Ob zitrusgelb oder bernsteinfarben, ob bitter oder malzig: Beim Unterelldorfer Brauhausfest kamen alle Freunde des Gerstensafts auf ihre Kosten.
Welche Vielfalt bieten die handgemachten Biere im Rodachtal? Und wie unterscheiden sich einzelne Sorten in Aussehen, Geruch und Geschmack? Diesen Fragen ging der Bamberger Biersommelier Markus Raupach auf Einladung der Initiative Rodachtal (IR) am Samstag mit Hilfe vieler Test-Trinker beim diesjährigen Brauhausfest in Unterelldorf nach. Die interkommunale Kooperation hat es sich mit ihrem Leitprojekt "Backen und Brauen" unter anderem zur Aufgabe gemacht, die Kultur der vielen nicht-kommerziellen Brau- und Backhäuser der Region am Leben zu erhalten.
Brauhaus als Ortsmittelpunkt
Wie identitätsstiftend ein Brauhaus für die Dorfgemeinschaft ist, lässt sich in Unterelldorf vortrefflich beobachten: Das Gebäude dient nicht nur räumlich als Ortsmittelpunkt. Umso mehr freuten sich die Einwohner, als das 1848 erstmals erwähnte Sudhaus anlässlich der Dorferneuerung mit Hilfe des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) saniert werden konnte. Was hier gemeinschaftlich erreicht wurde, honorierte das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2017 mit dem Staatspreis für vorbildliche Dorferneuerung und Baukultur und 2000 Euro Preisgeld. Das instandgesetzte ortsbildprägende Gebäude trage als zentraler Treffpunkt für die Dorfbewohner zur Belebung der Ortsmitte bei und stärke das "Wir-Gefühl" im Dorf, hieß es in der Begründung.
Zwei Probedurchgänge
In zwei Probedurchgängen ließ Moderator Raupach am Samstag die freiwilligen Bier-Tester selbst erleben, welchen Genuss die heimische Bierkultur bietet. Fünf Biere hatten Brauvereine und Brauereien dazu zur Verfügung gestellt: Als erstes präsentierte Stefan Pachsteffl das Hausbrauerbier aus dem Seßlacher Kommunbrauhaus. "Riecht erst am Bier, dann nehmt einen Schluck, lasst ihn eine Weile im Mund und atmet nach dem Runterschlucken durch die Nase aus", riet Raupach. Eine Duftnote von Heu und Zitrus sowie eine "angenehme Milde im Mund" bescheinigte der Bierprofi dem Kommunbräu, während Linda Hertwig aus Redwitz es "eher etwas bitter" fand. Woher die "Hopfenbitterkeit" kommt, konnten die Probanden nach dem Zerteilen der Hopfenblüten selber testen, um die Harze, Bittersäuren und ätherischen Öle zu riechen und fühlen.
Ob das Hausbräu fast so gut schmeckt wie das Bier der Gastgeber, wie Vorsitzender Helfried Schleicher behauptete, konnten die Bierprobanden dann probieren. Überwiegend für den Eigenbedarf brauen die Männer vom Brautraditionsverein ihr Kellerbier, nur beim Brauhausfest werden einige Hektoliter frei verkauft. "Es riecht strenger, herber als das Seßlacher", fand Angela Francisca Endress (Seßlach), außerdem sei es dunkler in der Farbe. Für Raupach ein Anlass, etwas zur Rolle der Röstaromen des Malzes zu sagen: Hohe Temperaturen und kurze Röstzeiten machten das Bier dunkler, weniger Hitze und Zeit ließe es heller bleiben, erläuterte der Bamberger Gerstensaft-Profi, der in der Domstadt 2013 seine "Bierakademie" gründete und seit 2018 auch an der "Genussakademie Bayern" in Kulmbach doziert.
Probleme beim Einschenken hatte Brauer Helmut Florschütz von der Gemeinschaftsbrauerei Roßfeld (Bad Rodach), weil deren Bier stark schäumte. Mehr Kohlensäure sei dafür verantwortlich, schilderte Raupach. So sei zu erwarten, das diese Sorte stärker prickele. Weil Eiweiße für den Schaum sorgten, sollten Gläser nach dem Kontakt mit Spülmittel immer gut mit Wasser nachgespült werden. "Es ist nicht so stark gehopft und im Fass nachgereift", bewertete Pachsteffl das Roßfelder Bier. Bei einem härteren Wassergrad sei es schwer ein hopfenbetontes Bier zu brauen, fügte Raupach hinzu. Das Roßfelder Selbstgebraute gefiel vielen Testern mit am besten. "Das ist vielleicht eher ein Frauenbier", kommentierte Endress.