Welche Rollen spielen für Sie die gerne zitieren Freimaurer-Elemente in diesem Werk? Sie spielen eine Rolle, aber ich habe darauf geachtet, dass ich das nicht zum Politik mache, sondern diesen Aspekt auch von einer menschlichen Seite aus betrachte. Warum gab es diese Freimaurer, warum gibt es diese Gemeinschaften?
Mozarts "Zauberflöte" ist unverwüstlich populär und gilt doch als schwierig zu inszenierendes Werk. Wie erklären Sie sich diesen (scheinbaren) Widerspruch? Der Grund ist wohl, dass dieses Stück auf so vielen verschiedenen Ebenen funktioniert. Rein musikalisch sind die Gassenhauer Papagenos sehr gute Beispiele, die auf der anderen Seite keine Gassenhauer sind, sondern tieftraurige, berührende Töne eines Mannes, der auf der Suche ist.
Es ist nicht immer alles tiefsinnig durchwoben. Sondern Mozart und Schikaneder hatten bestimmt auch einen Heidenspaß dabei, dieses Stück zu kreieren. Dieser brillante Theatermacher Schikaneder, der wusste, wie man das Publikum fängt, dazu Mozarts extrem berührende Vielschichtigkeit. Mozart klingt immer so leicht, so einfach. Gräbt man ein bisschen tiefer, wird es immer schwärzer und schwärzer.
Wie sehen Sie die Figur das Sarastro? Ein Mann, der eigentlich gar nicht so viel sagt und trotzdem der Dreh- und Angelpunkt der ganz Geschichte ist. Er ist auch bei mir der Dreh- und Angelpunkt.
Sie sind noch ein recht junger Regisseur und dürfen hier in Coburg die Eröffnungsproduktion des neuen Intendanten Bernhard F. Loges inszenieren. Auf dieser Premiere lastet natürlich ein beträchtlicher Erwartungsdruck. Wie gehen Sie mit dieser Situation um? Ich habe diesen Erwartungsdruck gespürt - bis zum Tag des Konzeptionsgesprächs war ich sehr nervös. Aber ich habe hier Darsteller gefunden, mit denen ich im Dialog so wunderbar arbeiten kann, die mir zum Teil die Zügel aus den Händen genommen haben. Das komplette Ensemble hat meine Ideen genommen und selbst wunderbare Facetten, Verstärkungen, Überraschungen kreiert, die ich im Dialog weiter verschärfe.
Wie haben Sie Coburg bislang erlebt? Coburg ist so pittoresk, so überschaubar, dass man sehr schnell Stadtgespräche mitbekommt. Man redet natürlich über das Theater, man redet über die "Zauberflöten"-Premiere.
Worauf kommt es an, wenn der Tag der Premiere immer näher rückt?
Das Wichtigste ist, dem Kind viel Spaß zu wünschen. Es gibt diesen Abnabelungsprozess, das Stück soll ja weiterleben nach der Premiere. Irgendwann kommt der Punkt, wo ich mich einfach zurücklehne und stolz bin auf das, was wir gemeinsam bei den Proben erreicht haben. Dieser Punkt, an dem man merkt, dass die Inszenierung einfach zu leben beginnt. Dann wird auch das Publikum gepackt, wenn auf der Bühne gelebt wird.
Wie erleben Sie die Arbeit als Regisseur? Ich möchte Regie führen nicht als Regieren verstehen. Ich benutze lieber meine alte Berufsbezeichnung Spielleiter, ich leite zum Spielen an, ich verführe zum Spielen. Und ich möchte meinen Darstellern möglich viele Spielregeln an die Hand geben, damit sie auf der Bühne reagieren können, wenn in einer Aufführung etwas Unvorhergesehenes passiert.
Wenn Sie einen Werbeslogan für Ihre "Zauberflöten"-Inszenierung formulierten müssten: Wie würde dieser lauten? Ein überraschender Thriller mit humorvollen Lachgeschichten. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen - lassen Sie sich überraschen.
Rund um die Coburger "Zauberflöte"
Philipp Westerbarkei 1987 in Nordrhein-Westfalen geboren, inszeniert Philipp Westerbarkei regelmäßig beispielsweise an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg - "Trouble in Tahiti" (Bernstein), "Wo die wilden Kerle wohnen" (Knussen). Seit der Spielzeit 2013/14 ist er an diesem Haus Spielleiter und mit der Einstudierung vieler Produktionen auch international beauftragt ("Die Zauberflöte" (Mozart) an der Finnish National Opera). Assistenzen Philipp Westerbarkei assistierte vielen namhaften Regisseuren wie zum Beispiel Barrie Kosky, Stefan Herheim, Andreas Homoki, Rolando Villazón, Claus Guth, Guy Joosten und Nicolas Brieger.
Festival Neben seiner Tätigkeit in Düsseldorf und Duisburg, gründete Philipp Westerbarkei das Musiktheaterfestival Sommer Nacht Oper mit. Dort inszenierte und statte er "Die schöne Galathée" (Suppé) und die deutschsprachige Erstaufführung "Hochzeitswirren" (Rossini) aus. An der Ruhr-Universität Bochum studierte er Theaterwissenschaft und italienische Philologie. Premieren-Tipp Mozart "Die Zauberflöte", Samstag, 29. September, 19.30 Uhr, Landestheater Coburg;
Termine Werkstattgespräch, Freitag, 21. September, 18 Uhr; Aufführungen: 3. Oktober, 15 Uhr; 11. Oktober, 19.30 Uhr; 14. Oktober, 15 Uhr; 18. Oktober, 19.30 Uhr; 21. Oktober, 15 Uhr; 31. Oktober, 19.30 Uhr; 4. November, 18 "Uhr; 9., 16., 20. November, 19.30 Uhr; 1. Dezember, 20 Uhr; 23., 25. Dezember, 18 Uhr; 19. Januar 2019, 19.30 Uhr; 10. Februar, 18 Uhr; 16. Februar, 8. März, 19.30 Uhr; 7. April, 15 Uhr; 4. Juni, 19.30 Uhr; 11. Juli, 19.30 Uhr Produktionsteam Musikalische Leitung: Johannes Braun ; Chorleitung Mikko Sidoroff; Inszenierung: Philipp Westerbarkei; Bühne und Kostüme: Tatjana Ivschina
Besetzung Königin der Nacht: Dimitra Kotidou
Sarastro: Bartosz Araszkiewicz
Pamina: Laura Incko
Tamino: Peter Aisher
Papagena: Francesca Paratore
Papageno: Marvin Zobel
Monostatos: Dirk Mestmacher
Die drei Damen: Olga Shurshina / Rannveig Káradóttir, Emily Lorini, Kora Pavelic
Drei Knaben: Kinderchor
Sprecher: Michael Lion und andere
Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg, Chor des Landestheaters Coburg