Am Tag der Retter und Helfer mussten die Feiernden und Geehrten unerwartet ihre Fähigkeiten und Kreativität unter Beweis stellen. Denn es kam der große Regen...
Sie standen bis zu den Knöcheln im Bach, durch das Festzelt rauschte das Wasser und draußen verdrückten sich viele Besucher wieder nach Haus. Und dennoch: "Von schlechter Stimmung kann bei uns nicht die Rede sein", sagte gestern Kommandant Wolfgang Brasch, der eigentlich mit seiner Feuerwehr den ersten "Tag der Helfer und Retter" im Landkreis Coburg veranstalten wollte. Doch dann kam der große Regen...
Auch am Tag danach war Brasch nicht besonders gut auf das Wetter zu sprechen. "Drei Kilometer weiter, in Gemünda, hat es am Sonntag nur acht Liter auf den Quadratmeter geregnet", ärgert sich der Feuerwehrkommandant. Aber eben nicht in Dieterdorf - dort kamen binnen kürzester Zeit an die 40 Liter zusammen.
Dabei war alles so schön angerichtet.
Schon beim ökumenischen Gottesdienst war das Festzelt gut gefüllt, auch die Matinee der musikausübenden Vereine aus dem Seßlacher Stadtgebiet fand noch bei schönster Witterung statt. Doch just in dem Moment, als sich Brasch, Kreisbrandrat Manfred Lorenz und Landrat Michael Busch (SPD) auf den Eröffnungsrundgang für den "Tag der Helfer und Retter" machen wollten, fielen die ersten Tropfen. Was dann folgte, schilderte Brasch: "Über die Treppen am Sportheim lief 20 Zentimeter hoch das Wasser, binnen weniger Minuten war das Festgelände total unter Wasser." Selbst der Boden im Festzelt glich eher einem Bachlauf.
Als der Wolkenbruch zu Ende war, war auch der "Tag der Helfer und Retter" gelaufen. Die Stände der einzelnen Institutionen standen teilweise knöcheltief im Matsch. Da blieb den Helfern meist nichts übrig als einpacken und nach Hause fahren.
Immerhin ging die Feier zum 100-jährigen Bestehen der Feuerwehr im Zelt dann doch weiter - weil Wolfgang Brasch und seine Kollegen schnell jede Menge Hackschnitzel organisierten und so den Zeltboden wieder einigermaßen begehbar machten.
Und am Ende setzte sich auch die Erkenntnis durch: "Es hätte auch schlimmer kommen können", sagte Brasch, der froh war, dass die Dietersdorfer Feuerwehr am Sonntag vor Einsätzen im eigenen Ort verschont blieb. Den "Tag der Helfer und Retter" nach seiner im wahrsten Sinne des Wortes verhagelten Premiere einfach so begraben, will der Dietersdorfer Feuerwehr-Kommandant auf keinen Fall. "Viele der beteiligten Institutionen haben mir schon am Sonntagabend Mails geschrieben und sich für unsere gute Idee bedankt", erzählte Brasch.
Und alle seien sich einig gewesen, dass es für die Zukunft wichtig sei, noch öfter und noch stärker gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Eine Franken-Premiere und ein ZaubermittelBeeindruckende Beispiele für die Schlagkraft der örtlichen Feuerwehren gab es bei der Schauübung zum 100-jährigen Bestehen der Feuerwehr. Zahlreiche Zuschauer bestaunten dabei einen einen Einsatz der Seßlacher Feuerwehr an einem brennenden Fahrzeug. Der verlief so schnell wie in eine Runde in der Formel 1.
Für den Seßlacher Bürgermeister, Hendrik Dressel (FW), war es Ehrensache, die Rolle eines Verletzten zu übernehmen.
Auf einer Trage wurde er mit dem Rettungskorb aus dem ersten Stockwerk des Sportheimes sicher auf festem Untergrund abgesetzt.
Die zu den Schauübungen angetretenen Feuerwehrangehörigen mussten ihr Können aber nicht nur vor den Zuschauern unter Beweis stellen. Der Ernstfall trat für die meisten von ihnen ein, nachdem die Übungen gerade beendet waren. Da erreichte sie der Alarm zu einem Hochwassereinsatz in Coburg.
Die Wirkung eines Zaubermittels mit der Bezeichnung "F-500" spielte bei einer Blitzübung die Hauptrolle: Ein in Flammen stehendes Fahrzeugwrack wurde binnen weniger Sekunden gelöscht. Neben dieser Turbo-Wirkung verbraucht dieses Mittel in Verbindung mit einem speziell entwickeltem Strahlrohr rund 20 Prozent weniger Wasser, im Vergleich zu herkömmlichen Löscheinsätzen.
Der Seßlacher Kommandant Robert Cervenka hob die Vorteile von F-500 hervor: "Es ist beinahe überall einsetzbar, der
unvermeidbare Wasserschaden fällt wesentlich geringer aus und darüber hinaus zeigt es einen extrem kühlenden Effekt." Bestätigt wurde diese Aussage durch die Wasseranzeige: Rund 200 Liter waren durch das Strahlrohr geflossen, bis die Flammen am Fahrzeug erstickt waren.
Zum ersten Mal in Franken zu sehen war das neue Rettungssystem aus der Luft. Wenn zu Fuß oder mit einem Fahrzeug zum Einsatzort gar nichts mehr geht, kann nun ein Ballon helfen: Der "Cargolifter" kann mit Seilwinden punktgenau gesteuert werden und Lasten von bis zu einer Tonne heben.