Mehr Kampfgeist geht nicht

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Nico Büdel ging immer wieder dahin, wo es weh tat. Der scheidende Rückraumspieler des HSC Coburg war gegen den TSV Hannover-Burgdorf wieder einmal einer der besten im schwarz-gelben Team. Fotos: Timo Geldner
Nico Büdel ging immer wieder dahin, wo es weh tat. Der scheidende Rückraumspieler des HSC Coburg war gegen den TSV Hannover-Burgdorf wieder einmal einer der besten im schwarz-gelben Team. Fotos: Timo Geldner
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Trotz sechs Tore Rückstand gab der HSC Coburg nie auf und holte gegen TSV Hannover-Burgdorf einen nicht mehr für möglich gehaltenen Punkt.

Der HSC 2000 Coburg macht es ein wenig wie die Darmstadter Lilien. Seit dem die Lage aussichtslos ist, zeigt die Mannschaft extrem engagierte und auch effektive Leistungen: Am Mittwochabend holte der Tabellenletzte gegen den TSV Hannover-Burgdorf einen Punkt. Beim 27:27 (11:13) machten die Gorr-Schützlinge sogar einen Sechs-Tore-Rückstand noch wett.
2411 Zuschauer wurden Augenzeuge einer erneut charakterstarken Vorstellung der "Gelb-Schwarzen". Die Vestestädter knüpften nahtlos an den letzten Heimsieg in der HUK-Arena gegen Gummersbach und an die viel gelobte Leistung in Kiel an. Der Gegner, der 2017 gerade einmal einen Punkt holte, war alles andere als ein Punktelieferant. Aber auch die Niedersachsen, gespickt mit Nationalspielern, mussten neidlos anerkennen, dass die Truppe von Trainer Jan Gorr derzeit ihre beste Phase in dieser Abstiegssaison spielt. Sie sahen fünf Minuten vor dem Ende bereits wie der sichere Sieger aus - doch es reichte nicht gegen die Coburger Energiebündel!


HSC 2000 Coburg gegen
TSV Hannover-Burg. 27:27 (11:13)

Der HSC kam gut rein in die Partie. Krechel parierte und Büdel traf zum 1:0 (2.). Kapitän Till Riehn traf in der 7. Minute von Linksaußen zum 3:3. Also von dort, wo ansonsten Steffen Coßbau in den Kreis fliegt. Doch der etatmäßige "Scharfschütze" musste wegen Oberschenkelproblemen kurzfristig passen. Hagelin und Riehn übernahmen seinen Part.
Den meisten Applaus in der Anfangsphase erntete aber Oliver Krechel, der sofort an seine starke Leistung in Kiel anknüpfte und mehrere Würfe der "Grünen" aus Niedersachsen entschärfte, obwohl Mittelmann Morten Olsen und "Hüne" Mait Patrail auf Halblinks mit je zwei Treffern ihre individuelle Klasse bereits andeuteten.
In der 17. Minute sah Jens Bürkle Redebedarf, weil Florian Billek, der zuvor sein Visier noch zu hoch eingestellt hatte, in Unterzahl den 5:5-Ausgleich erzielte. Das Publikum in der Arena war begeistert, denn der ungebrochene Siegeswille des abgeschlagenen Tabellenletzten war wieder bis in die letzte Reihe unterm Hallendach spürbar. Das Prunkstück war, wie schon zuletzt gegen Gummersnach und Kiel, die gute 6:0-Abwehr mit einem herausragenden Torsteher, der beim Stande von 7:8 auch einen Siebenmeter parierte (22.) und so den erneuten Ausgleich durch Till Riehn im direkten Gegenzug ermöglichte. Einen solchen Rückhalt hätten sich die Coburger öfters in dieser Saison gewünscht.
Doch ein Handicap blieb: Die vielen technischen Fehler! Die Folge: Zwei Tore Rückstand in der 28. Minute (10:12). Das gefiel auch Jan Gorr nicht, der in diesem Moment die Mädels vom Coburger Mohr zum Tanz aufforderte. Doch seine Auszeit verpuffte - Halbzeit: 11:13.
Der Start in Durchgang zwei war schlecht: Zwei schnelle Ballverluste - zwei Gegentore und plötzlich war Coburg mit vier Treffern im Hintertreffen. Davon profitierte der Gegner sehr lange. Denn trotz drei weiterer erstklassiger Paraden von Krechel hielt dieser Vorsprung (14:18/39.).
Mehr noch: Nationalspieler Kai Häfner erhöhte in Überzahl erstmals sogar auf fünf Tore Vorsprung und Olsen ließ das 14:20 folgen. Erst eine überfällige Auszeit von Gorr stoppte diesen Lauf der "Grünen".
Trotzdem kämpfte der HSC verbissen weiter, verkürzte durch Wetzel und Billek vom Strich auch schnell auf 16:20 (43.) und fand anschließend - angetrieben von den ebenfalls nie aufgebenden Fans - endlich die richtigen Lösungen.
Der Gegner spürte jetzt, dass der erste Sieg 2017 zum Greifen nahe war - doch das lähmte zunehmend die Aktionen. Selbstbewusstsein bei einer Sechs-Tore-Führung gegen das Liga-Schlusslicht sieht jedenfalls ganz anders aus.
Jetzt begann die stärkste Phase der Gastgeber: Zuerst gelang HSC-Kreisläufer Sebastian Weber das schönste Tor des Spiels, als er ein kluges Zuspiel von Rechtsaußen Billek perfekt im Flug aufnahm, um den Ball dann zum 19:23 ins Netz zu nageln (48.). Und in den folgenden Minuten verkürzten Kelm & Co. auf 25:26. Als Krechel in der 56. Minute parierte, hielt es keinen HSC-Anhänger mehr auf seinem Sitz - schade dass das Kapitel 1. Liga im Coburger Sporttempel bald zu Ende geht!
Die Schlussminuten hatten es in sich: Erst markierte Billek unter tosendem Applaus das 26:26 und dann machte er mit einem sicher verwandelten Siebenmeter den 27:27-Endstand in der letzten Minute perfekt.