In Neustadt wird das Projekt Soziale Stadt aufrecht erhalten

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Juliane Eras (links) und Kathrin Linnig halten die "Soziale Stadt" am Siemensring am Leben. Foto: Rainer Lutz
Juliane Eras (links) und Kathrin Linnig halten die "Soziale Stadt" am Siemensring am Leben. Foto: Rainer Lutz

Als die staatlichen Mittel ausblieben, suchten alle Beteiligten nach Wegen, die soziale Arbeit am Siemensring nicht ganz zum Erliegen kommen zu lassen.

"Die Mittel für das Projekt Soziale Stadt wurden vom Bund in den vergangenen Jahren rigoros zusammengestrichen", sagt Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) verständnislos. Über Jahre war mit dem Projekt erfolgreich Sozial- und Integrationspolitik betrieben worden. Dann der Schnitt. Doch damit wollte sich die Beteiligten hier nicht zufriedengeben - und sie fanden Wege.

Über Jahre hatten verschiedene Quartiersmanager soziale Arbeit aufgebaut. Die Wohnbau des Landkreises stellte das Quartiersbüro zur Verfügung. Juliane Eras arbeitete bis 2010 als Quartiersmanagerin. Damals schon gab es das "Interkulturelle Kaffeekränzchen", Frauen aus dem Siemensring trafen sich in verschiedenen Gruppen, zum Basteln, Handarbeiten, Malen oder einfach so.
Kleine und größere Probleme wurden diskutiert und die Quartiersmanager halfen bei der Lösung.

Mit Pascal Bächer, einem Studenten der Sozialen Arbeit, fand sich ein Nachfolger, als Eras in die Jugendarbeit der Stadt wechselte. Feste, Bürgerbeteiligung bei der Anlage des Parks und der Spielstraße - moderiert durch das Quartiersmanagement entwickelte sich das soziale Miteinander am Siemensring immer weiter. Natürlich war klar, dass es so nicht immer gehen würde. Alle rechneten mit einem sukzessiven Abbau der Förderung, einem langsamen Umstieg auf andere Formen des sozialen Engagements. Es kam anders. Die Unterstützung durch staatliche Mittel endete mit einem Schlag. Das Ende der sozialen Arbeit am Siemensring schien besiegelt.

Das wollte niemand. Mit der Wohnbau wurde ein Übereinkommen getroffen, damit das Büro erhalten werden konnte. Juliane Eras, bei den Bewohnern am Siemensring noch in guter Erinnerung, wurde stundenweise von der Jugendarbeit freigestellt, um sich koordinativ um die Arbeit im Quartiersbüro kümmern zu können.

Zusammen mit dem ASB wurde das Projekt "Hallo Nachbar" ins Leben gerufen. Rainer Schreier von ASB ist froh, dass dafür das Quartiersbüro zur Verfügung steht: "Jeden Dienstag am späten Nachmittag können die Bürger hier her kommen und ihre Bedürfnisse mit den Helfern besprechen", sagt er. Der ASB hat für dieses Projekt sogar eine eigene Kraft eingestellt. Sie bringt Anbieter und Nachfrage von einfacher Hilfe zueinander.

Dabei geht es um einfache Dinge, wie den Einkauf, sich um Haustiere kümmern, wenn jemand krank wird oder das Obst im Garten ernten, wenn der Besitzer in Urlaub fährt. Froh ist Oberbürgermeister Frank Rebhan über den Einstieg der Volkshochschule mit dem Projekt High:Nec, das von Kathrin Linnig betreut wird. Der Name steht für "Handeln, Integration, Gemeinschaft und Heimat in Neustadt bei Coburg". Es geht darum, dass Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Kontakt kommen, erklärt Kathrin Linnig.

Nun können wieder deutsche Frauen von türkischen lernen wie man türkisch kocht, Jugendliche werden beim Bewerbungsschreiben oder der Suche nach einem Praktikum unterstützt und Gruppen unterschiedlicher Religion kommen miteinander ins Gespräch. Möglich wird das Projekt durch Fördermittel des Familienministeriums. Es läuft zunächst für drei Jahre.

Es wird weiter investiert

Für Dr. Rainer Mayerbacher, den Geschäftsführer der Wohnbau, ist klar, dass weiterhin das Quartiersbüro zur Verfügung gestellt wird. Er zollt allen Anerkennung, die das Projekt am Leben gehalten haben, als der Geldstrom versiegte - auch wenn vieles nicht mehr angeboten werden konnte wie früher.

Die Wohnbau hat in den vergangenen Jahren 2,2 Millionen Euro in den Ausbau von mehr als 50 Wohnungen investiert. "Es geht uns vor allem darum, bezahlbaren Wohnraum für Familien zu schaffen", betont Mayerbacher. Durch Förderung ist es möglich, den Mietpreis pro Quadratmeter Wohnfläche der Drei- bis Vierzimmerwohnungen bei vier Euro Kaltmiete zu halten. Es soll weiter modernisiert werden.

Inzwischen hat Juliane Eras schon Pläne für das Quartiersbüro. Es soll ein wenig umgebaut werden, damit hier im April auch ein Integrationskurs stattfinden kann, die Quartiersbücherei soll einen eigenen Raum bekommen und für das Projekt "Hallo Nachbar" wäre ein Schrank und ein Schreibtisch nötig. Wünsche, die wohl über die Stadt erfüllt werden können.

Hoffnung auf neue Möglichkeiten der sozialen Arbeit machte Frank Rebhan. "Die neue Bundesregierung hat die Mittel für Projekte wie die Soziale Stadt deutlich aufgestockt". Was das bedeutet, weiß noch niemand so recht, denn: "Es gibt noch keine Ausführungsverordnung", erklärt Rebhan, hofft aber, dass diese bis zum Sommer vorliegt. Dann wäre klar, was künftig möglich sein wird, an sozialen Projekten am Siemensring.