Kevin Krawietz und Andreas Mies setzten ihren Erfolgsmarsch beim Grand-Slam-Turnier in Paris fort.
Nur die Zuschauer-Resonanz war diesem Grand-Slam-Viertelfinale unwürdig. Denn auf dem spärlich besetzten Ränge des Court Suzanne-Lenglen spielte das deutsche Duo wie entfesselt: Kevin Krawietz - mit Drei-Tages-Bart - und Andreas Mies - erneut mit einem schwarzen Tape-Verband am rechten Knie - gewannen ihr Viertelfinalspiel bei den French Open mit 6:4 und 6:4. Mit einer Weltklasse-Leistung erreichten "Kramies", wie schon im Vorjahr, erneut das Halbfinale beim wichtigsten Sandplatz-Turniers der Welt.
110 000 Euro sind dem deutschen Tennis-Duo mit dem Erreichen des Halbfinales bereits sicher. Das sind rund 40 Prozent weniger als 2019.
Das Match gegen die britischen Doppelspezialisten Jamie Murray und Neal Skupski stand von Beginn an auf einem hohem Niveau. Dabei trotzen die vier Protagonisten selbst dem teilweise heftig durchs Stadion blasender Wind. Spektakuläre Ballwechsel mit tollkühnen Volleys, zentimetergenauen Lobs und extrem scharfen Returns. Mehrmals verließ die Schiedsrichterin ihren Stuhl, um den Abdruck des Balles zu kontrollieren. Es ging eng zu in diesem Viertelfinale, fast jedes Spiel war hart umkämpft. Doch die Titelverteidiger hatten am Ende den größeren Speed und leben ihren Traum von der Titelverteidigung weiter.
Der 1. Satz
Kramies reichte im ersten Satz ein Break im dritten Spiel, um mit 6:4 zu triumphieren.
Der entscheidende Unterschied: "Kramies" nutzen ihren einzigen Breakball, die Britten dagegen keinen von insgesamt fünf. Nach 45 Minuten brachte der Witzmannsberger auch seinen dritten Aufschlag durch. Mies machte mit einem erbarmungslosen Vorhand-Volley den Deckel drauf. Die an Position 13 gesetzten Engländer nahmen beim Seitenwechsel mit gesenktem Haupt auf ihren Stühlen Platz, waren sie doch gefühlt das bessere Team. Allerdings fehlten Skupski und Murray, der mit einer gewöhnungsbedürftigen, schwarzen Leggings den empfindlichen Temperaturen trotzte, eindeutig die Effektivität im finalen Moment.
Der 2. Satz
Das erste Spiel begann mit der "Becker-Faust" von Mies - gerade gelang dem Kölner nämlich erneut ein Top-Return. Er feuerte damit sich, aber auch seinen Witzmannsberger Partner lautstark an. Immer wieder ballte er im weiteren Verlauf seine Hand. Mit Erfolg: Denn wieder gelang den Deutschen ein schnelles Break. Die Zuversicht bei dem in marineblauen Shorts und neongelben Hemden mit weißem Bruststreifen angetretenen im fränkisch/rheinischen Duo stieg jetzt von Minute zu Minute.
Im siebten Spiel verpassten sie bereits die Vorentscheidung, als "Kramies" zwei Breakchancen ungenutzt ließen. Und bei 5:3-Führung vergaben sie sogar die ersten vier Matchbälle.
Doch das alles hakten die Titelverteidiger schnell ab, transportierten ihr wertvolles Break weiter souverän durch den Satz. Bei eigenem Aufschlag ließen sie nämlich keinen einzigen Spielball zu. Nach exakt einer Stunde und 39 Minuten war die nächste Hürde auf dem langen, aber immer wahrscheinlicher werdenden Weg zur Titelverteidigung in Roland Garros übersprungen.
Krawietz schmetterte mit seinem roten Racket, das mit einer grünen Saite bespannt ist, die gelbe Filzkugel den Engländern ohne Rücksicht auf Verluste bei eigenem Aufschlag um die Ohren. Danach fiel er erleichtert und freudestrahlend seinem kongenialen Partner um den Hals.