Mit dem Tunnel "Füllbach" in der Nähe von Niederfüllbach (Kreis Coburg) ist jetzt das letzte der 25 Tunnelbauwerke auf der ICE-Neubaustrecke zwischen Erfurt und Ebensfeld im Rohbau fertig. Im Dezember 2017 soll die Strecke für den Verkehr freigegeben werden.
Rein technisch wird es nicht mehr lange dauern, bis das Coburger Land mit der ICE-Trasse an die Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Berlin und Palermo angeschlossen sein wird. Doch ob die Züge dann auch oft ein Coburg halten werden? Bahnchef Rüdiger Grube, der extra nach Niederfüllbach gekommen ist, um das letzte Stück Beton in den Tunnel "Höhnberg" zu gießen, hält sich auf Nachfrage immer noch bedeckt: "Lassen wir das doch alles einmal auf uns zukommen."
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer ist da in seiner Ansprache schon ein bisschen offensiver. Er fordert die Bahn als Betreiber der künftigen Hochgeschwindigkeitsstrecke fünf Monate vor der bayerischen Landtagswahl dazu auf, beim ICE auch die "regionalen Verkehrsbelange" mit einzubinden. "Wir dürfen den ICE nicht nur hier durch bauen. Die Leute müssen etwas davon haben", wünscht sich Ramsauer.
Immerhin wiederholt Rüdiger Grube die Zusage, die er im vergangenen Jahr schon einmal beim vermeintlichen "Bahngipfel" in der IHK gegeben hat: Nach Fertigstellung der Hochgeschwindigkeitstrasse 2017 werden die Züge erst im "Tagesrand" in Coburg halten. Das heißt: Am frühen Morgen und am späten Abend. Alles andere soll dann der Bedarf regeln. Sprich: Steigen viele Leute am Coburger Bahnhof in den ICE-Züge ein, wird die Deutsche Bahn ihr Angebot erweitern.
Straßenschäden für 170.000 Euro Zur Feier ist auch der Grüber Bürgermeister Kurt Bernreuther (SPD) gekommen. Der hatte in den vergangenen Monaten seine liebe Not mit den schweren Baustellenfahrzeugen, die sich 24 Stunden am Tag durch seinen Ort quälten. 170.000 Euro, hat Bernreuther einmal ausgerechnet, beträgt der Schaden an gemeindlichen Straßen mindestens.
"40-Tonner auf unseren engen Straßen - das war die totale Überbelastung", erzählt Bernreuther. Er hat deshalb in den vergangenen Jahren keine Veranstaltung entlang der ICE-Trasse versäumt und den Herren Politikern stets seine Sorgen geschildert. Und es scheint was gebracht zu haben.
"Hier", sagt Bernreuther zu seinem Ebersdorfer Amtskollegen Bernd Reisenweber (BG) und zeigt ihm einen Brief der Obersten Baubehörde in München. Darin steht: Die Gemeinde Grub kann künftig bei Straßenbauprojekten damit rechnen, "bestmöglich" (so heißt es im Brief)) durch Mittel aus dem bayerischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) unterstützt zu werden.Was hinter "bestmöglich" steckt, werden die Grüber schon bald erfahren. Derzeit laufen nämlich die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt für die Sanierung der Coburger Straße.
50, maximal 55 Prozent bekommen Gemeinden derzeit Zuschüsse für solche Projekte. "Ich hoffe, es wird bei uns deutlich mehr sein", sagt der Bürgermeister.
Tunnel-Team mit Anschluss Die drei Mitarbeiter der Firma Leonhard Weiß aus Bad Mergentheim - ein Partner der Arbeitsgemeinschaft für die Tunnel "Höhnbach", "Füllbach" und "Reitersberg" - hatten sich für den großen Tag gestern sogar extra einheitliche T-Shirts machen lassen. Aufdruck: "Wir machen den Weg frei". Seit 2011 arbeitet das Weiß-Team im "Höhnbach"-Tunnel und ist dort für den Tiefbau verantwortlich. Sie wohnen im "Beckenhaus" Niederfüllbach und haben, das gibt Angelika Ott offen zu, "sonst von Coburg nicht viel gesehen". In Niederfüllbach haben die Bauarbeiter allerdings schon Anschluss gefunden.
Vergangene Woche waren Angelika Ott und Kollegen dort sogar auf einem Polterabend eingeladen.
Fakten: der Tunnel "Höhnbach" Die Zahlen "Er ist ein kleiner Riese", sagt Manfred Kicherer von der Münchner Baufirma Alfred Kunz zum knapp über 800 Meter langen Tunnel, der das Gewicht der Erd-Deponie "Pfarrschrot" tragen muss und außerdem noch die Coburger Ausschleifung über den Tunnel "Füllbach" quert. 934 Tonnen wiegt ein 12,5 Meter langer Block, wie er gestern mit der Nummer 67 zum Abschluss betoniert wurde. Insgesamt ist das gesamte Tunnelbauwerk 100.000 Tonnen.