Tag der Ersten Hilfe: Im Notfall kann jeder helfen

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Ausbilder Matthias Sippel kontrolliert, ob Lukas bei der Herzdruckmassage alles richtig macht.
Ausbilder Matthias Sippel kontrolliert, ob Lukas bei der Herzdruckmassage alles richtig macht.
Im Notfall gibt es in Stadt und Landkreis Coburg über 220 Defibrillatoren, um Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen. Fotos: Nelly Ritz
Im Notfall gibt es in Stadt und Landkreis Coburg über 220 Defibrillatoren, um Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen.  Fotos: Nelly Ritz
 

Der ASB gibt einen Einblick in die Situation in Coburg: Wie kann man Erste-Hilfe-Maßnahmen erlernen? Wo steht hilfreiche Ausrüstung zur Verfügung?

Hupen, Reifenquietschen, ein Zusammenprall. Verletzte an der Unfallstelle. Passanten sind schockiert, aber oftmals hilflos, gehen gar einfach weiter - aus Angst, etwas falsch zu machen. Die Situation ist fiktiv, kann aber leider auch in der realen Welt so miterlebt werden. Dabei ist in Deutschland jeder gesetzlich verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten, soweit es ihm die Umstände erlauben.

Der internationale Tag der Ersten Hilfe soll auf das Phänomen der unterlassenen Hilfeleistung aufmerksam machen und animieren, besonders im Notfall selbst tätig zu werden. Er will die Retter des ASB oder DRK, aber vor allem auch die Ersthelfer des täglichen Lebens einmal ins Rampenlicht rücken und in der Öffentlichkeit die Relevanz fachgerechter Nothilfe im Katastrophenfall aufzeigen. Seit 2000 findet er jeweils am zweiten Samstag im September statt, dieses Jahr am 10. September.


Angst vor Fehlern kostet Leben

"Leider gibt es immer wieder diese Scheu vor Hilfeleistung. Man sollte aber betonen: Etwas falsch macht man nur dann, wenn man gar nichts macht", beteuert Matthias Sippel, der beim Arbeiter-Samariter-Bund für die Ausbildung von Ersthelfern zuständig ist. Zumindest den Notruf könne wirklich jeder wählen, ermutigt er.
"Inzwischen bieten wir cirka 500 Kurse pro Jahr mit über 5000 Teilnehmern an", informiert ASB-Geschäftsführer Thomas Schwesinger. Fortbildung und regelmäßige Auffrischung im Bereich der Ersten Hilfe seien maßgebend, um Berührungsängste und Unsicherheit im Notfall zu nehmen.

"Viele Ersthelfer, die aus Firmen zu uns kommen, bestätigen, dass sie sich nach der alle zwei Jahre verpflichtenden Auffrischung viel sicherer fühlten", erläutert Matthias Sippel.


Kenntnisse öfters erneuern

Auch den Erste-Hilfe-Kurs, den man im Rahmen des Führerscheins absolviert, sollte man öfters erneuern, findet der Ausbilder. Teilnehmer Lukas hat den Kurs gerade frisch hinter sich gebracht: "Die Atmosphäre war angenehmen und locker, ich konnte sehr viel lernen und mitnehmen. Jetzt würde ich mir durchaus zutrauen, bei jedem Erste Hilfe zu leisten." Am vergangenen Samstag hat er neben der stabilen Seitenlage und der Herz-Lungen-Wiederbelebung zum Beispiel auch gelernt, wie man einen Defibrillator benutzt.


Coburgs Defibrillatorennetz

"Eigentlich sind die Geräte wirklich selbsterklärend, man wird Schritt für Schritt durch das Wiederbelebungsprogramm geführt", gibt Matthias Sippel zu. Dennoch werden die Kursteilnehmer in die Handhabung eingeführt, können ausprobieren und anschauen. "Wir wollen ihnen damit die Angst nehmen. Es kann nichts schiefgehen."
In Coburg gebe es prozentual zur Einwohnerzahl so viele Defibrillatoren wie sonst nirgends in der Region. Fast 150 Stück seien es in der Stadt, viele davon auch in Firmen und Geschäften, in denen eine Schulung bei der Anbringung des Geräts gleich mit angeboten wurde.

"Jede Minute sinkt die Überlebenschance eines Patienten mit Herzstillstand um zehn Prozent", gibt Thomas Schwesinger zu bedenken. Da sei es natürlich enorm wichtig, dass geholfen wird, am besten auch schnell und richtig.


Absicherung bei der Ersthilfe

Wobei: Selbst wenn bei der Ersthilfe etwas falsch gemacht werden sollte, sei der Helfer rechtlich geschützt. Dem ASB sei es daher besonders wichtig, alle Leute zu erreichen - auch die, die nicht in die Kurse kommen. Denn "die meisten lebensbedrohlichen Situationen passieren zu Hause. Herzstillstand und Schlaganfälle sind die häufigsten Notsituationen", bedauert Matthias Sippel.

So wird schon in den Schulen mit den Schulsanitätern zusammengearbeitet, die sich schnell für die Idee der Ersten Hilfe begeistern lassen. In den Kursen erhält man zudem immer Broschüren oder eine kleine Liste mit Notrufnummern.
An fehlendem Handwerkszeug sollte die Erste Hilfe also nicht scheitern.


Der ASB in Aktion

Im Rahmen des weltweiten Erste-Hilfe-Aktionstages und der anschließenden bundesweiten Woche der Wiederbelebung gestaltet der ASB am 24. September eine große Werbe- und Informationsaktion, bei der unter dem Motto "Prüfen, Rufen, Drücken" Kurzanleitungen zum Thema Erste Hilfe verteilt werden.
Wer umfangreicher ausgebildet werden will, kann bereits jetzt das vielseitige Kursprogramm für das Jahr 2017 durchstöbern. Der Einfluss der aktuellen Lage ist auch hier zu erkennen: Im Erste-Hilfe-Extrem-Kurs werden unter anderem Reaktionsstrategien bei Stich- oder Schussverletzungen gelehrt.
Was sich der ASB heute, zum internationalen Tag der Ersten Hilfe, wünscht? "Zu Beginn meiner Kurse bedanke ich mich immer bei den Teilnehmern und ernte dafür viele fragende Blicke", erzählt Matthias Sippel lachend. Selten erhielten Ersthelfer ein Dankeschön dafür, dass sie sich engagieren und interessieren. Dafür, dass sie Leben retten wollen. "Es wäre schön, wenn dies häufiger der Fall wäre", überlegt der Ausbilder. Also: danke - an alle Lebensretter, stillen Helden und Ersthelfer!