Die Coburger boten dem amtierenden Europapokalsieger lange Zeit die Stirn, verloren aber mit 25:29. Schiedsrichter erhitzten die Gemüter der 2768 Fans.
Der HSC 2000 Coburg hat im Kampf um den Klassenerhalt in der 1. Handball-Bundesliga einen weiteren herben Rückschlag erlitten. Trotz einer engagierten Leistung verlor die Mannschaft von Trainer Jan Gorr gestern Abend gegen den amtierenden Europapokal-Sieger Frisch Auf Göppingen mit 25:29 (13:15).
Die Zuschauer in der HUK-Arena waren lange Zeit begeistert, mussten jedoch anerkennen, dass die Gäste aus Schwaben verdientermaßen den längeren Atem hatten. Es war erst der dritte Auswärtssieg in dieser Saison für das Team aus Baden-Württemberg.
HSC 2000 Coburg gegen
FA Göppingen 25:29 (13:15)
Coburg begann zunächst ohne Nico Büdel und musste gleich im ersten Angriff ins Zeitspiel, blieb ohne Erfolg. Der Gegen-Konter, von denen einige zuviel Richtung HSC-Tor liefen, führte zum ersten Treffer für die Gäste. Das HSC-Tor hütete Jan Kulhanek, der im Hinspiel verletzungsbedingt nicht dabei sein konnte und der sich gegen den frei vor ihm auftauchendem Halen gleich doppelt auszeichnete, das 1:2 mit dem vierten Göppinger Tempogegenstoß aber nicht verhindern konnte.
Schrecksekunde nach genau sechs Minuten, denn Romas Kirveliavicius humpelte nach einem leichten Zusammenstoß mit Florian Billek vom Feld. Danach machte der HSC im Spielaufbau zu viele einfache Fehler, lud den Gegner damit förmlich zum Kontern ein. Dafür war der HSC vor dem gegnerischen Tor schwer auszurechnen, denn beim 6:7 standen sechs verschiedene Torschützen für die Coburger zu Buche.
Es war Mitte der Halbzeit fast ein offener Schlagabtausch und Gorr versuchte von der Bank aus, das Spiel dann auch mal zu beruhigen, weil sein Team zu schnell den Abschluss suchte. Und sei Team wurde nicht nur seiner Meinung nach benachteiligt, weil Göppingen in der Abwehr ungestraft die HSCler halten durfte und so zu Ballgewinnen kam. Der Coburger Trainer war mit einigen Entscheidungen überhaupt nicht einverstanden, brachte das auch deutlich zum Ausdruck. Denn dadurch gelang es Göppingen, wie von ihrem Trainer gefordert, sich frühzeitig auf fünf Treffer abzusetzen.
Doch nach einer Zeitstrafe gegen Ex-Nationalspieler Lars Kaufmann, der den frischgebackenen HSC-Nationalspieler Florian Billek eishockeygemäß "checkte", verkürzte der HSC, indem er die Überzahl geschickt nutzte. Göppingen spielte, wenn sie nicht zu einfachen Kontertoren kamen, seine Angriff nun lange aus. Aber das Heimteam blieb mit gelungen Spielzügen auf Tuchfühlung, nutzte seine Optionen aber nicht optimal aus, sonst hätte es mit einem Remis in die Kabine gehen können.
Die Aufholjagd nach der Pause
Coburg mühte sich nach Wiederanpfiff, hatte Pech mit einem Alu-Treffer, aber Göppingen gab die Pausenführung noch nicht her. Mit einem sehenswerten Pass in Überzahl gelang dann doch der direkte Anschluss. Und plötzlich waren viel Emotionen in der Arena. In der nächsten Überzahl gelang das 19:19 und danach wurde das harte Zupacken der Frisch Auf-Abwehr früher geahndet.
Die Partie war offen, der Rückstand mit dieser Energieleistung wettgemacht und als Lukas Wucherpfennig das 21:20 gelang, tobte die Halle. Gästetrainer Magnus Andersson nahm die Auszeit, der Europapokalsieger wackelte, befreite sich aber wieder dank seiner starken Rückraumschützen vor denen Gorr gewarnt hatte.
Als dann erstmals ein Überzahlspiel beim HSC nicht richtig funktionierte, drehte Göppingen die Partie in seine Richtung - eine Duplizität zum Hinspiel. Aber bis es nach einer nervenaufreibenden Schlussphase soweit war, stemmte sich der HSC mit allem dagegen. Eine diskussionswürdige Entscheidung vor dem 24:26 - eine Zeitstrafe gegen "Kiwi" - und Aus war der Traum von der Überraschung.
HSC 2000 Coburg gegen Göppingen 25:29 (13:15)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel - Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig (5), Dominic Kelm (1), Sebastian Weber (2), Steffen Coßbau (5/2), Florian Billek (2), Till Riehn, Nico Büdel (7/3), Adnan Harmandic, Girts Lilienfelds (2), Romas Kirveliavicius (1)
Frisch Auf Göppingen: Primoz Prost, Bastian Rutschmann - Tim Kneule, Manuel Späth (3), Sebastian Heymann (3), Niclas Barud (1), Zarko Sesum (3), Lars Kaufmann (3), Andreas Berg (2), Marcel Schiller (5/5), Adrian Pfahl (4), Marco Rentschler (2), Anton Halen (3)
Schiedsrichter: Michael Kilp/Christoph Maier.
Siebenmeter: 6/7 (Coßbau verwirft einmal) - 5/5.
Zeitstrafen: 2 (Lilienfels, Bilek) - 5 (Kaufmann 2, Sesum 2, Barud).
Beste Spieler: Jan Kulhanek, Lukas Wucherpfennig / Lars Kaufmann, Zarko Sesum.
Zuschauer: 2768.
Mission Klassenerhalt
"Gelb-schwarzer" Countdown: Noch zehn Spiele
Die Mission Klassenerhalt wird nach der gestrigen Niederlage für den HSC 2000 Coburg immer schwieriger. Neun Punkte nach 24 Spielen sind zu wenig. Das wissen auch die Verantwortlichen, die gerade nach dem fantastischen Derbysieg gegen Erlangen auf den dringend erforderlichen Aufschwung gehofft hatten.
Aber gerade die beiden letzten Spiele waren bitter. Gegen Göppingen war gestern Abend mehr drin und zuvor in Balingen wurde quasi in der letzten Sekunde ein ganz wichtiger Punkt liegengelassen. Zwar stirbt auch im Handball die Hoffnung bekanntlich zuletzt, doch spätestens bei einem genauen Blick auf das Restprogramm der abstiegsbedrohten Mannschaften müssten selbst beim letzten gelb-schwarzen Zweckoptimisten die Alarmglocken schrillen.
Der HSC hat nämlich noch überwiegend schwere Spiele vor der Brust. Darunter kaum zu lösende Auswärtsaufgaben gegen internationale Spitzenteams wie Flensburg-Handewitt oder in Kiel. Coburgs Fahrplan für die letzten zehn Spiele sieht so aus:
Am nächsten Mittwochabend um 19 Uhr in Flensburg, am Ostersamstag kommt "Lieblingsgegner" Melsungen in die HUK-Arena (15 April). Weiter geht es bei den Rhein-Neckar-Löwen (22. April), dann zu Hause gegen Wetzlar (29. April), in Magdeburg (14. Mai) und mit dem Heimspiel gegen Gummersbach (20. Mai), bevor die Gorr-Truppe beim THW Kiel (28. Mai) ihre Visitenkarte hinterlässt. Die letzten drei Spiele steigen dann zu Hause gegen den TSV Hannover-Burgdorf wieder an einem Mittwochabend (31. Mai), in Stuttgart (3. Juni) und zum Saisonfinale kommt Minden am Samstag, 10. Juni, in die HUK-Arena.
Nur wenn Coburg mindestens vier dieser fünf Heimspiele gewinnt und dazu auswärts noch ein oder besser zwei Überraschungscoups landet - so wie es am 1. Spieltag in Melsungen gelang - ist der Verbleib in der Eliteliga zu schaffen. 16, 17 oder 18 Punkte, wie zu Saisonbeginn von einigen Insidern erhofft, reichen für einen Nichtabstiegsplatz in dieser Saison jedenfalls nicht.
Das liegt vor allem an der Konkurrenz, die nicht schläft und in den nächsten Wochen vor vielen Vier-Punkte-Spielen steht, bei denen im Tabellenkeller zwangsweise fleißig gepunktet wird: Stuttgart gegen Balingen (24. März), Minden gegen Bergischer HC (28. März), Minden gegen Balingen (15. April), Balingen gegen Lemgo (22.April), Bergischer HC gegen Balingen (29. April), Lemgo gegen Stuttgart (20. Mai) oder auch Minden gegen Stuttgart (31. Mai). Und Lemgo hat auf dem ersten Nichtabstiegsplatz bereits jetzt 13 Punkte.