Die Familien Brehm und Bürger feierten bei Rohrbach gemeinsam mit dem Grüber Heimatverein erstmals ein Kartoffelfest. Die Initiatoren haben damit eine Menge Besucher angelockt, die Erdäpfel und die gute alte Zeit mögen.
Daniel und Jessica Hennig kamen mit einem alten Handwagen zum ersten Kartoffelfest zwischen Rohrbach und Grub. Sie marschierten gleich in den Kartoffelacker der Familien von Hans-Ulrich Brehm und Manfred Bürger aus Grub am Forst, um dort die Knollen, die zuvor herausgeschleudert worden waren, aufzulesen. Köstliches kam im Feld zum Vorschein: alte Sorten wie die "Rote Laura" (eine festkochende Speisekartoffel mit tiefgelbem Fleisch) und die "Granola" (eine Kartoffel mit erdigem Geschmack, die sich auch gut lagern lässt). Die Bürgers und die Brehms haben dafür gesorgt, dass auf einem viertel Hektar die besonderen Erdäpfel wachsen konnten.
Gabi und Rolf aus Ebermannstadt hatten von dieser Aktion erfahren und machten sich auf den Weg zum Kartoffelfeld, das sehr idyllisch etwas abseits der Hauptstraße liegt. "Die alten Sorten müssen erhalten bleiben. Sie sind viel besser im Geschmack als die Hochleistungskartoffeln aus dem Supermarkt.
Vor allem sind sie ungespritzt und unbehandelt", freute sich Gabi. Dann hieß es für sie: Weiter Kartoffeln sammeln.
Bei der Premiere des Kartoffelfestes gab das Nachtschattengewächs nicht nur roh. So ließen sich Marianne und Helmut Kessel aus Creidlitz eine köstliche heiße Kartoffelsuppe schmecken. Diese wurde vom Bürger- und Heimatverein Grub am Forst angeboten. Natürlich wurde die Suppe aus den Knollen vom Kartoffelacker hergestellt. Am Rand des Feldes wurde ganz unkompliziert gespeist.
Alte Sorten brauchen kalte Keller
Die Kessels freuten sich, dass sich die junge Generation wieder an die alten Sorten erinnert. Aber zu deren Wiederentdeckung brauchte es kühlere Keller.
"In den heutigen zu warmen Kellern lassen sich die Kartoffeln schlecht lagern", erklärte Helmut Kessel, der sich mit so etwas offensichtlich auskennt.
Zu alten Sorten gehört auch altes Gerät. Landwirt Florian Löw hatte seinen frisch lackierten Fendt-Traktor aus dem Jahr 1959 aus der Scheune geholt und fuhr mit einer Kartoffelschleuder durch den Acker. Die Knollen flogen dabei durch die Luft. Auch eine Dezimalwaage, wie sie früher auf vielen Bauernhöfen zu finden war, steuerte der Landwirt bei. "Die alten Sorten sollte man erhalten", sagte auch Löw. Ingrid Brehm und Carmen Bürger hatten als Organisatorinnen beim ersten Kartoffelfest viel zu tun. Angenehm fiel ihnen auf, dass sich viele Besucher für die Kartoffelsorten von früher interessierten. "Viele wollten alles ganz genau wissen", berichtete Ingrid Brehm.
Die Idee zu dem Fest sei vor einem Jahr aus einer Bierlaune heraus bei einem Geburtstag entstanden.
Da saßen die beiden Familien zu viert an einem Tisch und "unterhielten sich über früher", berichtete Carmen Bürger. Man könne ja keine gescheiten Kartoffeln mehr kaufen, habe sie damals geklagt, erinnerte sich Bürger. Schnell fanden die beiden Familien ein passendes Grundstück.
1500 Kilo, ungespritzt
Mit dem Landwirt Florian Löw fand sich ein Fachmann gewonnen werden, der das Jahr über seine Maschinen zur Verfügung stellte und die beiden Familien dazu anregte, auch ein paar Sonnenblumen in den Acker zu pflanzen. Die beiden Ehepaare beschäftigten sich mit den verschiedenen Kartoffelsorten, kauften schließlich das Saatgut von einem zertifizierten Bio-Hof und legten es in den Acker.
Damit begann viel Arbeit für die beiden Paare. In praller Hitze wurde gehackt, Unkraut beseitigt und Kartoffelkäfer gelesen.
"Wir wollten auf jeden Fall auf chemische Spritzmittel verzichten", berichtete Manfred Bürger. Die Mühe hat sich gelohnt: Rund 1500 Kilo Kartoffeln sind völlig ohne Chemie gewachsen. Die Familien haben jetzt sogar einen alten Keller angemietet, um die Kartoffeln richtig lagern zu können.
Zum Kartoffelfest holten die Familien Brehm und Bürger den Bürger- und Heimatverein mit ins Boot, beziehungsweise auf den Acker. Die Besucher des Festes fühlten sich in die alte Zeit versetzt, als es noch keine modernen Vollerntemaschinen gab. Das Kartoffelkraut wurde mit einem Kartoffelfeuer, worin jede Menge Kartoffeln gegart wurde, verbrannt. Abgewogen wurden die Kartoffeln mit der Dezimalwaage. Für eine Brotzeit auf dem Acker, so wie es früher war, sorgte der Grüber Heimatverein. "Voraussichtlich werden wir im kommenden Jahr wieder ein Kartoffelfest veranstalten. Wir müssen aber die Fruchtfolge beachten", kündigte Ingrid Brehm an.