Kandidaten, Listen, Kooperationen - die entscheidenden Wochen im Landkreis Coburg haben begonnen. Bei der CSU ist zumindest eine Entscheidung schon gefallen: Michael Möslein (Großheirath), der lange Zeit als heißer Kandidat für den Coburger Landrat im Gespräch war, steht nicht zur Verfügung.
Vereinhalb Monate vor der Kommunalwahl am 16. März kommt Bewegung in die politische Landschaft. So ist bei der CSU im Landkreis zumindest eine Entscheidung gefallen: Michael Möslein (Großheirath), der lange Zeit als heißer Kandidat für den Coburger Landrat im Gespräch war, steht nicht zur Verfügung. Das bestätigte Möslein gestern dem Tageblatt auf Anfrage.
Erster offizieller Name: Rainer Mattern So bleibt bei der CSU als erster Name, der offiziell ist, der Ebersdorfer Kreisrat Rainer Mattern stehen. Dies bestätigte auch der CSU-Kreisvorsitzende, Jürgen W. Heike (Neustadt), am Dienstag infranken.de: "Rainer Mattern wurde von mehreren Ortsverbänden vorgeschlagen. Wir haben mit ihm gesprochen, er hat sich Bedenkzeit erbeten." Sollte Mattern wirklich wollen, heißt das aber noch lange nicht, dass er darf. Zwei weitere Kandidaten, erklärte Jürgen W. Heike, gebe es zudem noch - beide hätten "durchaus Interesse".
Kein Kanonenfutter aufstellen Klar ist zumindest auch das Anforderungsprofil, das der Coburger CSU-Kreisvorstand in inzwischen drei Sitzungen erarbeitet hat. "Wir werden auf jeden Fall kein Kanonenfutter aufstellen", zeigte sich Heike zuversichtlich, dass "sein"/der CSU-Kandidat kräftig am Stuhl des Amtsinhabers Michael Busch (SPD) rütteln wird.
Beim Landratskandidaten schielt die CSU offensichtlich auch auf Unterstützung durch den zweiten Flügel des oft beschworenen "bürgerlichen Lagers": die Freien Wähler (FW). Auf die Frage, ob er sich beim Gegenkandidaten für Michael Busch auch mit den FW abstimmen wolle, zögerte Heike keine Sekunde: "Ja, sicher!"
Freie Wähler nicht begeistert Christian Gunsenheimer, der Kreisvorsitzende der Freien Wähler, wurde von Heike sogar schon angesprochen. Dass aber die CSU jetzt schon öffentlich mit Namen (Mattern) spielt, lässt den Weitramsdorfer Bürgermeister ein bisschen verschnupft zurück: "Man sollte schon die richtige Reihenfolge einhalten. Erst Gespräche, dann einen gemeinsamen Kandidaten benennen." Deshalb wollte es Gunsenheimer nicht ausschließen, dass die FW auch einen eigenen Bewerber ins Rennen schicken werden. "Die Entscheidung wird noch im November fallen", sagt der FW-Kreisvorsitzende.
Wenn die 60 Köpfe umfassende Liste von CSU/Landvolk für den Coburger Kreistag nicht vor Ende November/Mitte Dezember komplett aufgestellt sein wird, könnte sich dabei ein überraschendes "Comeback" abspielen: Jürgen W. Heike überlegt nämlich, wieder für den Kreisrat zu kandidieren. "Auf Wunsch der Fraktion", wie der Kreisvorsitzende betonte, lote er derzeit die Möglichkeiten aus, sein Amt im Rechtsausschuss des Bayerischen Landtages mit dem des Coburger Kreisrates unter einen Hut zu bringen. Die Chancen dafür scheinen nicht schlecht zu sein, könnte man die Worte Heikes deuten: "Im Rechtsausschuss sind die Mehrheiten jetzt klar - da ist meine Position einfacher." Nichtsdestotrotz werde er sich nur aufstellen lassen, wenn er auch regelmäßig an den Sitzungen in Coburg teilnehmen könne. Ein "halber Kreisrat", das will Heike nicht sein.
Neu: die "ULB" Auf eine neue Liste können sich die Bürger des Coburger Landes auf ihrem Stimmzettel für den Kreistag auf jeden Fall schon einstellen. Am morgigen Mittwoch wollen sich die "Unabhängigen Landkreisbürger" (ULB) der Öffentlichkeit präsentieren.
Einer, der auf dieser Liste eine entscheidende Position einnehmen könnte, sitzt schon im Kreistag: Udo Döhler. Der Dörfleser Bürgermeister gehörte lange der Fraktion der Freien Wähler an, ehe er sich angesichts unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten durch die landes- und bundespolitischen Ambitionen der Freien Wähler mitsamt seinem gesamten Dörfleser Vorstand aus der Partei verabschiedete. Auf die ULB angesprochen, gab sich Döhler aber gestern noch streng bedeckt: "Es gibt keine Liste und keine Namen!" Wohl aber die Tatsache, dass die ULB als Verein bereits gegründet wurden.
Sicher auf deren Liste steht jedenfalls schon Markus Mönch, der parteilose Bürgermeister von Weidhausen. Auf Tageblatt-Nachfrage bestätigte Mönch: "Ich werde bei den ULB für den Kreistag kandidieren." Es sei wichtig, im Kreistag zu sein, sagte Mönch. Er sehe diese Aussage aber nicht nur auf sich als Bürgermeister bezogen, sondern auf die ganze Gemeinde. "Wir brauchen jemand, der unsere Belange dort einbringt."
Die ULB als "Abspaltung" der FW überraschen Christian Gunsenheimer nicht. "Ein bisschen schade" findet er dies, weil sich die abtrünnigen FW-Ortsvereine (allen voran Lautertal und Dörfles-Esbach) aus "rein ideologischen Gründen" aus der Partei verabschiedet hätten. An den Akteuren vor Ort, das sei ihm immer wieder versichert worden, solle es dabei nie gelegen haben. Gunsenheimer wundert sich nun: "Wenn das so ist, dann stellt sich schon die Frage: Warum eine eigene Liste?"