Glänzende Arbeit unter Tage an der ICE-Strecke im Coburger Land

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Die Arbeiten am Tunnel Niederfüllbach gehen Anfang Mai dem Ende entgegen. Fotos: Berthold Köhler
Die Arbeiten am Tunnel Niederfüllbach gehen Anfang Mai dem Ende entgegen. Fotos: Berthold Köhler
60 Zentimeter dick ist die Beton-Tunnelschale, die hier Arno Kryszohn kontrolliert. Fotos: Berthold Köhler
60 Zentimeter dick ist die Beton-Tunnelschale, die hier Arno Kryszohn kontrolliert. Fotos: Berthold Köhler
 
Die Brücke Füllbachtal ist schon länger fertig.
Die Brücke Füllbachtal ist schon länger fertig.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die spektakulären Großbaustellen entlang der ICE-Strecke im Coburger Land gehen ihrem Ende entgegen. Wenn im Tunnel "Höhnberg" bald die Innenschale fertig ist, wird noch einmal richtig gefeiert.

Die Bürger von Grub am Forst und Niederfüllbach können sich allmählich auf ruhigere Zeiten freuen. "Spätestens Ende des Jahres werden hier die Rohbauarbeiten abgeschlossen sein", sagt Bauleiter Manfred Reiter, während er mitten im Gewusel im Containerdorf neben der Erddeponie "Pfarrsch rot" oberhalb von Niederfüllbach steht. Auch wenn hier derzeit noch die typische Hektik einer Großbaustelle herrscht, neigt sich die Zeit der umwälzenden Bauarbeiten für die ICE- Neubaustrecke im Coburger Land ihrem Ende entgegen. Schon im Herbst werden die Container verschwinden, danach können die Landwirte aus der Gegend die neu geschaffenen Flächen der Erddeponie bewirtschaften.

Arno Kryszohn (Projektleiter der Bahn) und Dieter Hilbig von der Bauüberwachung werden dann ein Häuslein weiterziehen.
Sie werden ihre Container irgendwo zwischen Breitengüßbach und Zapfendorf beziehen, wo sie dann die Bauarbeiten nördlich von Bamberg koordinieren. "Das wird dann hoffentlich meine letzte Baustelle", sagt das Bahn-Urgestein Kryzsohn, der schon mit einem halben Auge Richtung Ruhestand schielen darf. Eigentlich würde sich der Abschluss der großen Tunnel- und Brückenprojekte im Bauabschnitt Coburg als Krönung am Ende der Ingenieurs karriere gut anbieten. "Aber da bin ich noch drei Jahre zu jung", sinniert Kryszohn und lacht dabei.

Innen im Tunnel "Höhnberg" geht in diesen Tagen der Innenausbau dem Ende entgegen. "Wir werden noch im Mai den letzten Block betonieren", erklärt Manfred Reiter. Zwölfeinhalb Meter ist so ein Block lang, 60 Zentimeter dick die stützende Betonschicht für das Gewölbe - an jedem Tag der Sechs-Tage-Woche (Montag bis Samstag) auf der Baustelle wird ein Abschnitt fertig. Mit Ausnahme des Montags, der nur für die Einrichtung und Vorbereitung draufgeht. Wenn der letzte Block mit 260 Kubikmetern Beton fertig ist, darf natürlich gefeiert werden. Irgendwann im Mai wird es einen offiziellen Termin zum Abschluss der Rohbauarbeiten geben, bei dem dann die Polit-Prominenz nicht fehlen darf.

Abschiedsstimmung

Ein bisschen Abschiedsstimmung macht sich bei den drei Herren vom Bau aber schon jetzt breit. 6 von 22 Tunnelbauwerken auf der gesamten Neubaustrecke zwischen Ebensfeld und Erfurt haben Kryszohn und Hilbig als Kollegen verantwortlich betreut. So etwas hinterlässt Spuren. Natürlich auch in der Landschaft. Noch schaut der Einschnitt zwischen den beiden Tunneleingängen bei Niederfüllbach und Weißenbrunn am Forst ganz schön trist aus. "Doch die Natur holt sich das schneller zurück als wir gebaut haben", versichert der gebürtige Sachse Kryszohn. Dieter Hilbig hat sich erst von einiger Zeit den zwölf Hektar großen Überholbahnhof bei Theuern (Thüringen) angeschaut und stimmt seinem Kollegen da zu: "Wenn die Baufahrzeuge und die Schilder weg sind, findet das Grün schnell wieder zurück."

2014 geht es auf der Neubaustrecke im Coburger Land dann "nur" noch um die Technik. Es werden Gleise verlegt, Oberleitungen errichtet und Signalanlagen installiert. Im August beginnen für diese Gewerke die Ausschreibungen im Abschnitt zwischen Illmenau und Coburg, Ende des Jahres vielleicht schon die ersten Arbeiten der Techniker. Die Bevölkerung wird davon aber bei weitem nicht so viel mitbekommen wie vom Erd- und Tunnelbau der vergangenen zwei, drei Jahre.

Manfred Reiter weiß, dass insbesondere die enormen Massentransporte für die Anwohner im Umfeld der Baustelle eine Belastung waren. Rechnet man die Zahlen von Manfred Reiter alleine für den Tunnel "Höhnberg" hoch, wird das Ausmaß deutlich: Dort wurden alleine knapp über 3000 Mischerladungen Beton verarbeitet. Dass es dennoch keinen großen Ärger um, auf, mit der Baustelle gab, rechnet er seinen "Nachbarn" entlang der ICE-Neubaustrecke hoch an: "Das verlief alles sehr verständnisvoll und angenehm."

Ein Sonderlob bekommen die Vertreter der Niederfüllbacher Stiftung. In deren Eigentum steht nämlich ein großer Teil der Flächen, die für den Bau der beiden Tunnel "Höhnberg" und "Füllbach" umgegraben wurden. Mit der Stiftung, da sind sich Reiter, Kryszohn und Hilbig einig, sei die Zusammenarbeit vom ersten Tag an kooperativ und hilfsbereit gewesen.
Rund um die ICE-Neubaustrecke

Vor Ort
Im Bauabschnitt Coburg-Süd arbeiten derzeit zwischen 80 und 100 Personen auf der Baustelle. Viele von ihnen wohnen (in Hotels, Pensionen oder angemieteten Wohnungen) im Landkreis Coburg und decken auch ihren persönlichen Bedarf in Geschäften in der Region. Der Schotter und der Beton für die Baustelle wird fast ausschließlich von umliegenden Betrieben geliefert.

Zeit-Räume Technisch sind die Brücken und Tunnelbauwerke entlang der ICE-Neubaustrecke auf eine Haltbarkeit von rund 100 Jahren angelegt. Die ersten fünf Jahre nach der Abnahme gilt für die Bauleistungen von Manfred Reiter und seinen Kollegen eine Gewährleistungsfrist. Dieter Hilbig und Arno Kryszohn sind dafür da, die Qualität der Bauarbeiten zu kontrollieren.

Im Tunnel Die Sohle im 824 Meter langen Tunnel "Höhnberg" ist bereits seit Anfang Februar fertig. Alleine dazu wurden 8600 Kubikmeter Beton und 500 Tonnen Stahl verarbeitet. Beim Gewölbe sind inzwischen knapp 60 von insgesamt 67 Abschnitten fertig - hierfür wurden 14 000 Kubikmeter Beton und 800 Tonnen Stahl verbaut. Alle Bauwerke liegen im Terminplan.