Harte Kerle trotzen dem Schlaganfall

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Drei Leipold-Generationen in einem Fitnessraum: Egon (78), Tim (14) und Alexander Leipold (44) haben eine ganz besondere Beziehung zum Bad Rodacher Medical Park. Foto: Berthold Köhler
Drei Leipold-Generationen in einem Fitnessraum: Egon (78), Tim (14) und Alexander Leipold (44) haben eine ganz besondere Beziehung zum Bad Rodacher Medical Park. Foto: Berthold Köhler

Diesen Dezember-Morgen wird Egon Leipold nie mehr vergessen. Halbseitige Lähmung, massive Störungen beim Sprechen - da wusste der 78-Jährige sofort, was Sache ist: Schlaganfall! Heute, gute 14 Tage später, geht es dem Unterfranken nach eigenem Bekunden schon wieder "sehr gut".

Da ist dann auch die Familie beim Besuch in der Rehabilitation im "Medical Park" wieder zum Scherzen aufgelegt. "Das ist schon verrückt", sagt Egons Sohn Alexander. "Zwei Schlaganfälle in der Familie - aber in der falschen Reihenfolge." Denn auch Alexander Leipold, der zweimalige Weltmeister im Ringen, hatte schon einmal einen Schlaganfall. "Vor zehn Jahren, zwei Monaten" - das weiß Leipold junior heute noch ganz genau.

Damals war es eine Entzündung, die den Hochleistungssportler im wahrsten Sinne des Wortes niederstreckte. Aber weil ihn das Team des Bad Rodacher "Medical Park" seinerzeit wieder auf die Spur brachte - so weit, dass Leipold wieder wettkampfmäßig Ringen konnte und dann später das Amt des Bundestrainers übernahm -, wusste der heute 44-Jährige genau, was nach dem Schlaganfall für seinen Vater die richtige Entscheidung war: Ab nach Bad Rodach.

Freilich: Egon Leipold hätte auch irgendwo im
unterfränkisch-hessischen Raum seine Reha absolvieren können, aber sein Sohn bestand auf Bad Rodach. "Es geht nach einem Schlaganfall nicht darum, die nahegelegenste oder bequemste Rehaklinik zu finden. Es geht um die bestmögliche Therapie", sagt Alexander Leipold, der heute wieder als Industriekaufmann in einem mittelständischen Unternehmen arbeitet. Also schickte der Sohn seinen Vater nach Bad Rodach.


Reha ist auch Arbeit

Egon Leipold traf der Schlaganfall wie ein Blitz aus heiterem Himmel. "Beim Schneeschaufeln hat er länger durchgehalten als ich", sagt Alexander Leipold, der immer noch kein Gramm zu viel auf den Rippen hat. "Und gekegelt habe ich auch noch regelmäßig", ergänzt sein Vater, dessen Sprachstörungen im Aschaffenburger Dialekt eigentlich kaum mehr zu erkennen sind. Nur die rechte Hand macht Egon Leipold, dem ehemaligen Maurer, ganz schön zu schaffen. "Die Greifübungen mit dem Bauklötzchen sind echt eine Quälerei", erzählt Egon Leipold aus der Reha.

Für so einen Satz erhält der Senior einen Klaps vom Sohn auf die Schulter und die Aufmunterung: "Das ist schon richtig so." Denn sein Vater, weiß Alexander Leipold, ist ein umtriebiger Mensch. "Den musst Du beschäftigen." Deshalb hat er ihn nach Bad Rodach geschickt, wo für den Schlaganfallpatienten jetzt an guten Tagen schon einmal neun Anwendungen an einem Tag auf dem Terminplan stehen.


Schock vor zehn Jahren

Seit seinem persönlichen Schlaganfall-Schock vor zehn Jahren ist Alexander Leipold, der im Jahr 2000 im Freistilringen das Finale der 76-Kilogramm-Klasse bei den Olympischen Spielen in Sydney gewann, Botschafter der Stiftung "Deutsche Schlaganfall Hilfe". Deshalb warnt er davor, das Risiko eines Schlaganfalls nur auf die Ü-70-Generation seines Vaters zu beschränken: "Es kann jeden treffen, auch junge Menschen".


Schnelle Hilfe rettet Leben

Nur sei es, leider, eben immer noch so, dass Ärzte bei jungen Patienten gar nicht auf die Idee der Diagnose "Schlaganfall" kämen. Dabei seien gerade die ersten drei Stunden nach einem Schlaganfall entscheidend. Wer da schnelle Hilfe bekommt, hat beste Chancen. Alexander Leipold absolviert zwar sicherheitshalber immer noch regelmäßig seinen "Check-Up 35" beim Hausarzt, hat aber keine Beschwerden, die in Richtung Schlaganfall deuten. Doch auch zehn Jahre, zwei Monate nach dem Schock bleibt beim 44-jährigen eine gewisse Grund-Sensibilität: "Wenn es irgendwo mal kribbelt, dann passt man schon besonders auf."

Nicht zuletzt dank der Reha in Bad Rodach sind bei Alexander Leipold keinerlei Einschränkungen geblieben. Erst am Wochenende stand er wieder auf der Matte. Bei Germania Dettelbach, seinem Heimatverein, haben sie Leipold gefragt, ob er denn nicht aushelfen könne. Der ehemalige Bundestrainer, der immer noch "riesigen Spaß an dieser tollen Sportart" hat, konnte natürlich nicht ablehnen. 14:0 ist Leipolds stolze Kampf-Bilanz in der vierten Liga.


Mit dem Youngster im Team

Noch stolzer ist der Zweifach-Weltmeister, dass er dabei einmal sogar mit seinem 14-jährigen Sohn Tim im Team stand. "Und wir haben beide gewonnen", erzählt Leipold junior-junior, der seinen Großvater Egon auch mit besucht. Mindestens bis 50 will Alexander Leipold noch dem Ringsport treu bleiben. Denn so lange stand auch sein Vater auf der Matte. Ringer, das sind zähe Burschen. Die lassen sich auch von einem Schlaganfall nicht aufs Kreuz legen.