Frankenhalle wird Unterkunft für Asylsuchende

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Die Frankenhalle in Neustadt soll schon am Donnerstag 170 Menschen aufnehmen, die in Deutschland Zuflucht suchen. Foto: Rainer Lutz
Die Frankenhalle in Neustadt soll schon am Donnerstag 170 Menschen aufnehmen, die in Deutschland Zuflucht suchen. Foto: Rainer Lutz

An Stelle der Schulsporthalle von Arnold Gymnasium und Realschule wird nun die große Halle am Hallenbad voraussichtlich ab Donnerstag 170 Asylsuchende aufnehmen - eine organisatorische Meisterleistung ist dafür nötig.

Heute noch närrischer Abenteuerspielplatz für den Kinderfasching des Ski-Club Neustadt, soll die Frankenhalle morgen schon eine Notunterkunft für 170 Asylsuchende werden. Ein logistischer Kraftakt und die Ersatzlösung für eine Planung, die die Stadt noch schwerer hätte akzeptieren können: die Schulsporthalle von Gymnasium und Realschule.

Am Mittwoch vergangener Woche erfuhren die Schulleiter des Arnold-Gymnasiums und der Staatlichen Realschule, dass die gemeinsam genutzte neue Schulsporthalle nach dem Notfallplan des Landkreises ab dieser Woche als Behelfsunterkunft gebraucht werde, wie gestern bei einer Pressekonferenz der Stadt Neustadt bekannt wurde. Beide suchten sofort das Gespräch mit dem Landratsamt, baten um eine andere Lösung. "In ein Schulsystem mit 1500 Schülern ein so völlig anderes System zu integrieren", so AG-Schulleiter Karlheinz Schoofs schien ihm ebenso schwierig wie seinem Kollegen Ronald Bänisch von der Realschule. Beide lobten hier das Engagement der Stadt Neustadt. "Die Stadt ist nicht zuständig, sie hätte gar nichts tun müssen", weiß Ronald Bänisch.

Stattdessen unterstützte Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) das Anliegen der Schulleiter. "Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, aber angesichts der Situation erscheint sie und richtig", kommentierte Rebhan, dass die Wahl nun auf die Frankenhalle fiel.

Nun muss Manfred Lorenz das Umrüsten organisieren. Der Kreisbrandrat ist beim Landratsamt Coburg für die Koordination und die Umsetzung des Notfallplans zuständig. Mit dem THW wurden schon Feldbetten aus Coburg herbeigeschafft. Es gilt, die Verpflegung der Asylsuchenden durch die Mensa von AG und Realschule zu sichern. Ein Sicherheitsdienst muss engagiert werden, der die Bewachung übernimmt, es heißt soziale und medizinische Versorgung zu gewährleisten - alles in kürzester Zeit.

Neustadts Zweite Bürgermeisterin, Elke Protzmann (CSU), baut auf die tatkräftige Unterstützung aller Dienste. BRK, ASB, Feuerwehr und THW packen mit an. Das Familienzentrum in Neustadt ist in die Organisation eingebunden.

Was die Arbeit von Manfred Lorenz nicht leichter macht, ist der Mangel an Information, die er seitens der übergeordneten Stellen erhält. Bis heute weiß er nicht, ob die Halle Familien mit Kindern, nur Erwachsene oder vielleicht ausschließlich junge Männer aufnehmen muss. "Das kann man uns nicht sagen", ist die Auskunft, die er bekommt.

Unterdessen gilt es, eine Lösung für Schul- und Vereinssport zu finden, wofür die Halle ja jetzt genutzt wird. "Wir haben größtenteils Ausweichlösungen gefunden", sagt Rebhan. Vereine können abends Kapazitäten der Schulsporthallen nutzen. Teilweise muss auf die Franz-Goebel-Halle in Rödental ausgewichen werden. Von dort gibt es die Zusage zur Unterstützung.

"Heilfroh und dankbar", dass die Stadt Neustadt dem Landkreis bei der Unterbringung der Asylbewerber entgegen kommt, zeigte sich gestern Coburgs Landrat, Michael Busch (SPD). Freilich verstehe er die Kritik an den ursprünglichen Planungen, sagte Busch, bat aber auch um Verständnis: "Die Hallen am AG und der Realschule sind die einzigen Hallen, die für uns als Eigentümer greifbar waren." Wie lange die Frankenhalle nun als Übergangs-Unterkunft genutzt wird - darüber wollte Busch nur sehr ungern spekulieren. Er gehe von maximal vier bis fünf Wochen aus. "Aber sicher sein kann man da nicht."

Im Oktober vergangenen Jahres hatte die Regierung von Oberfranken dem Landkreis Coburg mitgeteilt, dass ein Notfallplan für die Unterbringung von Asylbewerbern zu erstellen ist. Der Krisenstab der Staatsregierung hatte entschieden, dass jede Kreisverwaltungsbehörde in Bayern für die kurzfristige Aufnahme von 200 bis 300 Asylsuchenden vorbereitet sein muss.

Für die Unterbringung im Notfall wurden drei Stufen festgelegt. Zunächst waren winterfeste Einrichtungen einzuplanen und für den Belegungsfall sofort beziehbar vorzubereiten. 200 bis 300 Personen sollten dort für fünf bis sechs Wochen leben können. Vorzubereiten sind demnach auch Bewachung, Verpflegung, soziale und medizinische Versorgung.

Parallel dazu sind für eine anschließende Unterbringung (Stufe zwei) Standplätze für Container, Thermozelte oder dergleichen vorzubereiten, in denen die Betroffenen mehrere Monate leben können.

Es sind darüber hinaus Vorkehrungen zu treffen, wie die Unterbringung auch über Stufe zwei hinaus gesichert werden kann. Hierzu sagt die Regierung, dass auch extra zu errichtende Bauten (so genannte Temporärbauten) in die Überlegungen mit einbezogen werden sollten.


Dringlichkeitsantrag gestellt

Die Vorgabe der Regierung von Oberfranken rief im Herbst alle Bürgermeister der Landkreisgemeinden auf den Plan. Sie sahen den Landkreis in der Frage der Unterbringung, aber auch der Begleitung so großer Flüchtlingszahlen vor extremen Herausforderungen. Unter anderem baten die Bürgermeister des Landkreises daraufhin wörtlich: "... alle notwendigen Schritte in die Wege zu leiten, um die Öffnung der Kasernen des Bundesgrenzschutzes auf dem Gebiet der Stadt Coburg und der Gemeinde Dörfles-Esbach zur Errichtung einer zentralen Unterbringung von Flüchtlingen in der Region Coburg zu erreichen."

Bernd Reisenweber (Bürgergemeinschaft) ist Vorsitzender des Kreisverbandes Coburg im Bayerischen Gemeindetag. Wenn es nach ihm und seinen Bürgermeister-Kollegen im Gemeindetag gegangen wäre, würde es also die Diskussion um eine Unterbringung der Asylsuchenden in Neustadt jetzt vielleicht gar nicht geben.
Reisenweber verwies auf Tageblatt-Nachfrage auf eben jenen Vorschlag des Gemeindetages aus dem vergangenen Jahr, dass sich der Landkreis um eine Öffnung von Teilen des ehemaligen BGS-Geländes in Coburg kümmern möge. "Eine Kaserne einer Hundertschaft hätte sich dafür perfekt angeboten", sagte der Ebersdorfer Bürgermeister - wenn man denn ein bisschen Druck auf den Bund als Eigentümer der BGS-Brache gemacht hätte.