Nina ist die Beste für den Job

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Weil Nina Hofmann ihre Arme und Beine nicht bewegen kann, schreibt sie am Laptop ihre Texte mit einem Mundstab. Foto: Carsten Höllein
Weil Nina Hofmann ihre Arme und Beine nicht bewegen kann, schreibt sie am Laptop ihre Texte mit einem Mundstab.  Foto: Carsten Höllein
Nina Hofmann unterhält sich mit Kindern der Mittagsbetreuung. Foto: Helke Renner
Nina Hofmann unterhält sich mit Kindern der Mittagsbetreuung.  Foto: Helke Renner
 

Seit einigen Monaten arbeitet die schwerstbehinderte Pädagogin Nina Hofmann in der Geschäftsführung der Arbeiterwohlfahrt Coburg.

Ihre Arme und Beine kann Nina Hofmann nicht bewegen. Nur ihren Kopf. Sie sitzt im Rollstuhl. Aber sie strahlt eine Lebensfreude aus, die geradezu ansteckend ist - und Ziele, die sie sich gesetzt hat, die erreicht sie.

Nina kam mit AMC zur Welt. Das heißt, sie hat eine angeborene Gelenksteife (siehe Infokasten). Seit November vergangenen Jahres arbeitet die Lichtenfelserin beim Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Coburg - und das mit großer Freude und Leidenschaft, wie sie betont. Als pädagogische Fachberaterin unterstützt sie die Geschäftsführung, schreibt Konzepte für die Kindergärten und die Mittagsbetreuung, stellt Fördermittelanträge, leistet Projektarbeit.

Wie ist das zu schaffen, wenn man die Arme nicht bewegen kann?

"Ich habe einen Mundstab, mit dem ich die Tastatur des Laptops bediene, fürs Mauspad und das Smartphone nutze ich einen Handystift, den ich in den Mund nehme", sagt Nina Hofmann. Für alles andere, was sie wegen ihrer Behinderung nicht bewältigen kann, steht ihr eine Arbeitsassistentin zur Verfügung, die über das Inklusionsamt finanziert wird. "Zu Hause helfen mir meine Eltern."

Ursprünglich hatte sich die 24-Jährige bei der Arbeiterwohlfahrt Coburg für die Mittagsbetreuung beworben. Doch dafür war sie überqualifiziert. Denn nach einem Pädagogikstudium in Bamberg mit dem Schwerpunkt Elementar-, Familien- und Sozialpädagogik hatte sie die Voraussetzungen für mehr.

Der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, Carsten Höllein, erinnert sich: "Wir hatten Frau Hofmann zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Dort hat sie sich so gut präsentiert, dass wir uns entschlossen haben, sie zur Unterstützung der Geschäftsleitung einzustellen. Ich bin ja selbst kein Pädagoge."

Pädagogische Beratung neu geschaffen

Weil die Arbeiterwohlfahrt in Coburg aber das Kinderhaus und die Mittagsbetreuung an der Jean-Paul-Schule betreibe, sei eine pädagogische Beratung sehr nützlich. Also wurde für Nina Hofmann eine Stelle geschaffen. "Das war auch für uns Neuland", betont Carsten Höllein und erzählt weiter: "Viele Dinge im Arbeitsumfeld mussten neu gedacht werden. Wir haben das Büro und die Toilette umgebaut, dabei hat uns die Arbeitsagentur unterstützt. Das Inklusionsamt hat uns einen Rettungsrollstuhl zur Verfügung gestellt, weil im Brandfall der Fahrstuhl außer Betrieb ist."

Dass die Arbeiterwohlfahrt für die Einstellung von Nina Hofmann einen Eingliederungszuschuss bekommt, sei aber nicht der Grund gewesen, sich für sie zu entscheiden - auf diese Feststellung legt der Geschäftsführer Wert. "Wir haben sie ausschließlich wegen ihrer Eignung angestellt, und weil Inklusion auch zu den Wertvorstellungen der Arbeiterwohlfahrt gehört."

Es passt rundherum

Für Nina Hofmann ist vor allem wichtig, dass sie eine Arbeit gefunden hat, die sie erfüllt, die ihr Freude bereitet. Dass sie ab und an auch mal in der Mittagsbetreuung aushilft, gefällt ihr gut. "Ich wollte ja immer etwas mit Kindern machen." Und wenn es um die Planung der Aktivitäten in den Senioren-und-Mehrgenerationen-Treffs der Arbeiterwohlfahrt geht, hat sie auch Kontakt zu betagten Menschen. Diese Abwechslung im Arbeitsalltag mag sie.

Diskriminierung wegen ihrer Behinderung habe sie kaum erfahren. Nur, als sie nach der Grundschule zur Realschule hätte übertreten können, habe sich keine gefunden, die den Aufwand um eine schwerstbehinderte Schülerin auf sich nehmen wollte. Nina Hofmann verbrachte daraufhin zwei Jahre in einem Internat in München, schloss dort die Realschule ab und bestand auch die Abiturprüfungen.

Schließlich folgte das Studium in Bamberg. "Dort hatte ich sehr gute Freundinnen, wir sind zusammen ausgegangen und hatten viel Spaß miteinander", erzählt Nina Hofmann von dieser Zeit. Nebenbei hat die junge Frau noch Nachhilfeunterricht in Mathematik und Deutsch gegeben. Deshalb hätte sie sich auch vorstellen können, eine Klasse zu unterrichten. Doch so, wie es jetzt ist, sei es auch gut, stellt sie fest.

Ehrenamtlich engagiert

Außerhalb ihrer Arbeit engagiert sie sich in der offenen Behindertenarbeit der Lebenshilfe Bamberg und bereitet derzeit einen Infoabend zum internationalen Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung vor, der am 5. Mai online stattfindet und eine Veranstaltung der Aktion Mensch ist. (https://www.aktion-mensch.de/was-du-tun-kannst/aktionstag-5-mai.html)