Laut eines Gutachtens kann Media Markt auf die Lauterer Höhe ziehen. Die CSU-Fraktion spricht sich dagegen aus.Laut eines Gutachtens kann der Media Markt auf die Lauterer Höhe ziehen. Die CSU-Fraktion im Coburger Stadtrat spricht sich allerdings dagegen aus. Sie befürchtet Verluste in der Städtebauförderung und glaubt, dass die Ansiedlung den Vorgaben des "Isek" widerspricht.
Es gibt Reizwörter, die bringen den einen oder anderen Stadtrat gern in Wallung: "Isek" - die Abkürzung für Integriertes Stadtentwicklungskonzept - ist so eines, "Media Markt" noch viel mehr. Um beides zusammen ging es am Gründonnerstag in der Stadtratssitzung - und so musste Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) in seiner letzten Sitzung, ehe er aus dem Amt scheidet, den Reizwörtern noch einige mahnende Worte entgegensetzen.
Eigentlich ging es am Donnerstag vordergründig darum, ein Gutachten zur Kenntnis zu nehmen. Die Münchner Beratungsfirma CIMA hatte untersucht, ob die Ansiedlung des Media-Marktes mit 2800 Quadratmeter Verkaufsfläche auf der Lauterer Höhe innenstadt-verträglich und Isek-konform ist. Der Elektrofachmarkt hat seit vielen Jahren eine Filiale in Rödental, möchte aber auf die Lauterer Höhe umziehen.
Laut CIMA-Mitarbeiter Dominik Desch, der das Gutachten dem Stadtrat vorstellte, spricht nichts gegen einen Umzug.
Nichts Passendes in der Stadt Zum einen liege der Markt mit 2800 Quadratmetern deutlich unter der maximal vertretbaren Verkaufsfläche von 3950 Quadratmetern. Zum anderen gebe es im Isek Ausnahmeregelungen. Eine besage zum Beispiel, dass "Ausweichflächen" auf der Lauterer Höhe gestellt werden dürften, wenn im Innenstadtbereich keine geeigneten Flächen zur Verfügung gestellt werden könnten. Dies sei hier der Fall, erläuterte Desch. Das ehemalige C&A-Gebäude in der Ketschengasse, das durchaus die passende Größe für einen Elektrofachmarkt gehabt hätte, sei inzwischen anderweitig vermietet.
Und das Postareal sei "nicht geeignet".
CSU-Fraktionschef Hans-Herbert Hartan fand diese Aussage "beinahe geschäftsschädigend". "Haben Sie mit den Eigentümern des Postgeländes gesprochen?", wollte er von Desch wissen. Er kündigte an, die gesamte Fraktion werde dagegen stimmen, sollte - wie in der Beschlussfassung vorgesehen - über die Aufstellung eines Bebauungsplanes entschieden werden.
Lieber aufs Postgelände Auch Hartans Parteikollege und Nachfolger im Fraktionsvorsitz, Jürgen Oehm, schlug in diese Kerbe: Das Gutachten sei von einem privaten Investor in Auftrag gegeben und der erwarte selbstverständlich ein positives Ergebnis. Wie Hartan sei auch er der Meinung, dass die Ansiedlung auf der Lauterer Höhe den Isek-Vorgaben widerspreche; er halte dagegen eine Ansiedlung auf dem Postgelände für wichtiger.
"Stadtplaner sind die größten Sozialisten - sie überplanen einfach etwas, egal, ob es ihr Eigentum ist oder nicht", sagte OB Kastner, den es sichtlich Mühe kostete, bei der Diskussion ruhig zu bleiben. "Es gab zig Gespräche mit den Eigentümern des Postgeländes", erinnerte er. "Das Areal ist geeignet, aber nunmal nicht verfügbar." Und daran wird sich, nach Kastners Meinung, auch in der nächsten Zukunft so schnell nichts ändern.
Zur Städtebauförderung, die Hartan und Oehm durch die Ansiedlung auf der Lauterer Höhe in Gefahr sehen, müsse sich die Regierung von Oberfranken äußern, betonte Kastner. "Sollten sie da streichen, wäre das hochgradig skandalös." Außerdem sei Fachmarkt wie Media Markt nun einmal in einem Oberzentrum wie Coburg besser aufgehoben als im Mittelzentrum Rödental, mahnte der OB.
Wieder nix aus Mücke gelernt? Wenn Coburg den Hintern weiter schön am Boden hält und die Filetstückchen in die Nachbarorte abwandern lässt, dann solle bitte auch das Geweine aus dem Stadtrat, dass doch das Sparen so schlimm und schwierig ist, enden.
Falls das in dieser Verwaltung noch nicht angekommen ist: Der Investor sagt, was er möchte. Ist die Verwaltung dazu nicht bereit, wird ein flexibler Unternehmer einen Ausweg finden, trotzdem die Kunden zu bedienen. "Wasser abgraben", wie das despektierlich hier heißt.
Wenn ich das richtig gelesen habe, dann hat der Investor signalisiert, dass das Postgelände für ihn von vornherein nicht akzeptabel ist. Warum also sollte da noch Zeit verschwendet und Gespräche geführt werden, wenn das Ergebnis schon klar ist. Meine Prognose: Solange die SPD den Bürgermeister stellt, wird sich in diesem Gebäude nicht mehr bewegen als bisher.
Vor dem Sitzungssaal im Leben, da regiert das Geld die richtige Welt, nicht fromme Wünsche und Parteientaktik.
Aber was solls. Mir kann es egal sein, ob ich nach Rödental fahre oder nach Ebersdorf. Coburg wäre bei den Parkgebühren sowieso nur ein Ort zum durchqueren.