Es muss ja nicht Katharina sein

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Geschützter Genuss: Kreisfachberater Thomas Neder muss erst den Organzabeutel öffnen, um an die Trauben am Wein-Pergel im Lehrgarten des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege zu kommen. Gerade die frühen Traubensorten gedeihen im Coburger Land inzwischen prächtig. Fotos: Berthold Köhler
Geschützter Genuss: Kreisfachberater Thomas Neder muss erst den Organzabeutel öffnen, um an die Trauben am Wein-Pergel im Lehrgarten des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege zu kommen. Gerade die frühen Traubensorten gedeihen im Coburger Land inzwischen prächtig. Fotos: Berthold Köhler
So schaut sie aus, die Katharina: Ein paar Tage Sonne und Wärme bräuchte sie noch, dann wäre auch sie ein Genuss.
So schaut sie aus, die Katharina: Ein paar Tage Sonne und Wärme bräuchte sie noch, dann wäre auch sie ein Genuss.
 

Richtig süß und mehr als nur "bio": Im Coburger Land gedeihen schmackhafte Tafeltrauben.

Mit dem süßen Genuss von Tafeltrauben aus heimischem Anbau, da ist es ein bisschen wie mit den Frauen. Klar: Bierernst meint Gartenbaufachberater Thomas Neder diesen Vergleich nicht, weil er schon mitten im Ratschlag selbst lachen muss: "Das ist wie mit dem Lippenstift. Selbst wenn er noch so schön rot leuchtet: So schnell sollte man sich nicht verführen lassen." Wer's nicht glaubt, der beiße in die Katharina-Traube im Lehrgarten des Coburger Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege. So rot und doch so sauer.

Wobei es aber nicht grundsätzlich an den klimatischen Verhältnissen liegt, dass man die saure Katharina (jetzt noch) nicht essen kann. Denn grundsätzlich, sagt Thomas Neder, kann man inzwischen im Coburger Land durchaus schmackhafte Tafeltrauben anbauen. "Aber nur frühe und mittlere Sorten, die in der Regel im September schon reif sind", sagt der Kreisfachberater für Gartenbaufragen. Denn anders als gar nicht so viele Kilometer weiter südlich fehlt zwischen Itz und Muppberg der Main als Wärmespeicher. Deshalb wird das Coburger Land immer nur eine Randlage beim Traubenanbau innehaben - mehr nicht. Thomas Neder weiß alleine schon deshalb ganz genau, wovon er spricht, weil er im Lehrgarten rund 20 verschiedene Reben mit Tafeltrauben stehen hat.

Aber heuer, da ist nicht der allgemeine Klimawandel das Problem. Es waren die Nachtfröste im April, die den Trauben im Gelände neben dem Landratsamt das Leben schwergemacht haben. Sechs, sieben Grad minus im Frühling haben viele Pflanzen absterben lassen oder zumindest schwer im Wachstum gebremst. "Drei Wochen sind wir auf jeden Fall hinten dran", sagt Thomas Neder, während er eine Romulus-Traube zupft. Die ist eine frühe Sorte, erklärt der Fachberater: "Klein, süß, ohne Kerne - perfekt für Kinder." Himrod ist auch so eine Traube, mit der man einen zuckerverwöhnten Gaumen erfreuen kann. Isabella blau hingegen ist eher was für Erwachsene. Der Kreisberater empfiehlt sie "für den exquisiten Geschmack": geleeartig im Biss; süß, aber auch samtig.

Einen ausgeprägten grünen Daumen braucht man nach Ansicht von Thomas Neder nicht, wenn man sich ein paar Reben (erhältlich in vielen Rebschulen für rund 15 Euro das Stück) in den Garten setzen möchte. Nur beim Entblättern der Trauben im Sommer muss man ein bisschen aufpassen. "Leicht", sagt der Gartenbaufachmann, sollte dies geschehen. Also so viele Blätter rund um die Trauben wegnehmen, dass der Morgentau schnell verdunsten kann. Aber so viel Laub dranlassen, dass die Früchte keinen Sonnenbrand erleiden.

Die Natur bitte mitnaschen lassen

Eine Sache, die legt Thomas Neder den Hobby-Gärtnern besonders ans Herz: "Hände weg von jedweder Art von Spritzmitteln!" Denn so was braucht man beim Traubenanbau nicht. Und schließlich ist es für den Fachberater doch gerade der "riesige Vorteil", wenn man Obst aus dem eigenen Garten hat: es ist unbehandelt. "Bio-bio sozusagen", scherzt Neder vor dem ernsten Hintergrund, dass Trauben im Supermarkt eigentlich nie ohne eine zusätzliche Behandlung zu bekommen sind.

Und noch was: Wer Reben pflanzt, muss vielleicht keinen grünen Daumen, sollte aber zumindest ein grünes Herz haben. Thomas Neder zeigt auf die kleinen Stoff-Säckchen, die viele der Trauben-Bündel im Kreislehrgarten umhüllen. Organzabeutel heißen die und erklärt, was es mit denen auf sich hat: "So kann ich entscheiden, wie viele meine Weinbeeren ich mit den Vögeln teile." Denn nur für sich alleine sollte man die süßen Früchte nicht behalten, sagt der Fachberater und verweist besonders auf die Amseln, die nicht nur gerne Trauben naschen, sondern auch in alten Hausreben brüten. Zweiter Nebeneffekt: Die Kirschessigfliege, die oft Weintrauben schädigt, wird von den Organzabeuteln gestoppt.

Wer sich Anregungen für den Anbau von Tafeltrauben im heimischen Garten holen möchte, hat noch bis Ende des Monats die Gelegenheit dazu: Im November schließt der Lehrgarten des Kreisverbandes für Gartenbau seine Pforten. Ob bis dahin selbst späte Traubensorten reif sein werden, da ist sich Thomas Neder nach dem schwierigen Start ins Jahr allerdings nicht so sicher.