Erzbischofs Ludwig Schick eröffnete die katholischen Fastenaktion für das Erzbistum Bamberg in der Coburger St.-Marien-Kirche.
Nächstenliebe und Gerechtigkeit seien voneinander nicht zu trennen. Das war die zentrale Botschaft des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick bei der zentralen Eröffnungsfeier der katholischen Fastenaktion Misereor für das Erzbistum Bamberg am Sonntag in der Coburger St.-Marien-Kirche. Erzbischof Schick feierte den Gottesdienst zusammen mit dem brasilianischen Bischof Frei Wilbur Santin. Erzbischof Schick forderte die Gläubigen auf dem Vorbild Jesu nachzufolgen.
Er wies dabei auch besonders auf die Menschen hin, deren Existenz und deren Existenzgrundlagen bedroht seien. Schick erinnerte an die Menschen in Brasilien im Einzugsgebiet des Amazonas. "Der Regenwald ist für die indigene Bevölkerung dort unabdingbar." Staudammprojekte und groß angelegte Holzrodungen zerstörten die Lebensgrundlagen dieser Menschen. "Daran ist auch unser unbedachter, am Konsum orientierter Lebensstil schuld", erklärte der Erzbischof.
"Es entstehen Wüsten dort, wo regenreicher Urwald war. Schon allein die Vernunft rät, uns für den Erhalt des größten Wasserreservoirs im Amazonasgebiet einzusetzen."
Das Recht bilde die Basis der Barmherzigkeit stellte Schick heraus. "Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit ist Grausamkeit, Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist Chaos", zitierte Schick den Kirchenlehrer Thomas von Aquin. Dazu stellte er fest: "Die liebende Barmherzigkeit löscht das Recht nicht aus, sie überhöht das Recht!" Daraus folgerte der Erzbischof, dass praktizierte Nächstenliebe auch die Aufgabe habe, die Menschenrechte zu sichern. Das Recht sei die Grundlage jeden Menschenlebens. "Das Recht beginnt mit der Würde eines jeden Menschen."
Bischof Frei Wilbur Santin beklagte in seiner Rede, dass eine Landreform, die in seinem Heimatland zu einer gerechteren Landverteilung hätte führen sollen, mittlerweile gescheitert sei.
Es sei deswegen auch ein Projekt von Misereor, die brasilianischen Kleinbauern in ihrem Kampf um ihr Land zu unterstützen.
Die in Coburg verheiratete Brasilianerin Maurinice "Nini" Beyersdorf erinnerte an die vielfältigen Beziehungen zwischen Coburg und Brasilien. In der Gruft der St.-Augustin-Kirche seien fünf Brasilianer begraben, Angehörige des Coburger Herzogshauses. Die historischen Beziehungen und das seit 1992 jährlich stattfindende Internationale Sambafestival hätten dem Vernehmen nach, so war aus dem Umfeld des Erzbischöflichen Ordinariats zu vernehmen, wohl auch den Ausschlag dafür gegeben, dass die Misereor-Eröffnung in diesem Jahr in Coburg stattgefunden habe.
Verschiedenen Chöre sangen unter der Leitung von Christine Göbel. Die Orgel spielte Dekanatskirchenmusikerin Gabriele Hirsch.