Fein, frisch, fränkisch

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Seit 30 Jahren auf dem Coburger Wochenmarkt: Willi Schölzke und Brigitte Jansky. Zu Ostern gibt's Bärlauchpesto und Osterbrot. Fotos: Christiane Lehmann
Seit 30 Jahren auf dem Coburger Wochenmarkt: Willi Schölzke und Brigitte Jansky. Zu Ostern gibt's Bärlauchpesto und Osterbrot. Fotos: Christiane Lehmann
 
Renate Degel und Tochter Traudel Schmitt verkaufen Stallhasen, Enten und Eier.
Renate Degel und Tochter Traudel Schmitt verkaufen Stallhasen, Enten und Eier.
 
 
Alexander Och mag Spinatb mit Räucherbauch.
Alexander Och mag Spinatb mit Räucherbauch.
 
Ulrich Wicklein - Meister der Osterlämmer
Ulrich Wicklein - Meister der Osterlämmer
 
 

Wer über den Wochenmarkt geht, der schmeckt und riecht den Frühling. Wer dort einkauft, kann sich jeden Bissen mit gutem Gewissen schmecken lassen.

Stallhasen sind an Ostern besonders gefragt. Renate Degel aus Untermerzbach weiß das. Seit über 50 Jahren bietet die Marktfrau ihre Enten, Hasen und Hühner samstags auf dem Markt an.
Weil eine ihrer Töchter aber keinen Hasen mag, landet bei ihr in diesem Jahr eine Ente im Festtags-Bräter. Doch sie erzählt uns gerne, wie sie den Hasen am liebsten zubereitet: mit Zwiebeln, Möhren, Hühnerbrühe, Rotwein, schön Salz und Pfeffer - und Sahne natürlich. Manch einer gebe Lorbeerblätter dazu, sagt sie fast ein wenig widerwillig. Ihre Kundin, die gerade zehn bunte Eier gekauft hat, spürt ihre Abneigung und gibt Renate Degel Recht: "Lorbeerblätter nehmen den feinen Hasengeschmack!" "Siehste", sagt die Marktfrau und schaut ihre Tochter Traudel Schmitt an, die es schade findet, dass die Mutter wegen der Schwester keinen Hasen am Sonntag macht.
Genug hätten sie ja, denn ob am Samstag alle Stallhasen auf dem Markt verkauft werden, ist fraglich. "Wir haben jedenfalls genug dabei", lacht die Geschäftsfrau mit Schürze und Kopftuch. Zwischen 16 und 30 Euro kostet der frisch geschlachtete Stallhase.
Dafür muss Dietmar Herr viele Eier verkaufen. Aber das tut er auch. An Ostern ganz besonders: 30 Prozent mehr als sonst - mal eben so 8000 bis 9000 Stück gehen da über die Theke. "Alles aus Bodenhaltung", betont der Unternehmer. Größe M bis XXL ist im Angebot, der Preis liegt zwischen 17 und 22 Cent. Ist das Ei gefärbt, kostet es 30 Cent, aber Farbe hat eben seinen Preis - noch dazu, wo die Eierfärberei in Aschaffenburg liegt.
Der Duft frisch gebackener Osterbrezeln zieht vom Stand nebenan herüber. Ulrich Wicklein von der gleichnamigen Bäckerei bringt gerade Nachschub: Frisch gebackene Lämmchen, Osterbrot und Plunderbrezeln gehen weg "wie warme Semmeln", lacht Gerlinde Ritter, die nebenbei noch die Bestellungen der Brotlaibe abwickelt. Besonders stolz ist jedoch auf den Hefekranz mit Mohn oder Quark, "den sonst keiner so anbietet" und der auch fast schon ausverkauft ist. Damit die Auslage am Samstag wieder komplett ist, brennt der Backofen in der Bäckerei Wicklein die ganze Nacht zum Samstag.


Inmitten Coburgs grüner Stube

Recht früh muss auch Otmar Renner von der Gärtnerei Renner aus Priesendorf aufstehen. Aber er tut's mit Humor. Schließlich gehört das Markttreiben zu ihm, wie Prinz Albert zu seinem Stand. Am Fuße des Denkmals - sozusagen mitten in der grünen Stube Coburg - bietet er Rabatten von Osterglocken, Primeln und Traubenhyazinthen feil. Ein Weidenkätzchen da, ein Ast Korkenzieher dort - seit über 40 Jahren.
Was Alexander Och am liebsten mit seinem frisch geernteten Spinat macht, fragen wir den Gärtner aus Oberelldorf - und er antwortet verschmitzt: "Verkaufen!" Das tut er das ganze Jahr, aber jetzt zu Ostern natürlich ganz besonders. Von der Waage direkt in den Einkaufskorb wandert da Kilo um Kilo, Blatt für Blatt. Fein gehäckselt, mit Kartoffeln, Spiegelei und einem schönen Stück Räucherbauch, so isst Alexander Och seinen "nicht-verkauften" Spinat am liebsten. Da wird er heute nicht allein sein.


Probieren? Bitte sehr!

Nach alter Tradition stehen in Coburg am Gründonnerstag Spinat und Eier auf dem Tisch. Wer das partout nicht mag, dem "Grünen" jedoch gerecht werden möchte, der halte sich doch an den Bärlauch. Brigitte Jansky und Willi Schölzke streichen ihr Bärlauchpesto direkt aufs Brot. Wer vorbeikommt, darf probieren. Im eigenen Wald gesammelt, enthält das "Powerkraut", wie die Marktfrau das Zwiebelgewächs nennt, neben Eisen, Mangan, Vitamin C, Magnesium, Flavonoiden besonders viele ätherische Öle.
Nicht umsonst hat der Bärlauch seinen Namen von den Bären, die ihn nach ihrem Winterschlaf verzehrten, um sich zu reinigen und neue Kraft zu tanken.