Das Quartiersmanagement der Awo will für die schwächsten Verkehrsteilnehmer den Weg frei machen und fand ein Dutzend Unterstützer.
Es ist kein neues Problem. Immer wieder parken Autofahrer so auf dem Gehweg, dass nicht genug Platz bleibt, um mit einem Rollstuhl oder Kinderwagen durch zu kommen. In Neustadt startete jetzt Awo-Quartiersmanagerin Nathalie Haase eine Initiative, die auf Charme statt Strafzettel setzt, um Sünder zur Umkehr zu bewegen. Wer falsch parkt, bekommt die gelbe Karte.
Die Aktion stößt auf breite Unterstützung. "Die Kooperationspartner stehen hinten auf der Karte, damit klar ist, dass die nicht von dem einen aus dem Seniorenbeirat kommt, den alles stört", sagt Detlev Heerlein. Der Leiter des Ordnungsamtes in Neustadt und Demografiebeauftragte der Stadt, möchte nichts verharmlosen.
Wenn er auch weiß, dass Autofahrer oft aus Gedankenlosigkeit auf dem Gehweg parken, stellt doch klar: "Wenn bis zur Wand nur noch 30 Zentimeter übrig bleiben, dann ist das eben kein Kavaliersdelikt." Sollte die gelbe Karte, die jetzt erst einmal in einer Auflage von 2500 Stück gedruckt wurde, wiederholt nicht beachtet werden, könne auch die Polizei auf den notorischen Falschparker hingewiesen werden, sagt Heerlein.
Renate Grezbach, Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt, erinnert an eine ähnliche Aktion, die der Seniorenbeirat vor wenigen Jahren schon gestartet hatte. "Man muss die Leute immer wieder daran erinnern, dass grundsätzlich nicht auf dem Gehweg geparkt werden darf , wenn das nicht durch Beschilderung oder Markierungen ausnahmsweise erlaubt wird." Ähnlich sieht sie das Verhalten in Spielstraßen. Gerade am Arnoldplatz werde oft zu schnell gefahren und wenig Rücksicht auf Fußgänger genommen, beobachtet sie.
Bitte um Rücksicht
Mit der Karte, die alle beteiligten Partner vorrätig haben und auch an engagierte Bürger herausgeben können, möchte Nathalie Haase um Rücksicht bitten. Der Verstoß wird genannt, aber es gibt eben keinen Strafzettel. Stattdessen die Bitte "Halten Sie die Gehsteige frei!" Für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator, für Kinder, die Fahrrad fahren und Eltern mit Kinderwagen. Der Dank wird mit einem Smiley verziert. "Es geht uns ums gegenseitig aufeinander achten und Rücksicht aufeinander zu nehmen", sagt Nathalie Haase.
"Es ist einfach gefährlich, wenn Senioren oder Kinder beispielsweise in der Sonneberger Straße auf die Fahrbahn müssen, weil auf dem Gehweg ein Auto steht", erklärt Detlev Heerlein. Das sei schließlich eine Straße mit einer Verkehrsbelastung von bis zu 8000 Fahrzeugen am Tag. Die Zahl der Beschwerden, die wegen Gehsteigparkern bei der Stadtverwaltung eingehen, sei beständig sehr hoch, sagt Heerlein.
Es sei ein Problem, mit dem viele Städte zu kämpfen haben. Doch Neustadt möchte eben jetzt etwas dagegen tun. Die Hoffnung ist, dass sich die Autofahrer belehren lassen, ohne dass die Polizei verstärkt kontrolliert und Strafzettel schreibt.