Lahm und Pülsdorf: Zwei Golddörfer mit Lust auf mehr

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Renate Leuthäuser und Otto Ritzensteiger bestaunen beim Gold-Dorffest in Lahm und Pülsdorf die vom Obst- und Gartenbauverein an der Wanderhalle aufgebauten Spezialitäten. "Das haben wir nicht alles selbst im Garten", sagte Leuthäuser. Foto: Bettina Knnauth
Renate Leuthäuser und Otto Ritzensteiger bestaunen beim Gold-Dorffest in Lahm und Pülsdorf die vom Obst- und Gartenbauverein an der Wanderhalle aufgebauten Spezialitäten. "Das haben wir nicht alles selbst im Garten", sagte Leuthäuser. Foto: Bettina Knnauth
Bürgermeister Werner Thomas: "Wenn wir hier etwas feiern, wird der Nachbar einfach mit eingeladen."
Bürgermeister Werner Thomas: "Wenn wir hier etwas feiern, wird der Nachbar einfach mit eingeladen."
 
 
 
 
 

"Bezirkssieger 2014". Die Schilder an den Ortseingängen von Lahm und Pülsdorf sind noch erkennbar neu. Kurz vor den Sommerferien erreichte die Gemeinde die Nachricht, dass sich beide Dörfer gemeinsam beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft - unser Dorf soll schöner werden" auf Bezirksebene durchgesetzt haben.

Mit einem "Gold-Dorf-Fest" wurde jetzt nachträglich kräftig gefeiert. "Es ist ein Dankeschön für die vielen Helfer, die dazu beitrugen, dass unsere Dörfer so schön aussehen", sagte Bürgermeister Werner Thomas (SPD) bei der Begrüßung in der Lahmer Wanderhalle.


Interessierte konnten den Weg, den die Bewertungskommission Anfang Juli genommen hatte, nochmals nachgehen und die Highlights der Dorfentwicklung besichtigen. Dazu wurden am Ausgangspunkt, der Wanderhalle, auch Bilder gezeigt. Draußen konnten Kinder unterdessen nach "Gold" schürfen oder Stockbrot grillen.
Seit die Dorferneuerung in Lahm und Pülsdorf (gemeinsam mit Herreth) 2003 in Angriff genommen wurde, wurden 85 Prozent der Maßnahmen unter großer Beteiligung der Bürger umgesetzt werden.
Ihr Ziel war es, dem Leitsatz zufolge, die "ländlich geprägten Strukturen mit wertvollem kulturellen Erbe und historischer Bausubstanz" unter "Beachtung des gesellschaftlichen Miteinanders" zu fördern und sichtbar zu machen, "um die Lebensqualität für künftige Generationen zu steigern".


Die Pflege von Traditionen und Brauchtum und das rege Vereinsleben in der Doppelortschaft beeindruckten die Kommission. Auch der Rundgang beim Golddorffest zeigte auf, in welch gutem bis sehr gutem Zustand sich die historische Bausubstanz überwiegend befindet. Unverkennbar ist dies auch das Resultat des großen Engagements der Gebäudebesitzer. Der Leerstand in den Ortskernen ist mit drei Anwesen niedrig.
Den Siegertitel verdankten die beiden Dörfer einer beeindruckenden Gemeinschaftsleistung: Obst- und Gartenbauverein, Feuerwehr, TSV Lahm, Kindergarten und die Mittags- und Schulkindbetreuung hatten den Rundgang der Kommission zusammen vorbereitet und dafür gesorgt, dass alle Gärten gepflegt wurden. Ein "Hacktrupp" aus sieben Frauen kümmerte sich darum, dass auch die Beete am Straßenrand bepflanzt wurden.

Der Dorfplatz als Magnet

Vor allem der Dorfplatz in Pülsdorf zog beim Fest Besucher an. Der Platz stand 2013 im Zentrum des "Historischen Dorffestes" zur 1225-Jahr-Feier, nachdem er im Zuge der Dorferneuerung ausgebaut und saniert wurde. Noch heute dient der Platz als Treffpunkt der Generationen Alt und wird von den Einwohnern als "Wohnzimmer" bezeichnet. Die heimelige Atmosphäre zwinge regelrecht zum Verweilen, schrieb die Gemeinde in ihrem Bewerbungsschreiben zum Bezirksentscheid.


Auch auswärtige Besucher waren von der gelungenen Mischung aus öffentlichen wie privaten Grünflächen und Blumenbeeten vor Fachwerkhäusern und einem Brunnen begeistert. "Wir finden dieses ganze Eck wunderbar romantisch", sagte Anita Eppler, die zusammen mit ihrem Mann Michael aus Creidlitz nach Pülsdorf gekommen war.


Die Gäste hatten die Einladung des Obst- und Gartenbauvereins angenommen, in der es hieß: "Kommen Sie, feiern Sie mit uns und schauen Sie sich unsere Dörfer an." Auch Karin Hümmer aus Ebersdorf folgte dem ausgeschilderten Rundgang der Bewertungskommission, der sie auch in den Garten von Bürgermeister Thomas führte. Das Gemeindeoberhaupt deckte gerade die Kaffeetafel und erläuterte dabei, wie hier die Nutz- und Ziergärten von vier Familien zusammentreffen: "Früher gehörten die Grundstücke alle zu einem Anwesen", berichtete Thomas. Seine Nachbarin, Heidi Pickel (Nachfahrin des früheren Besitzers) besitzt noch immer "Gehrecht" in Thomas‘ Garten, weil sie hier durch muss, um zu ihrem Nutzgarten zu gelangen. Beide sehen darin kein Problem: "Es ist viel Wert, wenn sich Nachbarn so gut verstehen, wie wir uns untereinander und mit den Familien Angermüller und Lunz", sagte der Bürgermeister. Vorsichtshalber sei die Aufteilung juristisch festgelegt, fügte Pickel hinzu - denn man könne ja nicht davon ausgehen, dass dieses gute Verhältnis auch in den nachfolgenden Generationen bestehen bleibe.


Für den Bürgermeister steht fest, dass sich Lahm und Pülsdorf einer weiteren Bewertung stellen werden: "Ich gehe davon aus, dass wir uns um die nächste Trophäe beim Landeswettbewerb 2015 bewerben werden", sagte Thomas.