Die Garden des Faschingsvereins Seßlach üben bereits intensiv für die Bunten Abende. Auch Bürgermeister und Stadträte werden sich auf die Bühne wagen. Löst der Landrat sein Versprechen ein?
"Super", "toll", "gut gemacht", "klasse": Julia Rößner spart nicht mit Lob, als die jungen Tänzerinnen der Kindergarde Räder schlagen. Auch die Jüngsten, die wenig mehr als einen Hüpfer zustande bringen, bekommen von ihrer Trainerin ein aufmunterndes "Prima, weiter so!" zu hören. Seit den Osterferien proben alle Garden des Seßlacher Faschingsvereins bereits für ihre bevorstehenden Auftritte in der Faschings-Hochburg.
Beim Gardetanz muss der Rhythmus stimmen. "Eins, zwei, drei, vier, Gardeschritt", zählt Trainer-Kollege Thomas Eiermann im Musiksaal der Seßlacher Mittelschule den Takt vor. "Den Mädels kann ich noch ein wenig zeigen", meint der 52-Jährige augenzwinkernd.
Dann versucht Eiermann den jungen Mädchen im Alter von sechs bis zwölf Jahren Haltung beizubringen und wirft sich demonstrativ selber in Positur: "Genau so will ich Euch sehen!"
Tanzen ist "voll cool" Die 17 Mädchen eifern ihn mit Begeisterung nach. Mitten unter ihnen sind Anne Böhm und Nele Müller, die amtierende Kinderfaschingsprinzessin. Beide sind mit zwölf Jahren die Erfahrensten in der Kindergarde und haben auch nach sechs Jahren den Spaß am Gardetanz sichtlich nicht verloren. "Ich fand Tanzen gleich voll cool", meint Böhm. "Mich inspiriert die Musik", fügt Nele hinzu. Doch gegen Ende der anderthalb Stunden Training lässt nicht nur bei den Jüngsten die Konzentration sichtlich nach. "Denkt an Eure Reihen!", mahnt Rößner ein ums andere Mal, während Eiermann angesichts der ovalen Kreise "Rund bleiben!" ruft.
Auch die Schlussaufstellung passt den Trainern noch nicht ganz. "Es war gut, aber nicht perfekt", bilanziert Eiermann.
Haltung bewahren Weitaus weniger Zwischenrufe brauchen Carina Schäfer und Kerstin Thein, die anschließend die Jugendgarde trainieren. Mussten sie beim Einstudieren der von ihnen choreografierten Garde- und Hip Hop-Showtänze anfangs die Schritte noch mittanzen, sind jetzt nur noch Details zu korrigieren. "Publikum!" ruft Thein etwa, wenn die Köpfe der Zwölf- bis Sechzehnjährigen nicht nach vorn zeigen. Alle sind bereits mindestens sechs Jahre dabei und wissen, worauf es neben Haltung, Reihe halten, Rad und Spagat ankommt. Mitten unter zehn Tänzerinnen bewegt sich, beinahe ebenso grazil, Lukas Büchner. Mit komischen Reaktionen seiner Freunde und Mitschüler auf sein ungewöhnliches Hobby hat der 15-Jährige gelernt umzugehen.
"Ich kann Tanzen nur weiterempfehlen", sagt der Altensteiner nachdrücklich, der schon seit seinem 9. Lebensjahr tanzt. Beim Tanzkurs nächstes Jahr wird dem Schüler der Eberner Realschule seine Erfahrung zugutekommen, hofft er. Thomas Eiermann tanzte ebenfalls "schon als junger Bursche", bevor er unter anderem zeitweise die Prinzengarde trainierte und das Männerballett verstärkte.
Kommt der Landrat? Auch die Prinzengarde und weitere Tanzgruppen des Seßlacher Faschingsvereins befinden sich eine Woche vor dem ersten von drei Bunten Abenden in der heißen Probenphase. Zu den "Mauerschwälbchen", dem beliebten Männerballett, zählen selbst der Bürgermeister sowie zwei Stadträte. Da sind die Begeisterungsstürme des Publikums programmiert.
Erst recht, wenn auch der Landrat sein Versprechen aus dem Vorjahr einlösen wird, sich als Tänzer auf die Seßlacher Bühne zu wagen.
Und die "Chickendales", die bei ihrem Charleston erneut durch Präsident Jens-Peter Scholz verstärkt werden, entzückten zuletzt ebenfalls ihre Zuschauer. Für weitere Highlights werden Darbietungen der Showtanzgruppe "Kustiba" und die Dietersdorfer Kindertanzgruppe "Flying Feet" sorgen. Nicht zu vergessen Tanzmariechen Mia Thein, die im letzten Jahr zum Publikumsliebling avancierte.
Wer weniger auf Tanzdarbietungen steht, wird ebenfalls auf seine Kosten kommen: "Mindestens zwei, eventuell drei Stadträte werden sich auch in die Bütt wagen", verrät Scholz, "einer davon wird sogar singen." Kenner des Seßlacher Faschings werden unschwer erraten, dass es sich bei dem Sänger um Zeremonienmeister Markus Brehm handelt. Außerdem kommen Ottmar Höhn als Merlacher Schmied, ein Gast aus Berlin, und es gibt ein Publikumsspiel mit Kerstin Thein. Immerhin so viel wollte der Präsident vorab preisgeben, während er und sein Team die Bühne im Seßlacher Sportheim aufbauten.