Der HSC Coburg riss mit Hilfe von Glücksgöttin Fortuna ein verloren geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer und siegte mit 25:24. Konstanz stand hinten gut und agierte abgeklärt im Angriff. Doch kurz vor Schluss parierte Krechel und Roth traf mit der Sirene.
Konstanz war die von HSC-Trainer Jan Gorr im Vorfeld vermutete "harte Nuss" - eine richtig harte Nuss. Der HSC 2000 Coburg war eigentlich schon geschlagen, hatte sich 52 Minuten lang die Zähne ausgebissen. Doch in der Schlussphase kamen die 2251 Zuschauer doch noch auf ihre Kosten, denn die Gastgeber drehten mit sehr viel Dusel die Partie.
Erst parierte HSC-Torwart Oliver Krechel zwei Strafwürfe beim Stand von 20:23 nach 54 Minuten und später beim 21:23 (57.). Zwischendurch nutzte Ronny Göhl einen Abpraller nach einem Wurf von Philipp Barsties und setzte das 22:23 (55.) eiskalt scharf kurz hoch in den Winkel. Dieser Treffer, sein 1000. Feldtor für den HSC, sollte noch ein ganz wichtiges werden. Als Johan Andersson zwei Minuten vor dem Abpfiff per Strafwurf zum 23:23 traf, stand die Halle Kopf.
Aber Konstanz konterte noch einmal zum 23:24. Zu diesem Zeitpunkt kramte Co-Trainer Anton Lakisa nach dem Überziehleibchen für Jiri Vitek als siebten Feldspieler - zu spielen waren noch 70 Sekunden. Genau in dem Augenblick, als er es dem Tschechen in die Hand drückte erzielte Steffen Coßbau den erneuten Ausgleich.
Was folgte war eine Auszeit. Die Anzeigetafel zeigte 59:17 Minuten, ehe Oliver Krechel 20 Sekunden vor dem Abpfiff bei einem Wurf von Mathias Riedel endlich einmal Sieger blieb. Im Gegenzug nahm sich ausgerechnet der bis dahin schwache Sebastian Roth den finalen Wurf. Vom Abwehrblock unhaltbar abgefälscht trudelte der Ball unerreichbar für den Konstanzer Torwart eine Sekunde vor der Sirene zum mehr als glücklichen 25:24-Erfolg ins Tor.
Roth danach: "Natürlich war das jetzt ein Hochgefühl, gerade nach der Aufholjagd. Es war Frustabbau für meine schwache zweite Halbzeit, dieser Wurf musste einfach reingehen."
HSC 2000 Coburg gegen HSG Konstanz 25:24 (15:15) Beide Mannschaften hatten vor der Partie zunächst nichts Gutes zu vermelden. Die HSG Konstanz musste auf Rückraumspieler Matthias Feißt verzichten, der letzte Woche noch acht Mal ins Schwarze getroffen hatte. Er musste genauso wegen einer Schulterverletzung passen wie Tomas Riha und Hajck Karapetjan auf Coburger Seite. Unter den Augen des Ex-HSClers und jetzt beim Ligakonkurrenten aktiven Jan Kästner und des Publikumsliebling der letzten Serie, Stefan Linsmeier, der sich in der Coburger Arena auf den Rängen sichtbar wohl fühlte ("hier gefällt's mir einfach") erwischte das Team von Jan Gorr keinen guten Start. Gleich die erste Angriffsaktion sorgte für mächtig Diskussion als ein Check gegen Sebastian Kirchner ungeahndet blieb und die Gäste das 2:0 folgen ließen.
Mehr als vier Minuten hieß es für die HSC-Fans stehen blieben bis zum ersten Treffer der Coburger. Auffälligste Akteure waren bis zu diesem Zeitpunkt die beiden linken Rückraumspieler Philipp Barsties beim HSC und Matthias Riedel von den Gästen, der beim 1:3 seinen Kreisläufer Sebastian Groh mit einem sehenswerten "No-Look"-Pass bediente.
So dauerte es bis zum 4:4 (9.) ehe Gorr's Mannschaft zum Ausgleich kam, bezeichnenderweise mit einem schnell vorgetragenen Angriff. Denn gegen die formierte Abwehr taten sich die Coburger sehr schwer. Mit einem Konter-Doppelpack brachte Ronny Göhl sein Team nach 13 Minuten erstmals in Führung (6:5). An der Seitenlinie zeigte Gorr derweil viel Präsenz, holte sich immer wieder Spieler für neue Anweisungen.
Das fiel auf fruchtbaren Boden, auch weil die recht harte Gangart der Gäste von den Unparteiischen nun konsequenter geahndet wurde. Sehr zum Ärger von HSG-Coach Daniel Eblen, der das naturgemäß anders gesehen hatte.
Die Überzahlsituationen nutzte der HSC zur 11:7-Führung (20.). Aber in der Abwehr hatte man weiterhin Probleme mit Stefan Bruderhofer und Mathias Riedel, die über die linke Angriffsseite mächtig Wirbel machten. Als ein Wurf von Ronny Göhl vom Innenpfosten zurücksprang, auf der anderen Seite von Pfosten zu Pfosten sprang und dann ins Tor, war Konstanz wieder auf einen Treffer heran gekommen (12:11, 24.).
Auffällig bei den Gästen waren die wirklich oft sehr genauen Würfe, die es den HSC-Torleuten, bis zur 20. Minute Oliver Krechel, danach Havard Martinsen, ab der 45. Minute wieder Krechel, sehr schwer machten.
Die sehr effizienten Konstanzer schafften es durch ihre weiterhin starke Abwehrarbeit gepaart mit konsequentem Angriffsspiel mit einem Remis in die Pause zu gehen.
Gorr, der vor der Pause recht wenig gewechselt und nur acht Feldspieler eingesetzt hatte, brachte dann Johan Andersson und Steffen Coßbau, der auf der halbrechten Abwehrposition den Konstanzer Dreh- und Angelpunkt Mathias Riedel kurz wegnahm, eine Maßnahme die überfällig schien.
Doch Erfolg brachte das nicht, im Gegenteil, beim 16:17 (35.) lagen die Gäste erstmals wieder in Front. Einige Fans wurden unzufrieden: "Das ist so ein Gegurke, ich weiß auch nicht, da darf sich der Gorr was einfallen lassen", machte ein Fan seinem Unmut Luft.
Nach 41 Minuten (18:18) konnten für die HSCler erst zwei parierte Bälle notiert werden - das gab es zuvor noch nie. Die Konstanzer hatten aber auch die Geduld, ihre Angriffe oft zeitspielgefährdet auszuspielen (19:20, 46.). Nach 47 Minuten steckte sich Jan Gorr schon einmal die Auszeitkarte in die Hose, holte seine Mannschaft dann wenig später zusammen.
Nur vier Treffer nach der Pause standen für den HSC zu diesem Zeitpunkt nach 48 Minuten zu Buche - Spielstand 19:21. Zig Mal wurden in diesem zweiten Durchgang Bälle "verdaddelt". Kaum einer traute sich noch zu werfen, acht Minuten vor dem Ende lag Coburg sogar mit 19:23 in Rückstand. Der Rest der Partie, in der die Gäste nur noch einmal trafen, ist die erste große Erfolgsgeschichte des HSC in der noch jungen Saison. Coburg hatte gerade noch rechtzeitig den "Nussknacker" gefunden.
Die Statistik
HSC 2000 Coburg gegen HSG Konstanz 25:24 (15:15) HSC Coburg: Havard Martinsen, Oliver Krechel - Lukas Lutz, Philipp Barsties (2), Ronny Göhl (8/2), Johan Andersson (2/1), Nicola Franke, Dominic Kelm (4), Sebastian Kirchner (2), Jiri Vitek, Steffen Coßbau (2), Maximilian Drude, Till Riehn (1), Sebastian Roth (4).
Zeitstrafen: 3.
Siebenmeter: 4/3.
HSG Konstanz: Patrick Glatt, Max Folchert - Kai Mittendorf, Sebastian Groh (5), Simon Oesterle (1), Marc Hafner (1), Paul Kaletsch, Fabian Schlaich, Felix Krüger, Yannick Schatz (7/4), Simon Geßler (1), Stefan Bruderhofer (2) Mathias Riedel (7).
Zeitstrafen: 3.
Siebenmeter: 6/4.
SR: Tobias Fröbe (Dessau) / Marcus Pesth (Köthen).