Kulturpolitik für Kinder in Coburg

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Im besonderen Fokus der städtischen Kulturförderung und von Kulturamtsleiterin Michaela Hofmann: Kinder so intensiv wie möglich "mit Kultur infizieren". Bei den Konzerten des Philharmonischen Orchesters im Rahmen der diesjährigen Kinderkulturtage war die Faszination der jungen Besucher offensichtlich. Fotos: Archiv/Jochen Berger
Im besonderen Fokus der städtischen Kulturförderung und von Kulturamtsleiterin Michaela Hofmann: Kinder so intensiv wie möglich "mit Kultur infizieren". Bei den Konzerten des Philharmonischen Orchesters im Rahmen der diesjährigen Kinderkulturtage war die Faszination der jungen Besucher offensichtlich.  Fotos: Archiv/Jochen Berger
Kulturamtsleiterin Michaela Hofmann
Kulturamtsleiterin Michaela Hofmann
 
Chris Jarrett
Chris Jarrett
 

Die Leiterin der Coburger Kulturabteilung, Michaela Hofmann, will trotz reduzierter Ressourcen städtische Angebote stärker an ihrer Nachhaltigkeit ausrichten. Bei Kooperationen kann das Kulturbüro kaum mehr bei der Organisation helfen.

Akzente setzen, aber bitteschön an kulturpolitisch begründeten, an der Zukunftsfähigkeit der lokalen Gesellschaft orientierten Stellen. Das ist die Aufgabe eines Kulturamtes einer mittelgroßen Kommune wie Coburg, die sich vor allem auch Kultur- und Schulstadt nennt.

Michaela Hofmann ist seit 2012 Leiterin der Kulturabteilung Coburgs. Sie tauchte in den vergangenen zwei Jahren immer öfter auf im örtlichen Kulturleben, trat in Erscheinung bei gewohnten Terminen im Jahresrhythmus, aber auch an überraschenden Stellen. Jetzt, im Dezember, schon (wieder einmal) zwischen Rückblick und Ausblick, fällt da als erstes die von ihr im Verbund mit der Chorleiterin Antoinetta Bafas organisierte Jazznacht ein. Die wird es 2015 wieder geben, am 14. März, mit großem Konzert diesmal wieder zentral im Rathaus und Diversem in den umliegenden Gaststätten, das schon gebucht, aber noch nicht verraten wird.
Im unbestritten reichen Kulturleben Coburgs ist der Bereich Jazz bisher unterbelichtet.

Kinderkulturtage und Schultheaterfestival bestens angenommen

Weiter gehen wird es auch mit den bestens angenommenen Kinderkulturtagen und dem Schultheaterfestival. Letzteres explodierte geradezu in diesem Jahr unter neuer Konzeption und verstärkter Förderung durch das Landestheater auf zehn beteiligte Schulen. 2015 soll die theaterpädagogisch ebenfalls aktive Hochschule mit ins Boot genommen werden.

Bei den Kinderkulturtagen im Juni - da schwärmt Michaela Hofmann richtig - kamen zweimal 800 Schulkinder ins Kongresshaus zu den Konzerten des Philharmonischen Orchesters des Landestheater, das "Peter und der Wolf" bot. "Es war unglaublich, was da in den Gesichtern der Kinder zu beobachten war", fühlt sich Michaela Hofmann bestätigt in ihrer grundsätzlichen Ausrichtung.

Kinder mit Kultur frühzeitig zu infizieren, das hat sich für sie als zentrales Anliegen städtischer Kulturpolitik herausgebildet - ganz im Verbund mit Norbert Tessmer, der das Kulturreferat auch nach seinem Aufstieg zum Oberbürgermeister der Stadt bei sich behalten hat. Dabei die Kinder nicht nur zum Kulturkonsum anzuregen, sondern dazu, selbst aktiv zu werden, geht Hofmann noch weiter, überzeugt davon, dass ein Mindestmaß an Kulturfertigkeiten hilft, erfolgreicher durchs Leben zu gehen.

Neue Förderkriterien

Unter eben diesen Kriterien wurden mittlerweile auch die Richtlinien der städtischen Kulturförderung für Vereine und Kulturschaffende überarbeitet und vom Stadtrat abgesegnet. Ab 1. Januar ist progressive Kinder- und Jugendarbeit eines der entscheidenden Förderkrite rien. "Städtische Kulturpolitik muss sich um Nachhaltigkeit bemühen", betont Michaela Hofmann.

Verschiedene Veranstaltungen liegen weiterhin in der Organisation des Kulturamtes, das Neujahrskonzert, das Konzert "Jugend spielt für Jugend - Überarbeitungen in Zukunft allerdings nicht ausgeschlossen - , Ausstellungen im Ämtergebäude. Für den 2016 wieder zu vergebenden Rückertpreis wird die Auswahl samt Jury-Entscheidung 2015 erfolgen.

Die Vorbereitungen für die Landesausstellung 2017 bedürfen bereits im kommenden Jahr großer Energie. Das Haus der bayerischen Geschichte wird parallel zum Gedenken an den Thesenanschlag Luthers vor 500 Jahren auf der Veste "Ritter, Bauern, Lutheraner" inszenieren. Das ist eine große Chance, ein Geschenk für Coburg, kulturpolitisch wie touristisch. Soll die genutzt werden, ist im Verbund verschiedener städtischer Stellen selbstverständlich schon ab sofort viel zu planen und zu entwickeln. Das Kulturbüro will und soll so viele Synergieeffekte mit den anderen Coburger Kulturinstitutionen wie möglich ziehen, Bewusstsein schärfen für diesen Aspekt der Coburger Historie.

Landesausstellung nutzen

Im Hintergrund läuft derweil auch die Vorbereitung für den bis August einzureichenden Antrag Coburgs, im Verbund mit den anderen Lutherstädten als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt zu werden. Coburg, wo Luther 1530 auf der Veste ein halbes Jahr lang an seiner Bibelübersetzung arbeitete, wäre die einzige bayerische Stadt in diesem Verbund. Michaela Hofmann ist für die verwaltungstechnische Vorbereitung und Abwicklung der Bewerbung zuständig, der Direktor der Kunstsammlungen auf der Veste, Klaus Weschenfelder, für die inhaltliche.
Kommen wir zur problematischen Seite: Michaela Hofmann ist zwar seit der Kommunalwahl nicht mehr als persönliche Mitarbeiterin für Norbert Tessmer verpflichtet. Unter dem generellen Sparzwang der Stadt wurden dem Kulturbüro allerdings die beiden 30-Stunden-Stellen gestrichen. Jetzt ist Hofmann zusammen mit Michael Engel allein für die Organisation aller Kulturamts-Aktivitäten zuständig.

Zudem sind die Kosten generell gestiegen, mehr Geld gibt es aber nicht. Davon ausbremsen lassen aber will sich Michaela Hofmann nicht. Sie versucht, persönlich abzufangen, was geht, Plakate gestalten, Stühle aufstellen... Was bleibt ihr denn sonst? Die bewährten Kooperationen mit den kulturschaffenden Institutionen will sie aufrecht erhalten, zumindest was das Finanzielle anbelangt. "Aus der Organisation aber müssen wir uns künftig heraushalten. Wir sind geschrumpft."