Der Nitratgehalt des Trinkwassers ist zu hoch. Deshalb hat sich die Stadt Seßlach dem Programm "Bodenständig" angeschlossen.
Darin geht es darum, Landwirte für das Problem zu sensibilisieren und mit ihnen Maßnahmen zu entwickeln, wie der Bodenerosion begegnet werden kann. Meist wird die fruchtbare Erde von Wasser weggeschwemmt. Daran hat der Mensch eine gewisse Mitschuld, wie Franz Knogler sagt, der für die BBV Landsiedlung GmbH etliche Bodenständig-Projekte in ganz Bayern betreut. Er berichtete am Dienstagabend im Seßlacher Stadtrat über die Ergebnisse des ersten Projektjahrs und zeigte Karten, wo in welcher Weise im Stadtgebiet Ackerfläche durch Erosion gefährdet sind.
Im Durchschnitt verliere ein Hektar in Seßlach 3,2 Tonnen Ackerboden pro Jahr, sagte Knogler. Stellenweise seien es sogar über zehn Hektar, und anhand dieser Zahlen lasse sich hochrechnen, wann gar kein Humus mehr da sei. "Man hat die Landschaft auf Durchzug geschaltet", sagte er mit Blick auf Bachbegradigungen, das Anlegen von Gräben und Drainagen in früheren Jahren.
Doch es gehe nicht um Schuldzuweisungen: Das Projekt "Bodenständig" setze bei den Landwirten und auf dem Acker an. "Miteinander auf dem Feld" (Knogler) werde überlegt, was getan werden könne, zum Beispiel Mulden anlegen, in denen der oben weggeschwemmte Boden sich sammeln kann, anstatt weiter in den Bach zu gelangen. Die Renaturierung von Gewässern gehört auch zu den Maßnahmen, manchmal hilft auch "Querbewirtschaftung". Allerdings sei die in den kleinen Hügeln in der Seßlacher Flur auch nicht überall zielführend.
Anlass für das Programm war jedoch weniger der Schutz der Äcker als die EU-Wasserrahmenrichtlinie: Bis 2026 müssen alle Gewässer in ökologisch gutem Zustand sein. Denn die Bäche leiden unter der eingeschwemmten Erde. Hinzu kommt, dass Wasser, das abläuft, nicht ins Grundwasser sickert. Je weniger Wasser jedoch ins Grundwasser gelangt, desto höher ist dort die Konzentration von belastenden Stoffen wie Nitrat.
Die Kartierung der Problemflächen im Seßlacher Stadtgebiet ist abgeschlossen. Nun geht es darum, was getan werden kann und wer das finanziert. "Wir brauchen die Unterstützung der Flächenbewirtschafter und der Flächenbesitzer", sagte Knogler. Landwirte könnten für Wasserschutzmaßnahmen direkt Fördermittel beantragen. Wenn es aber darum gehe, Flächen freizugeben, sei auch eine wachsende Teilnehmergemeinschaft im Zuge eines Flur-Neuordnungsverfahrens möglich, erläuterte Daniel Spaderna vom Amt für ländliche Entwicklung in Bamberg. Er betreut die Bodenständig-Projekte in Oberfranken. Bei einem solchen Verfahren werden nur die Grundstücke einbezogen, die für Wasserrückhaltungen gebraucht werden und nicht, wie bei einer normalen Flurbereinigung, alle Flächen. Vorteil eines Flur-Neuordnungsverfahrens: Hier gibt es Zuschüsse.
Die Stadt Seßlach habe außerdem ein Gewässerentwicklungskonzept erstellen lassen, sagte Bürgermeister Martin Mittag (CSU). Die vorhandenen Konzepte und Maßnahmen sollten unbedingt koordiniert werden, mahnte Franz Knogler. Dass der Gewässerschutz kein einfaches Unterfangen ist, machte Georg Ruppert (CSU) deutlich, selbst Landwirt: Er bemühe sich schon seit Jahren, die Nitratwerte zu senken. "Aber das Wasser kommt aus dem Wald raus und verschwindet kurz vorm Brunnen."
Solarfelder sollen blühen
Landwirt Julian Großkreuz will bei Dietersdorf eine 4,5 Hektar große Photovoltaikanlage bauen. Der Stadtrat stimmte dem bei zwei Gegenstimmen zu (der Flächennutzungsplan muss geändert und ein vorhabensbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden). Der Bauaussschuss hatte sich die fragliche Fläche zuvor angesehen. Uwe Siegel (Freie Wähler) wies darauf hin, dass hier ein Landwirt selbst Flächen aus der Bewirtschaftung herausnehme.
Am Rande dieses Punkts entwickelte sich eine Diskussion darüber, ob es den Betreibern von Photovolktaikanlagen zur Auflage gemacht werden könne, auf den Abstandsflächen oder zwischen den Solarpaneelen Wildblumen anzusäen, um Bienen und anderen Insekten Nahrungsquellen zu bieten. Zumindest solle darauf hingewiesen werden, beendete Bürgermeister Martin Mittag die Diskussion.
Für das Heilgersdorfer Schloss liegen nun erste Kostenschätzungen vor, was die Sanierung kosten würde. Darüber hatte Bürgermeister Mittag am Montag kurz in der Heilgersdorfer Bürgerversammlung informiert. Allerdings liege noch keines dieser Gutachten schriftlich vor, wie er betonte: Die bisherigen Informationen habe er mündlich beziehungsweise per Mail erhalten.
Bauanträge
Keine Einwände gab es gegen die drei vorliegenden Bauanträge: Heiko Dünisch darf das Dachgeschoss der Gehegsmühle bei Gemünda ausbauen; Edgar Dünisch in Lechenroth seinen Viehstall erweitern. Yvonne und Markus Buchwald dürfen in Heilgersdorf ein Einfamilienhaus errichten.
Überarbeitet werden soll dagegen der Entwurf für ein neues Baugebiet bei Heilgersdorf, nachdem es dafür vor Ort wenig Zustimmung gibt, wie Bürgermeister Mittag mitteilte.