Die Gewerkschaften sehen die gesetzliche Rente in Gefahr. Auch in Coburg sind die Durchschnittszahlen erschreckend.
Rund ein Viertel der Coburger Einwohner ist im Rentenalter. Zum Stichtag 31. Dezember 2014 waren 9554 von 41 062 Coburgern 65 Jahre oder älter. Der Anteil der Älteren wird steigen - auf rund 30 Prozent bis zum Jahr 2035, wie das bayerische Landesamt für Statistik vorausberechnet hat.
Schon die Rentner des Jahres 2017 müssen mit einer durchschnittlichen Rente von 48,1 Prozent des Durchschnittseinkommens auskommen. Bis zum Jahr 2030 soll dieser Durchschnitt auf 43 Prozent sinken.
Durchschnitt unter der Eckrente
Derzeit würde ein sogenannter Eckrentner, der 45 Jahre lang in die Rentenversicherung einbezahlt hat und immer ein durchschnittliches Einkommen hatte, rund 1200 Euro bekommen. Der Coburger Durchschnitt liegt aber darunter, wie DGB-Regionsvorsitzender Mathias Eckardt berichtet: 729,32 Euro beträgt in der Stadt die durchschnittliche Rente, 782,72 Euro im Landkreis, zitiert er aus Statistiken der Rentenversicherungsträger. Darin sind aber alle Rentenarten enthalten, auch die Erwerbsminderungsrenten. Die reinen Altersrenten fallen Eckardt zufolge im Durchschnitt niedriger aus: 533,22 Euro in der Stadt. Das liegt unter dem Betrag, der als Regelbedarf anerkanntwird, wenn jemand Grundsicherung beantragt. "Um das zu erhalten, was man mit Grundsicherung bekommt, müsste man 34 Jahre arbeiten und im Schnitt 2500 Euro brutto verdienen", sagt Norbert Jungkunz von der Katholischen Betriebsseelsorge. "Wenn man gar nichts gearbeitet hat, erhält man die Grundsicherung auch. Das stellt das ganze System in Frage", kritisiert Eckardt.
Der Coburger IG Metall-Geschäftsführer Jürgen Apfel fragt sich, ob solche Verwerfungen nicht gar gewollt sind, um das Prinzip der gesetzlichen Rente an sich in Frage zu stellen, die immerhin seit 1889 gibt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen in die Kassen ein. Wenn es immer mehr Rentner gibt, wird immer mehr Geld gebraucht. Deshalb wurde gesetzlich geregelt, dass das Rentenniveau sinken soll, deshalb wurde das Renteneintrittsalter erhöht, deshalb sollen Arbeitnehmer privat vorsorgen. Doch viele seien aufgrund ihrer Einkommen dazu gar nicht in der Lage, sagt Eckardt. "Riester ist gescheitert." Nun sollen Betriebsrenten ermöglicht werden, doch die können nur eine Ergänzung zu einer gesetzlichen Rente sein, sind sich Apfel, Eckardt und Jungkunz einig. Außerdem sollte die - politisch gewollte - Mütterrente aus Steuern finanziert werden und nicht aus der Rentenkasse.
Frauen mussten mitarbeiten
Derzeit erhalten in Coburg 274 Rentner Grundsicherung, um wenigstens ihren Regelbedarf decken zu können. Wer als Facharbeiter gut verdient und lange einbezahlt hat, kommt im Raum Coburg auf eine gesetzliche Rente von rund 1000 Euro (im Durchschnitt).
"Weil in Oberfranken die Frauen immer mitverdienen mussten" (Jürgen Apfel), sind hier auch die Frauen besser abgesichert als in anderen bayerischen Regionen: In der Stadt liegt die durchschnittliche Altersrente der Frauen bei 700 Euro, im Landkreis sogar bei 750 Euro. Der bayerische Durchschnitt beträgt 610 Euro.