Internationale Studenten in Coburg erzählen von ihrem Heimweh

2 Min
Sie vermissen ihre Familien und auch das leckere Essen an Weihnachten, aber die Studenten Jhayro Joss Villanueva, Thuy Pham, Natalie Fahsen und Liza Zakaryan (von links) versuchen trotzdem, die Feiertage in Coburg zu genießen.Fotos: Christiane Lehmann
Sie vermissen ihre Familien und auch das leckere Essen an Weihnachten, aber die Studenten Jhayro Joss Villanueva, Thuy Pham, Natalie Fahsen und Liza Zakaryan (von links) versuchen trotzdem, die Feiertage in Coburg zu genießen.Fotos: Christiane Lehmann
Katja Wagner
Katja Wagner
 
Richard Ebert (links) fliegt heim nach Namibia. Van Duc Nguyen bleibt hier und will spontan etwas mit seinen Freunden unternehmen.
Richard Ebert (links) fliegt heim nach Namibia. Van Duc Nguyen bleibt hier und will spontan etwas mit seinen Freunden unternehmen.
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Studierenden des Studienkollegs aus aller Herren Länder haben kaum die Möglichkeit, mit ihren Familien Weihnachten zu feiern. Sie erzählen von ihrem Heimweh und wie sie das Beste draus machen - mit Schokolade und Pute.

Natalie Fahsen freut sich auf fröhliche Weihnachten. Die junge Frau aus Guatemala will heuer endlich mal wieder ein richtig schönes Fest feiern. Und ein Garant dafür ist ihr kleiner Bruder, der sie aus ihrer Heimat hier in Coburg besucht. "Ich bin so glücklich darüber", sagt sie und strahlt dabei übers ganze Gesicht.
Die vergangenen beiden Jahre arbeitete sie über Weihnachten in der Schweiz. Doch heuer hat sie Ferien. Seit vier Monaten lebt die 20-Jährige in der Vestestadt und besucht das Studienkolleg Coburg. Ihre Mitschüler kommen aus der ganzen Welt. Viele von ihnen bleiben über Weihnachten in Coburg.


Und um 24 Uhr gehen alle nach draußen


Die Erinnerung an Weihnachten "zuhause" wird aber gerade in diesen Tagen bei fast allen wach. In der Heimat von Natalie Fahsen steht der Christbaum schon seit November. "Und am 24.
trifft sich die ganze Familie bei den Großeltern. Da kommt der Nikolaus und bringt den Kindern Geschenke. Und um 24 Uhr gehen alle nach draußen. Da gibt es ein ganz großes Feuerwerk", erzählt sie. Ja doch, sie habe immer noch Heimweh. "Ich vermisse meine Familie, meine Freunde und vor allem das Essen", sagt sie. Deshalb wird an Weihnachten mit dem Bruder und Freunden auch richtig schön gekocht. Natürlich gibt es eine gebratene Pute.


Seit zwei Jahren in Deutschland


Der Gedanke daran lässt auch Jhayro Joss Villanueva das Wasser im Mund zusammen laufen. Der junge Peruaner würde gern mal wieder original gebratenes Hühnchen wie bei Muttern essen. Seit zwei Jahren lebt er in Deutschland, hat ein Jahr als Au-pair in Ingolstadt gearbeitet und danach ein freiwilliges soziales Jahr in der offenen Behindertenarbeit in München geleistet. Auch er bereitet sich hier in Coburg auf ein Hochschulstudium vor. Was er genau am Heiligen Abend macht, weiß er noch nicht, aber eins ist sicher: Ohne Schokolade gibt's kein Weihnachten.


Am Goethe-Institut in Vietnam Deutsch gelernt


Kein Weihnachten gibt es für Van Duc Nguyen. Der Vietnamese gehört keiner Religion an. Dennoch erzählt er uns, dass in seiner Heimat die Menschen am 23. Dezember einen langen Gottesdienst besuchen. Der 21-Jährige hat am Goethe-Institut in Vietnam gut Deutsch gelernt und möchte nach dem Studienkolleg Hotelmanagement studieren.
Was er an den Festtagen macht, weiß er noch nicht. "Ich mache spontan was - wahrscheinlich mit Freunden", sagt er. Seine kleine Schwester zuhause wird er aber wohl vermissen, das weiß er schon. Gut, dass er ab und zu telefonieren kann.


Ich freu' mich sehr auf die Feiertage



Mit einem nahezu akzentfreien Deutsch erzählt Agnesa Loshi, wie es sich als Muslimin anfühlt, wenn Weihnachten ist. "Das merkt ja erstmal keiner", sagt sie. Als Kind hat sie auch immer ein Geschenk bekommen, aber heute weiß sie natürlich, dass Weihnachten nicht ihr Fest ist. Die 23-Jährige aus dem Kosovo geht auch gerne auf den Weihnachtsmarkt. Aber damit hat es sich auch. Sie fährt zu ihren Eltern nach Frankfurt, wo sie nach dem Abschluss beim Studienkolleg Soziale Arbeit studieren möchte. "Hier in Coburg sind mir die Studiengebühren einfach zu hoch!"
Mit 30 Jahren ist Liza Zakaryan die älteste Studentin am Tisch. Sie kommt aus Armenien und lebt mit ihrer fünfjährigen Tochter Maria zur Zeit in Scheuerfeld. Die Kleine besucht dort den Kindergarten während ihre Mutter sich beim Studienkolleg auf ein Hochschulstudium vorbereitet. "Ich freu mich sehr auf die Feiertage", sagt sie. Da fährt sie nämlich mit Maria zu ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Würzburg, wo auch sie vorher gelebt hat. Daheim in Armenien wird erst so richtig am 6. Januar gefeiert - mit zwölf verschiedenen Gerichten und vielen Freunden und Nachbarn, die sich den ganzen Tag gegenseitig besuchen.
Unterm Kameldornbaum wird Richard Ebert "O du fröhliche" singen. Der 19-Jährige fliegt nach Hause zu seiner Familie in Namibia - aus gesundheitlichen Gründen. "Ich freu mich sehr drauf. Irgendwie fliegen alle aus Namibia heim. Da sind bei uns lange Ferien." Seinen Entschluss, in Deutschland zu studieren, nicht in Kapstadt, hat er nicht bereut. Wenn er das Studienkolleg in Coburg abgeschlossen hat, wechselt er an die Hochschule Nürnberg, wo er Verfahrenstechnik studieren möchte. Doch jetzt ist Weihnachten und da raschelt erst mal der Kameldornbaum.