Caco in Neustadt bietet ungewöhnliche Flexibilität in der Herstellung von Biegepuppen und geht bei ausgefallenen Kundenwünschen auch in Vorleistung.
Es beginnt alles mit einem Stück gedrilltem Draht. Geschickte Hände formen daraus etwas, das aussieht wie ein Strichmännchen. Der Draht wird mit einem besonderen Schaumstoff umwickelt, der wieder mit einem Stoffband, das nur für diesen Zweck hergestellt wird. Kleine Hände und Füße werden an die Drahtenden gesteckt, ein Kopf aus Kunststoff. Winzige Kleidungsstücke kommen hinzu. Dann ist eine Biegepuppe fertig, wie es sie nur von Caco in Neustadt, der Fritz Canzler GmbH, in der Straße Am Moos, zu bekommen ist.
Ingrid Berndt-Hausser von der Firmenleitung zeigt das Entstehen der kleinen Kunstwerke im umgekehrten Sinn. Sie zerlegt eine Puppe. So kann sie zeigen, wie viel Handarbeit in diesem Produkt steckt. Es sind 100 Prozent und sie findet zu ebenfalls 100 Prozent in Neustadt statt.
Made in Germany im ehrlichsten Sinn dieses Qualität versprechenden Begriffs.
Gute Auftragslage Die Arbeit an den sieben bis 14 Zentimeter großen Biegepuppen ist nicht für jeden geeignet. "Wir suchen zurzeit Arbeitskräfte", sagt Holger Gaksch von der Geschäftsleitung. Die Auftragslage ist nach eigenem Bekunden gut. Der Absatz steigt. "Wir müssen wachsen", stellt Gaksch fest.
Biegepuppen aus Neustadt gehen in alle Welt. Fast. Es gibt schon noch Märkte, die Gaksch gern erschließen möchte. Russland außerhalb Moskaus, wo Caco schon vertreten ist, zum Beispiel. Oder Saudi Arabien. Doch alleine ist das riskant und teuer.
Ein Partner, der vielleicht schon Vertriebswege in solche Länder aufgebaut hat, wäre gut.
Liebe zum Detail Spielzeug oder Kunstwerk? Das ist eine Frage, die Holger Gaksch nicht so absolut in eine der beiden Richtungen beantworten will. Die Puppen werden komplett von Hand gefertigt. Sie können individuell nach Wünschen des Kunden gestaltet werden, und sie werden mit unendlicher Liebe zum Detail gemacht. Kunstwerke also. Sie sind aber auch für Kinderhände geeignet, unempfindlich, echt spielbar eben. Also auch Spielzeug. "Die Spielwarenmesse in Nürnberg ist für uns der richtige Platz", ist Holger Gaksch überzeugt. Wenn die Fritz Canzler GmbH in diesem Jahr ihren Stand dort eröffnet, dann geschieht es zum 65. Mal. Genau wie bei der Messe selbst.
"Wir sind Gründungsmitglieder", sagt Ingrid Berndt-Hausser.
Lohnt sich der Aufwand für die Spielwarenmesse noch? Ob sie im kommenden Jahr auch wieder hin fahren werden, da sind sich beide noch nicht sicher. Einer der wichtigsten Hersteller von Puppenstuben und der dazugehörigen Ausstattung, die Firma Reutter, stellt in Nürnberg seit ein paar Jahren nicht mehr aus. "Wir haben uns optimal ergänzt", sagt Ingrid Berndt-Hausser. Reutter zeigte die kleinen Welten der Puppenstuben, Caco die Figuren, die erst den Spielwert einer Puppenstube ausmachen. Wichtige Kunden, vor allem aus weit entfernten Märkten wie Australien, kommen immer seltener zur Messe. "Wir müssen uns jedes Jahr fragen, ob sich der Aufwand für uns lohnt", erklärt Holger Gaksch.
Das Unternehmen muss allerdings möglichst viele Kunden auf sein Angebot aufmerksam machen, das individueller nicht sein kann.
"Ein Kunde wollte zum Beispiel Puppen für seinen Sohn, der in den USA geheiratet hat", erzählt Gaksch. Auf einem Foto steht das Brautpaar neben einem pinkfarbenen Cadillac, den Elvis einmal gefahren hat. "Den gab es als Modell" berichtet Holger Gaksch weiter. Auf Wunsch des Kunden wurden Püppchen gefertigt, die dem Brautpaar bis ins Detail gleichen. "Wir gehen bei solchen Aufträgen in Vorleistung", erklärt Gaksch. Die Puppen werden angefertigt. Der Kunde bekommt ein Foto zugeschickt, kann Änderungswünsche äußern, oder ablehnen. Nur wenn er die Puppe dann wirklich haben will, muss er zahlen.
Wie breit das Angebot des Neustadter Herstellers schon jetzt ist, zeigt die Reaktion von Kunden, die bei Messen und Miniaturenbörsen gefragt werden, was sie sich von Caco noch wünschen.
"Die sagen dann immer: Ihr habt doch schon alles", erzählt Ingrid Berndt-Hausser.
Handwerkliche Kunst Dass viele Abnehmer die kleinen Biegepuppen für Industrieprodukte halten und daher den Preis für zu hoch empfinden, ruft Neustadts Wirtschaftsförderin Sandra Franz auf den Plan. "Sie müssen zeigen, wie aufwendig und liebevoll die Puppen angefertigt werden, dass alles Handarbeit ist und zu 100 Prozent in Deutschland stattfindet", rät sie. Auch die Qualität sei schließlich ein Argument. Franz sieht die Arbeit bei Caco näher an einem Handwerksbetrieb mit Tuchfühlung zur Kunst. Vor allem aber im hohen Qualitätssegment. In der Tat kann Ingrid Berndt-Hausser bestätigen: "Wir haben keine Reklamationen." Sie meint damit nicht, dass es wenige gibt. Es gibt gar keine.
Handgefertigte Biegepuppen aus Neustadt sind also ein echter Tipp - auch für Unternehmen, die sympathische Werbeträger suchen, wie Sandra Franz feststellt. Gerade auf diesem Markt könne Caco seine absolute Flexibilität und Fähigkeit zu Klein- und Kleinstserien ausspielen. So wie bei der Kundin, die die Band Abba als Biegepuppengruppe wollte, oder bei einer anderen, die gern eine Bergmannskapelle für ihre Vitrine haben wollte. Caco macht es.