Das Seelsorgeteam an der Coburger Heilig-Kreuz-Kirche ist wieder komplett. Künftig herrsche "Frauenpower" im Coburger Norden, wie Erika Kienel, Vertrauensfrau im Kirchenvorstand, verschmitzt anmerkte. Denn die zwei neuen Seelsorger sind Frauen.
Dekan Andreas Kleefeld, in der langen Vakanzzeit einziger Geistlicher in der größten evangelischen Kirchengemeinde in Coburg, nahm diese Anmerkung gelassen mit einem freundlichen Lächeln hin.
Kleefeld nahm die Amtseinführung von Pfarrerin Petra Stößlein und die Vorstellung von Pfarrerin zur Anstellung Hedwig Porsch vor. Stößlein wird sich um den Pfarrsprengel kümmern, dessen Mittelpunkt der Stadtteil Cortendorf sein wird.
Keine Unbekannte
Porsch wird mit ihrer eingetragenen Lebenspartnerin in die Dienstwohnung neben Kirche und Gemeindezentrum Elia und Co. einziehen. Sie kümmert sich dann um die Gemeindeglieder, die auf der Bertelsdorfer Höhe, im Quartier Pulverberg und westlich der Straßenzüge Kanonenweg und Neustadter Straße wohnen.
Pfarrerin Stößlein ist im Dekanat Coburg keine Unbekannte.
Sie war zuletzt Religionslehrerin am Arnoldgymnasium in Neustadt. Ehemann Dieter Stößlein war einige Jahre Pfarrer in Wiesenfeld bei Meeder. Als theologischer Referent im Evangelischen Bildungswerk liegt sein Büro fast unmittelbar neben dem Pfarramt Heilig Kreuz.
Pfarrerin Stößlein ist am Sonntag als neue Pfarrerin in Heilig Kreuz installiert worden, wie es in der kirchlichen Amtsprache heißt. Hedwig Porsch wurde erst einmal nur "vorgestellt". Sie ist Pfarrerin im Probedienst, "zur Anstellung", salopp gesagt Berufsanfängerin. Und trotzdem hat sie eigentlich schon eine solide theologische Karriere hinter sich. Sie hat von von 1990 bis 1995 Theologie an der Katholischen Universität Eichstädt/Ingolstadt studiert.
Einst kathlosche Theologin
Sie war Stipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung.
2007 promovierte sie an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg im Fach Moraltheologie. "Sexualmoralische Verstehensbedingungen: Gleichgeschlechtliche PartnerInnenschaften im Diskurs" lautete ihr Thema.
Als katholische Theologin war sie unter anderem Religionslehrerin im Schuldienst und Dekanatsjugendseelsorgerin in Ebern. Ab 2012 war sie dann Bildungsreferentin beim evangelischen "Verband christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder".
"Es gibt ein großes Maß von Unwissen und Halbwissen über unseren Glauben", klagte Dekan Andreas Kleefeld. "Der Glaube wird nicht weiter gepflegt, und was nicht weiter gepflegt wird, verkümmert."
Durch Dialog Ängste abbauen
Um so wichtiger sei, dass Christen mit ihrem Glauben vertraut sind, auch im Miteinander einer multikulturellen Gesellschaft.
"Denn nur dann, wenn wir in diesem Sinn einen Standpunkt haben, ist es möglich, mit Menschen anderer Religionen und anderer Wertsysteme in einen Dialog zu kommen und durch diesen Dialog Ängste und Vorurteile abzubauen."
Pfarrerin Petra Stößlein sprach in ihrer Antrittspredigt von der Tugend der Dankbarkeit.
Oberbürgermeister Norbert Tessmer stellte heraus, dass Coburg als "lutherisches Kerngebiet" einen lebendigen interreligiösen Dialog brauche und Impulse aussenden müsse.
Weitere Grußworte sprachen Pfarrer senior Steffen Lübke und Pfarrer Tomasz Dzikowski von der römisch-katholischen Nachbargemeinde St. Marien.
Für die musikalische Ausgestaltung sorgten die Kantorei Heilig Kreuz, Kantor Sigurd Knopp und die Kinder des Kindergartens Augustenstift.