Franz Josef Strauß ging bei Helga Steiner ein und aus

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Kleine Pause im eigenen Biergarten: Am 8. Mai feiert Helga Steiner ihren 80. Geburtstag. Die Zwillinge Ben (links) und Phil sind ihre größte Freude. Foto: Katja Nauer
Kleine Pause im eigenen Biergarten: Am 8. Mai feiert Helga Steiner ihren 80. Geburtstag. Die Zwillinge Ben (links) und Phil sind ihre größte Freude. Foto: Katja Nauer

Am 8. Mai feiert die Chefin des Hotels und Gasthofes Steiner, Helga Steiner, in Großheirath ihren 80. Geburtstag. Noch immer arbeitet sie in ihrem Betrieb tatkräftig mit.

"Damals hatte die Hanns-Seidel-Stiftung in Kloster Banz noch keine Zimmer", erinnert sich Helga Steiner, die Chefin des Hotels und Gasthofes Steiner in Großheirath. Deshalb wohnten die CSU-Politiker, die sich dort früher regelmäßig zu ihrer Klausurtagung trafen, in ihrem Haus.

Stoiber und Tandler waren oft da

Auch Franz-Josef Strauß war darunter, erzählt Helga Steiner. Den Sicherheitsbeamten, die rund um die Uhr im Einsatz waren, stellte sie regelmäßig ein paar Kannen Kaffee hin. "Sie saßen in der Diele und haben Karten gespielt", erinnert sie sich und fährt fort: "Das waren schöne Tage." Auch Edmund Stoiber und Gerold Tandler zählte sie zu ihren Gästen. "Oft waren sie mit meinem Schwager Siegfried Möslein hier, der damals für die CSU im Landtag saß."

Das bekannte Schleicher-Bier

1934 wird Helga Steiner als jüngstes Kind der Eheleute Anna und Gustav Schleicher geboren. Ihr Vater und ihre Mutter führten den Gasthof, der ursprünglich um 1850 errichtet und 1926 umfangreich umgebaut wurde, und bewirtschafteten einen landwirtschaftlichen Betrieb. Auch eine Brauerei gab es, die der Vater, ein gelernter Braumeister, leitete. "Das Schleicher-Bier war damals im ganzen Landkreis bekannt", erzählt Helga Steiner, die ihre Ausbildung in der Hauswirtschaftsschule Hohenfels absolvierte und anschließend tatkräftig zu Hause mithalf. Ihren Mann Alfons Steiner, einen Metzgermeister, lernte sie auf dem Tanzboden in Rossach kennen. "Er war aus Memmelsdorf, und seine Eltern betrieben dort eine Gastwirtschaft." 1959 heirateten die beiden und bekamen zwei Kinder, Annette und Bertram.

Acht Jahre nach der Hochzeit wurde der Gasthof in Großheirath erweitert und zusätzlich ein Metzgerladen eröffnet. "Wir haben Tag und Nacht gearbeitet", sagt Helga Steiner, "sonst hätten wir das nicht geschafft." Manchmal habe sie nur zwei bis drei Stunden geschlafen. Schließlich galt es, sich um die Landwirtschaft, die Brauerei und Metzgerei, die Küche und die Gastwirtschaft zu kümmern.

Als Sohn Bertram, der heute als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater arbeitet, und sein Cousin Michael Möslein, heute Verwaltungsleiter bei der Hanns-Seidel-Stifung, Teenager waren, brieten sie mit ihrem Freund Christian Pohlig jeden Sonntag Bratwürste für die Gäste. "Unser Bratwursthäusle lag direkt an der alten B 4", erzählt Helga Steiner, "und die Buben haben sich damit ihr Taschengeld verdient."

Sie will ein Schwimmbad

Viele Urlauber aus nah und fern, darunter viele Münchner Ausflügler, verköstigen sich dort oder kehren bei ihr ein, bevor sie weiter nach Coburg fahren. 1972 und 1990 wird der Gasthof an- und umgebaut. Die größte Investition erfolgt allerdings 1979: Es werden ein neues Hotel mit 36 Zimmern und ein Schwimmbad mit Sauna errichtet. Das Schwimmbad ist der Herzenswunsch von Helga Steiner. Ihr Mann gibt ihrem Wunsch nach, den sie dem Architekten Liebermann erst in letzter Minute äußert: "Mein Ehemann hat mich dafür oft gerüffelt", erinnert sie sich lächelnd, schließlich habe er ja das Geld beschaffen müssen. Der Weitblick von Helga Steiner habe sich ausgezahlt: Schließlich habe es damals weit und breit kein Schwimmbad gegeben, sagt sie. Viele Berliner Reisegruppen und Touristen aus dem In- und Ausland kommen übers Wochenende für Ausflüge nach Großheirath. Unter der Woche nächtigen viele Geschäftsleute im Hotel.

Das Geschäft läuft so gut, dass 1989 ein weiterer Hotelanbau mit 30 Zimmern und Suiten gebaut wird. Die Bettenkapazität erhöht sich auf 130. "Zudem erhielt der Betrieb die Auszeichnung Drei Sterne Superior", erzählt Helga Steiner.1999 stirbt ihr Mann und Helga Steiner erkrankt schwer. Notgedrungen muss sie den Betrieb verpachten. "Das ging leider nicht gut", erzählt sie.

Jeden persönlich verabschiedet

Als sie 2004 wieder auf den Beinen ist, wagt sie noch einmal einen Neuanfang. 20 Arbeitnehmer aus der Region finden bei ihr einen Arbeitsplatz, der Betrieb wird noch einmal umfassend renoviert. "Wir haben einen hohen sechsstelligen Betrag in die Umbaumaßnahmen gesteckt", erläutert die Seniorin, die sich mit Schwimmen fit hält. "Ich schwimme jeden Morgen um 5.30 Uhr in unserem Bad, bevor die Gäste kommen." Nach wie vor verabschiedet sie jeden Reisebus persönlich. "Da gibt es keinen Bus, in den ich nicht eingestiegen bin", erklärt sie, "und mich mit dem Mikro in der Hand bei den Gästen bedankt habe."

Nachdem sie fast ihr ganzes Leben keine Zeit für Ferien hatte, genießt sie ihren ersten Urlaub sehr: Sie verbringt ihn beim Stanglwirt in Going bei Kitzbühel. "Das war ein Geschenk meines Sohnes zum 70. Geburtstag", schwärmt sie. Mit über 70 Jahren steigt sie das erste Mal ins Flugzeug - zusammen mit ihrem Sohn reist sie für fünf Tage nach Mallorca.

Der gute Geist

Noch immer ist sie als "guter Geist" von früh bis abends im Unternehmen anzutreffen, unterstützt wird sie von Schwiegertochter Antje, die stundenweise im Unternehmen mitarbeitet. Mit dabei sind die Zwillinge Ben und Phil, die sich fürs Foto auf den Schoß ihrer Oma kuscheln. Sie wurden vor zwei Jahren geboren und Helga Steiners Augen leuchten, wenn sie von ihnen spricht: "Die zwei sind meine größte Freude", sagt sie.