Bei der Stadtrallye suchten Schüler quer durch die Stadt nach Stationen, an denen sie etwas zu den wichtigsten Artikeln des Grundgesetzes lernen konnten.
"Wann beginnt und wann endet die Würde des Menschen?" - eine von vielen Fragen, die Schüler der Coburger Mittelschulen bei einer Stadtrallye beantworten sollten. "Was ist Zensur?", lautete eine andere Frage. Sie führte die Jugendlichen in die Redaktion des Coburger Tageblatts.
Die Rallye war einer von mehreren Bausteinen der Kampagne "Zusammenleben - so gelingt ein gutes Miteinander". Schon in den vergangenen Jahren stellte sich das Amt für Jugend und Familie zusammen mit der Kommunalen Jugendarbeit die Frage, wie der Rahmen eines respektvollen Zusammenlebens für neu zugezogene Flüchtlingsfamilien und hier Aufgewachsene vermittelt werden kann. Infomaterial wurde in sieben Sprachen übersetzt und gedruckt.
Szenen ohne Worte
Dann griffen Jugendliche des Coburger Kinder- und Jugendtheaters, gemeinsam mit jungen Flüchtlingen das Thema auf. Sie wählten neun Grundrechtsartikel des Grundgesetzes aus und überlegten in der Gruppe, wie diese am besten in Szene gesetzt werden können. Dabei wurde ihnen klar, dass keine Worte notwendig sind, um die wichtigsten Botschaften dieser Grundrechte zu transportieren. So entstanden neun pantomimische Videoclips mit je 30 Sekunden Länge. Unter dem Titel "270 Sekunden Grundrechteflimmern" werden Szenen zu den Artikeln eins bis sechs des Grundgesetzes sowie zu den Artikeln zehn, zwölf und 14. Die Spielszenen werden nur mit Musik hinterlegt.
Per Code zum Clip
Vorgestellt wurden die Clips im Rahmen der interaktiven Stadtrallye "Grundrechte mit allen Sinnen". Sie richtete sich an Schulklassen der siebten und achten Jahrgangsstufen der Coburger Mittelschulen. 120 Schüler machten mit und waren dabei die ersten, die per QR-Code die Clips sehen durften. Ramona Scheibe, Praxisstudierende beim Amt für Jugend und Familie, erarbeitete die Rallye und führte sie in Zusammenarbeit mit einer Reihe von Einrichtungen und Organisationen durch. Die Jugendlichen führte ein Laufzettel auf einen Streifzug durch die Stadt.
An den Stationen wurde verdeutlicht, wie die jeweilige Einrichtung mit Grundrechten umgeht. Vor Ort wurde gerätselt, diskutiert, bei Aktionen aktiv erkundet und in den Clips erforscht, wo die Grundrechte so alles ihre Finger im Spiel haben.
Fragen hatten es in sich
Mit der einen oder anderen Frage wäre wohl auch mancher alteingesessene Coburger ziemlich gefordert gewesen. "Wo findest du die vier Soli der Reformation und wie lauten sie?", wäre so ein Beispiel. Da ging es um ein von Senioren besprühtes Banner nahe dem Viktoriabrunnen. Die Soli lauten übrigens Fide, Gratia, Christus und Scriptura.
Andere knifflige Fragen waren etwa: "Gilt das Briefgeheimnis auch für Postkarten?" (Ja), oder "Ist Ohrlochstechen eine Körperverletzung?" (Ja) und "Glatze schneiden lassen?" (Ja) oder ein "Tattoo mit Henna machen lassen?" (Nein). Im Tageblatt ging es um Meinungs- und Pressefreiheit. Die Schüler mussten sich mit dem Thema Zensur beschäftigen aber auch mit der Frage ob es für dieses Grundrecht in Deutschland Einschränkungen gibt. Der Artikel fünf des Grundgesetzes stellt klar: "Eine Zensur findet nicht statt." Dennoch gibt es Einschränkungen, durch allgemeine Gesetze, Bestimmungen zum Schutz der Jugend oder dem Recht der persönlichen Ehre. Ein kompliziertes Rechtsgebiet, dem sich die Jugendlichen stellen sollten.
Kreativität in Schlagzeilen
Dafür durften sie dann ihrer Kreativität freien Lauf lassen und - garantiert ohne Zensur und Einschränkung - auf ein großes Transparent Schlagzeilen schreiben, die sie gern einmal in der Zeitung lesen würden oder von denen sie glauben, dass sie die Leser sehr interessieren würden. In die letzte Kategorie gehören sicher "Terroranschlag in
Coburg" ebenso wie "Frieden in aller Welt". Viele hatten aber Nachrichtenwünsche wie "Handyverbot wird in der Schule aufgehoben", "Schule ab 9 Uhr in Bayern" oder "Türkische Nationalmannschaft kommt nach Coburg". Manche waren ganz bescheiden: "Kleine Gamescom in Coburg" oder eher praktischer Natur: "Dönerladen für Wüstenahorn", oder "Dönerladen neben meiner Wohnung (Danke)". Am häufigsten wurde gewünscht, dass eine Überschrift ein Konzert ankündigt. Da reichte die Wunschliste von "187 Straßenbande" über "Shindy" bis "Mina" und "UFO 361 Digga". Vielleicht werden die Wünsche ja mal für die Sommerkonzerte auf dem Schlossplatz aufgegriffen. Dann machen wir gern die passende Schlagzeile dafür.