Thomas Schreiner bewegt sich mit seinem Betrieb abseits vom Mainstream. Wie er wirtschaftet, zeigt er am Sonntag, 6. Juli, in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Bauernverband beim "Tag des offenen Bauernhofes".
Nein - ein klassischer Vertreter der konventionellen Landwirtschaft ist Thomas Schreiner wirklich nicht. Er zieht sein Ding alleine durch. Er hält seine Schweine ein weitläufigen Pig-Ports, hat ein Damwildgehege hinter dem Hof und schlachtet seine Tiere selbst. Mit seiner Meinung hält Thomas Schreiner nicht hinter dem Berg, auch wenn manche Aussage den Funktionären des Bayerischen Bauernverbandes nicht so gefällt. "Aber", das sagt auch Gerhard Ehrlich als Coburger BBV-Kreisobmann, "Thomas Schreiner ist auch ein Teil unserer Landwirtschaft". Deshalb ist die Familie Schreiner am Sonntag, 6. Juni, Gastgeber der BBV-Veranstaltung "Tag des offenen Bauernhofes".
Hans Rebelein, der Geschäftsführer des Bauernverbandes im Landkreis Coburg, ist froh, mit den Schreiners einen Partner für den diesjährigen "offenen Hof" gefunden zu haben. "Die Suche nach einem Veranstaltungsort ist nicht immer ganz einfach", erzählt Rebelein.
Für Thomas Schreiner war aber schon vor einiger Zeit klar: Wenn er bei dieser Sache mitmachen würde, dann 2014. Denn dieses Jahr ist für die Familie Schreiner ein ganz besonderes Jahr. Sie hat nämlich vor 25 Jahren mit der Vermarktung von Damwild begonnen.
Es war im Jahr 1989. Thomas Schreiner hatte gerade die Milchviehhaltung auf seinem Hof unweit der Kirche aufgegeben, als er auf einer Fahrt durch Nordrhein-Westfalen ein Damwildgehege sah und sich sofort mit seiner Frau einig war: "Das ist es!" Es war eine richtige Entscheidung, wie Thomas Schreiner heute bilanzieren kann: "Die Sache mit dem Damwild war für uns der Grundstock zur Direktvermarktung." Heute ist auf dem Schreiner-Hof alles unter einem Dach: Futterproduktion (zumindest zu 80 Prozent), Tierhaltung, Wildschlachthaus und Hof-Metzgerei. Der Verkauf von Damwild-Produkten ist ein wichtiger Teil des Betriebes - aber kein entscheidender. Denn dafür ist Damwild als Produkt zu saisonal.
"Das Hauptgeschäft ist hier im November und Dezember", erzählt Schreiner-Junior, Tobias.
Die Kombination der verschiedenen Bereiche ist es, die den Betrieb von Thomas Schreiner überleben lässt. Denn eigentlich, sagt der Landwirt, ist zum Beispiel sein Schweinemaststall mit rund 300 Tieren zu klein, um dem heutigen wirtschaftlichen Druck in der Lebensmittelproduktion standhalten zu können. "Wir können überleben, weil wir alles selbst machen", sagt Schreiner. Um dieses System komplett zu machen, laufen derzeit die Vorbereitungen, dass auf dem Schreiner-Hof ab dem kommenden Jahr eine Schlachtstätte mit EU-Zulassung in Betrieb geht. Seit in Coburg der Schlachthof nach einem vermeintlichen Gammelfleisch-Skandal mit einem riesigen Schlagzeilen-Aufkommen geschlossen wurde, muss Tobias Schreiner (familieninterner Chef der Metzgerei) seine Schweine in Bamberg schlachten lassen.
Weil die Tiere aber vorher mit einer Tätowierung gekennzeichnet werden, weiß Vater Thomas aber genau: "Wir bekommen mit 100-prozentiger Sicherheit unsere Tiere geschlachtet wieder zurück." Das ist dem Chef des Schreiner-Hofes auch besonders wichtig, denn er bezeichnet seine Schweine mit einem Augenzwinkern als "Wohlfühlschweine". Und Thomas Schreiner ist überzeugt davon, das "Wohlfühlschweine" besseres Fleisch als normal gehaltene Schweine liefern.
Erfolgreich in der Nische BBV-Kreisobmann Gerhard Ehrlich legt beim Hof-Rundgang bei manchen Aussagen Schreiners die Stirn ein bisschen in Falten - die Beiden sind nicht immer einer Meinung.
Aber eine Sache, die ringt dem obersten Vertreter der Coburger Landwirtschaft schon Respekt ab: "Thomas Schreiner besinnt sich auf das, was er hat." Freilich, räumt Ehrlich ein, sei die Art und Weise, die Schreiners wirtschaft, heutzutage ein Nischen-Produkt in der Landwirtschaft. Aber genau dafür, nämlich solche Nischen zu zeigen, habe der Bauerverband ja den "Tag des offenen Hofes" ins Leben gerufen: "Wir wollen zeigen, wie es in der Landwirtschaft ausschaut. Da gehört der Hof der Familie Schreiner fest mit dazu."
Wie lange der große Hof in der Lindenstraße schon im Eigentum der Schreiners ist, weiß nicht einmal Familienoberhaupt Thomas. "Sechs bis sieben Generationen auf jeden Fall", sagt der Landwirt. Daneben steht, zum Stolz des Vaters, schon die nächste Generation: Sohn Tobias, inzwischen auch schon Metzgermeister ausgebildet, wird den Betrieb auf jeden Fall übernehmen.