Dank Förderung durch das ALE können drei Weitramsdorfer Backhäuser saniert werden. Besonders in Schlettach dient das Gebäude als geselliger Treffpunkt. Was der Küstenschutz damit zu hat.
Das gemeinsame Backen und Brauen gehörte seit jeher im Rodachtal zum Dorfleben und spielt noch heute eine wichtige Rolle. Deshalb zählt der Erhalt der identitätsstiftenden Back- und Brauhäuser zu den Leitprojekten der Initiative Rodachtal. In Schlettach kann nun die erste Sanierungsmaßnahme beginnen. Am Mittwoch überreichte Ahorns Bürgermeister Martin Finzel (parteilos) als Vorsitzender der IR den Förderbescheid an seinen Weitramsdorfer Kollegen Wolfgang Bauersachs (BfB).
"Unsere Gemeinde ist stolz, wieder einmal zu den ersten Kommunen zu zählen, die in den Genuss der Förderung durch das Amt für Ländliche Entwicklung kommen", sagte Bauersachs. Zum einen freute den Rathauschef der "nicht unerhebliche" Zuschuss vom ALE Oberfranken in Höhe von 48 800 Euro für die drei Backhäuser in Schlettach, Altenhof und Weidach, durch den von der auf 75 200 Euro bezifferten Maßnahme somit nur 26 320 Euro die Gemeindekasse belasten. Bauersachs sah in der geplanten Maßnahme auch eine Wertschätzung der Vereinsarbeit.
Da müsste was gemacht werden
Rund 25 Mitglieder zählen die Schlettacher Backhausfreunde. Sie nutzen den kleinen Anbau, der früher dem Unterstand für die Feuerwehrausrüstung diente, am Backhaus als Dorftreffpunkt: Dort treffen sie sich etwa jeden Donnerstagabend zum Karten oder veranstalten samstags ein Café für Seniorinnen. Gebacken wird allerdings nur zum Backhausfest im August. Vorsitzender Rainer Schellenberger erläutert und zeigt, dass der veraltete Backofen eine häufigere Nutzung nicht zulässt: "Das Gewölbe ist ziemlich runter." Seit längerem möchte der Verein ihn ersetzen, doch koste ein neuer Backofen über 10 000 Euro. Schellenberger: "So viel Geld nehmen wir ja bei unserem Fest nicht ein."
Backofen und Schlot stellen nicht die einzige Baustelle dar, denn das Schlettacher Backhaus wurde zuletzt 1984 renoviert, 2006 bekam es einen neuen Dachstuhl. Nun müssen teilweise die Sandsteine ersetzt werden. Da der Löwenanteil der Investitionssumme auf dieses Backhaus entfällt, bekommt das Gebäude außerdem ringsherum eine Drainage und umlaufende Isolierung. Die Schlettacher "Backprofis" beteiligen sich mit Eigenleistungen wie Baumschneidearbeiten, Ziegelreinigung und Verlängerung des Hauptdachs an der Sanierung. Auch eine neue Inneneinrichtung ist geplant. Für das Backhaus in Altenhof sind unter anderem Maßnahmen wie die Sanierung des Ortgangs, Neubau des Vordachs plus Dachrinne und innen eine neue Zwischendecke vorgesehen. Am Backhaus Weidach stehen die Restaurierung des Ofens, der Boden des Backraums sowie der Einbau einer neuen Tür an. Obwohl alle drei Weitramsdorfer Backhäuser nicht unter Denkmalschutz stehen, versprach Bauersachs, den Charakter der Gebäude erhalten zu wollen.
Vorsitzender ist davon angetan
"Ich bin froh, dass Ihr - wie schon beim Kernwegenetz - wieder den Vorreiter spielt", sagte Finzel, er sei schon neugierig auf das Ergebnis. Auch der Vorsitzende der IR hob das regional Verbindende der Brau- und Backtradition hervor: "Beides bringt neben Tourismus und Flächenmanagement die Menschen zusammen." Sanierungsbedarf bestehe an vielen der noch erhaltenen Gebäude. "Das Problem liegt jedoch darin, dass eine Maßnahme allein wegen der Schwellenwerte der Dorferneuerungsverfahren nicht gefördert wird", erklärte Finzel. Insgesamt sind im Gebiet der IR 49 Backhäuser erfasst. 2017 konnte mit Einleitung eines einfachen Dorferneuerungsverfahrens ein übergreifender Rahmenbescheid für neun Objekte in den bayerischen Mitgliedskommunen erwirkt werden. Jetzt liegt der Zuwendungsbescheid für die drei Backhäuser auf Weitramsdorfer Gebiet vor. Das Geld kommt vom Freistaat ebenso wie aus Bundesmitteln zur "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes".
Bis zum Fest soll alles fertig sein
Bis zum Backhausfest im August, so hoffen alle Beteiligten, werden die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein, "auch wenn wir wissen, dass die Auftragsbücher voll sind", wie Bauersachs einschränkte. Dann werden die Backhausfreunde noch einen Grund zum Feiern haben, begehen sie heuer doch ihr zehntes Vereinsjubiläum. Neben Spezialitäten aus dem Dorfbackofen plant der Verein unter anderem ein Seifenkistenrennen. Seminare zum Selberbacken, wie sie die IR zu Erhalt und Weiterentwicklung der Backkultur anbieten möchte, brauchen die Schlettacher nicht. Hier wird das Wissen um die Handhabung der Öfen und die Herstellung der traditionellen Backwaren bereits weitergegeben. Um verstärkt Kinder und Jugendliche aus dem Dorf fürs Backen zu gewinnen, plant Schellenberger schon weiter: Nach der Sanierung soll es alle sechs bis acht Wochen Pizza aus dem Backhaus geben.