In Coburg gibt's mehr Jobs als vor acht Jahren

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Hermann Zeis
Hermann Zeis
 
Matthias Klar
Matthias Klar
 

Hinter den statistischen Zahlen der Agentur für Arbeit stehen Menschen und Schicksale. Hermann Zeis und Matthias Klar sind sich dessen bewusst.

Pressesprecher der Agentur für Arbeit zu sein, ist nicht immer ein dankbarer Job. Vor allem dann, wenn es gilt, steigende Arbeitslosenzahlen zu vermelden. So gesehen, müsste Hermann Zeis seine Tätigkeit in den vergangenen Jahren leicht gefallen sein: Die Arbeitslosenzahlen gingen zurück, es gibt genug Lehrstellen. Auf dieser Basis kann Matthias Klar nun weitermachen: Zeis geht in Ruhestand, Matthias Klar wird ihm nachfolgen.

Für den 42-Jährigen ist die Position eine "Beförderung", wie er mit einem Schmunzeln sagt: Zuvor war Klar als Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Nürnberg tätig - nicht in der Bundeszentrale, sondern in der örtlichen Agentur am Richard-Wagner-Platz. Aber auch dort erreichten ihn Anfragen internationaler Journalisten, die einfach die "Agentur für Arbeit Nürnberg" gesucht hatten.

Seit einigen Jahren schon lebt der gebürtige Niederfüllbacher wieder in Coburg-Creidlitz, hat einen kleinen Sohn und freut sich, nun einfach mehr Zeit für die Familie zu haben. Außerdem trifft er überall Bekannte. "Das Vernetzte hier ist ein ganz anderes Leben und Arbeiten als in einer Stadt wie Nürnberg."

Wie sein Vorgänger Zeis kommt Matthias Klar aus der Berufsberatung. Deshalb sei ihm nur zu gut bewusst, dass hinter allen Zahlen Menschen und Schicksale stehen, sagt er. Und er weiß, dass manche arbeitsmarktpolitischen Instrumente nicht so funktionieren, wie sie gedacht waren. Das Teilzeit- und Befristungsgesetz zum Beispiel, das Langzeitarbeitslosen zusätzliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnen sollte. Das sei in etlichen Fällen auch gelungen, sagt Klar - aber vielfach kommen die Beschäftigten über das befristete Arbeitsverhältnis nicht hinaus. Hermann Zeis verweist aufs Altersteilzeitgesetz, das auch dazu dienen sollte, dass erfahrene Mitarbeiter ihre Nachfolger in einer Übergangszeit einarbeiten können. Doch so werde es selten genutzt - Beschäftigte sehen vor allem die Möglichkeit, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, oder es dient einem Arbeitsplatzabbau ohne Entlassungen.

Fast zehn Jahre war Hermann Zeis Pressesprecher der Agentur für Arbeit Coburg. Eine Zeit des Strukturwandels, wie er sagt: Vor allem im Bereich Dienstleistungen habe die Zahl der Jobs zwischen 2008 und 2015 zugenommen. Das meiste davon ist der Finanz- und Versicherungswirtschaft geschuldet (874 Arbeitsplätze mehr). Im verarbeitenden Gewerbe wuchs die Zahl der Jobs um 522, und da waren es allein 482 im Bereich der Metall- und Elektroindustrie, die neu dazu kamen. Insgesamt gab es in der Stadt Coburg am 30. Juni 2015 33 727 sozialversichungspflichtige Stellen; 2007 waren es noch 29 353.

Das Einzugsgebiet der Stadt Coburg reicht bis nach Thüringen und Bamberg, wie Matthias Klar anhand einer anderen Auswertung der Zahlen aufzeigt. In welchen Branchen die meisten Pendler zu finden sind, lässt sich daraus aber nicht ersehen. Den rund 23 600 Einpendlern in die Stadt stehen 6050 Auspendler gegenüber; insgesamt haben 16 180 Coburger eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, die von der Agentur für Arbeit erfasst wird.

Hermann Zeis wird sich in seinem Ruhestand weniger mit Zahlen befassen, kündigt er an. Er engagiert sich in der Theatergruppe Ebensfeld und will die Falknerprüfung machen.