polnische Gitarrist Alexander Sobocinski, der deutsche Kontrabassist Stefan Berger und der ebenfalls aus Polen stammende Geiger und Bratschist Radek Stawarz hatten sich als Gast den Gitarristen Joscho Stephan geholt. In bester Django-Reinhardt-Manier setzte er virtuose Akzente im Gypsy-Swing-Stil, ohne sich freilich ausschließlich auf diesen Gestus zu beschränken.
Denn die stilistische Bandbreite von Joscho Stephan sowie Alexander Sobocinski und seiner Band reicht weit über den Bereich Gypsy-Swing hinaus, auch wenn sie diese stilistische Ebene mühelos beherrschen. Der besondere Reiz entsteht vielmehr durch diverse weitere stilistische Einflüsse, die sich ganz selbstverständlich verbinden - vom französischen Chanson á la Charles Trenet bis zur reizvollen Klassik-Adaption beispielsweise von Edvard Griegs "Norwegischem Tanz". Aber auch auf den Spuren der Andrews Sisters weiß sich das Quintett stilsicher zu bewegen. Mehr noch: Auch Blues-Klänge trifft Marion Lenfant-Preus sehr eindringlich.
Erfolgreiche Kooperation
Eine breite Allianz von Unterstützern hatte sich formiert, um das technisch mit beachtlichem Aufwand verbundene Streaming-Konzert überhaupt möglich zu machen. Die Projektgruppe "Die Stadtmacher" sowie Coburg Marketing, die Markthalle und die Wohnbau Stadt Coburg hatten sich mit der fachlichen Kompetenz der Kulturinitiative von "Leise am Markt" verbündet für einen ganz besonderen Konzertabend.
Auch wenn eine solche Streaming-Premiere auf digitalen Kanälen einen echten Live-Auftritt mit Publikum gewiss nicht ersetzen kann - musikalisch eindringlich geriet der Abend dennoch. "Kultur blüht auf" - dieses Marketing-Motto war durchaus treffend gewählt.